Die Bernsteinhandlerin
geschlossene Reihen von Panzerreitern. So zumindest lautete die Ãberzeugung Gernots â Barbara hingegen hatte nicht die geringste Absicht, ein solches Spiel auch nur in Erwägung zu ziehen.
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Am nächsten Tag brachen sie in aller Frühe auf. Zuvor lieÃen sie sich den Weg nach Mitau beschreiben, den Gernot von der Tann ihnen dringend anempfahl. Gegenwärtig seien die Wege sicher, und es gäbe kaum Belästigungen durch Wegelagerer und Räuber. »Jedenfalls, solange Ihr in den Grenzen meiner Komturei reist!«, fügte er augenzwinkernd hinzu. »Für den Commendator von Mitau lege ich da meine Hand nicht ins Feuer. Der ist geneigt, die Dinge ein bisschen weniger streng zu sehen als ich, doch was soll man in einer Zeit erwarten, da der Hochmeister in der Marienburg die Neuwahl eines livländischen Landmeisters verzögert, um seine eigenen Ziele durchzusetzen?« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Aber ich will mir nicht mit unüberlegtem Gerede den Mund verbrennen.«
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Einen Tag brauchten Erich und Barbara, um Mitau zu erreichen. Die eigentliche Burg lag auf einer Halbinsel am Zusammenfluss zweier Wasserläufe, die sich danach zu einem gröÃeren Strom vereinigten, der nach einem westlich geführten Bogen schlieÃlich ein paar Meilen südlich von Riga in die Düna mündete. Die eigentliche Stadt der Handwerker und Gewerbetreibenden lag am westlichen Ufer.
Da der Komtur von Burg Mitau zu den Anhängern des schnell verstorbenen Landmeisters Albrecht von Gomringen gehört hatte, hielten sie es für besser, in diesem Fall nicht die Gastfreundschaft der Komturei in Anspruch zu nehmen, obwohl man sie ihnen gewiss nicht verweigert hätte. Nachdem Barbara ja gesehen hatte, dass die Arme des Rings der schwarzen Kreuze sogar bis in ein abgeschiedenes Dänendorf im Niemandsland Schamaitiens reichten, war sie misstrauischer geworden.
Eine Ãbernachtung in einem der wenigen Gasthäuser des Ortes kam unter diesen Umständen allerdings ebenfalls nicht in Frage, und so ritten sie zunächst einfach weiter, ehe sie irgendwann auf einem Bauernhof ein Lager fanden. Sie schliefen im Heu des Pferdestalls, das war immerhin um einiges angenehmer als das Kampieren auf dem Boden. AuÃerdem gab es reichlich Hafer für die Pferde. Dem Bauern gaben sie dafür ein paar Münzen.
»Morgen werden wir Riga erreichen, es sei denn, irgendein schlimmes Unwetter oder ein paar Strolche am Wegesrand machen uns einen Strich durch die Rechnung«, sagte Erich, als sie aneinandergeschmiegt im Heu unter ihren Decken lagen.
»Ja«, flüsterte sie. Aber sie klang nicht besonders glücklich.
ACHTZEHNTES KAPITEL
In Riga und wieder fort
Es gab einen Hafen an der Düna-Mündung, der aber auf Anweisung des Erzbischofs geschlossen werden musste, sodass Riga der einzige Ort in weitem Umkreis wurde, an dem es gestattet war, einen Handelsplatz zu errichten. So erst gelangte die Stadt zu ihrer vollen Blüte.
Chronicon Livoniae
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»Da ist sie â die Stadt, in der ich geboren wurde und aufgewachsen bin!«, rief Barbara freudig aus. Sie zügelte ihr Pferd und hielt einen Moment inne.
»Schon auf die Entfernung sieht man diesem Ort seinen Reichtum an«, stellte Erich fest. »Dann werde ich mal hoffen, dass man sich dort auch einen wie mich in der Stadtwache leisten kann!«
Barbara schaute ihn erstaunt an. »Demnach habt Ihr also schon Pläne geschmiedet?«
»Einen Plan würde ich das nicht nennen«, lächelte Erich. »Ich versuche nur, mein Auskommen zu finden. Wie ich bereits erwähnte, bin ich glücklicherweise nicht darauf angewiesen, hier in Riga um jeden Preis die Gunst irgendeines Stadtwachenkommandanten zu erlangen. Vielleicht werde ich weiterziehen. Reval soll auch eine Stadt sein, in der es sich leben lässt, und jenseits der Grenze Pleskau und Nowgorod â¦Â«
»Warum bleibt Ihr nicht in Riga und nehmt eine Stellung im Haus meines Vaters an? Wir brauchen stets Wachleute und bewaffnete Männer, die unsere Unterhändler auf Reisen begleiten! Mehr als die Stadtwache bezahlt das Haus Heusenbrink in jedem Fall, darauf könnt Ihr Euch verlassen!«
Erich trieb seinen Apfelschimmel dicht neben Barbaras Pferd und nahm ihre Hand. »Glaubt Ihr, ich könnte das ertragen? In der Nähe einer geliebten Frau zu leben, von der ich weiÃ, dass sie nie die Meine sein wird? In Eurer
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