Die Bernsteinhandlerin
des alten Bernsteinregals gingen vielleicht dem Ende entgegen.
»Ich werde versuchen, meinen Vater zu vertreten«, sagte sie.
»Mit Verlaub, es ist die Frage, ob man Euch dort akzeptieren wird. Eure Jugend spricht ebenso dagegen wie Euer Geschlecht«, gab Bartelsen zu bedenken.
»Das lasst meine Sorge sein«, wies sie den Schreiber zurück. Auch wenn Bartelsen recht haben mochte â ihr blieb gar nichts anderes übrig, als ihr Bestes zu geben und zu versuchen,
sich durchzusetzen. Notfalls gegen alle Widrigkeiten. Dass viele der Schwarzhäupter sie noch aus einer Zeit kannten, als sie ein kleines Mädchen gewesen war, erhöhte natürlich nicht gerade den Respekt ihr gegenüber. Andererseits hatte sie einen wichtigen Trumpf auf ihrer Seite, der dafür sorgen würde, dass man ihr trotz allem zuhören würde.
Bernstein.
»Wenn Ihr wollt, werde ich Euch begleiten«, bot Bartelsen an.
»Ehrlich gesagt, weià ich nicht, ob ich Euch vertrauen kann«, gestand Barbara ihre Zweifel.
»Da es Euer Vater tut, könnt Ihr es auch, denke ich. Und wenn Euer Misstrauen daher rührt, dass ich den Isenbrandts diente, deren Schwiegertochter Ihr beinahe geworden wärt, so kann ich Euch beruhigen. Die Isenbrandts zähle ich ganz gewiss nicht mehr zu den Personen, denen ich mich verpflichtet fühle.«
»Ach, nein?«
»Durch sie habe ich den Menschen verloren, der mir am wichtigsten war. Welchen Grund hätte ich, ihnen zu dienen oder in ihrem Interesse zu handeln?« Und dann berichtete Thomas Bartelsen ihr von den mysteriösen Umständen, unter denen eine gewisse Rieke Börnsen umgekommen war, und dass man drei schwarze Kreuze in einem Kreis auf ihrer Stirn gesehen hatte.
»Ihr habt meinem Vater diese Dinge ebenfalls berichtet, wie ich annehme«, schloss Barbara.
»Gewiss. Andernfalls, da will ich ganz offen sein, hätte er mich wohl kaum eingestellt, auch wenn er sagt, dass er jedem Sünder einen neuen Anfang zugesteht.«
»Es tut mir leid, was Euch zugestoÃen ist«, sagte Barbara. »Seine Liebe zu verlieren ist mit Sicherheit einer der schlimmsten Schicksalsschläge, die einem widerfahren können.«
»Ist Euch eigentlich klar, dass Ihr um ein Haar ein ähnliches Schicksal erlitten hättet wie Rieke?«, fragte Thomas Bartelsen.
Barbara horchte auf. »Was wisst Ihr darüber?«
»Ich habe ein Gespräch zwischen Ãltermann Kührsen und Jakob Isenbrandt mitbekommen. Es war Zufall, dass ich diese Unterhaltung hören konnte, und ich habe mich so still verhalten, dass mich keiner der beiden bemerkte, was in dem Isenbrandtâschen Haus mit seinen knarrenden FuÃbodenbohlen nicht so ganz einfach ist, wie Euch vielleicht in Erinnerung geblieben sein dürfte.«
»Worüber wurde gesprochen?«
»Ãber die Aussage einer gewissen Mina Lodarsen, die vom Henker wegen Giftmischerei zu Tode gebracht worden war. Und darüber, dass Matthias offenbar plante, Euch mit einer Substanz, die er bei dieser Giftmischerin erworben hatte, langsam zu vergiften.«
»Ist Matthias Mitglied einer geheimen Bruderschaft, die sich Ring der schwarzen Kreuze nennt?«, fragte Barbara. »Wisst Ihr auch darüber etwas?«
Bartelsen sah sie verwundert an. Ihre zielstrebige Nachfrage schien ihn zu verwirren. Aber dann verstand er, was die Ursache für die Gefasstheit war, mit der die junge Frau die Nachricht des geplanten Mordes aufgenommen hatte. »Ihr wusstet schon vorher davon, nicht wahr? Ich habe Euch nichts verraten, was man eine Neuigkeit nennen könnte.«
»Nein, nur einen alten Verdacht bestätigt. Und nun verratet mir, was Ihr über diese Bruderschaft wisst, von der ich sprach. Eine Bruderschaft von Mördern, die ihren Opfern ein Zeichen auf die Stirn malen, das auch Ihr kennt.«
Bartelsen schluckte. »Ja, Ihr habt recht. Und glaubt mir, ich habe alles in meiner Macht Stehende getan, um mehr herauszufinden. Aber ich musste erkennen, dass es da unsichtbare
Grenzen gibt, die ein einfacher Schreiber wie ich nicht überschreiten kann und darf. Ich weià nur eins: Diese geheime Bruderschaft, von der Ihr gesprochen habt, verfügt über derart weitreichende Verbindungen, dass weder Ihr noch ich uns davon wirklich eine Vorstellung zu machen vermögen. Wo immer ihnen das Recht im Weg ist, sorgen sie dafür, dass es gebeugt wird. Es scheint niemand mächtig genug zu sein,
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