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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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wurde gerammt. Immer wieder stießen die Männer mit dem Balken gegen das morsch gewordene Holz, das so alt sein musste, dass sich inzwischen wohl nicht einmal mehr die Holzwürmer darin wohlfühlten. Die Riegel und Scharniere brachen aus ihren Halterungen. Der Balken krachte durch die Tür hindurch. Den Rest erledigten ein paar Männer mit Äxten. Sie schlugen das Holz so weit zur Seite, dass sich die letzten Riegel lösen ließen und die Tür geöffnet werden konnte.
    Johannes von Werndorf gehörte zu den Ersten, die den Raum betraten, in dem der Komtur Hermann von Schlichten in letzter Zeit sowohl gearbeitet als auch gelebt hatte.
    Mit Befremden sah Johannes die Holztafeln mit den Abbildern der Krötengötzen und den blanken Menschenschädel, der genau in der Mitte des Tisches platziert war, auf dem mit Kreide ein Pentagramm aufgezeichnet worden war.
    Ein furchtbarer, gleichermaßen schwer erträglicher wie auch schwer zu beschreibender Gestank nahm den Eindringlingen die Luft.
    Hermann von Schlichten hatte sich in halb aufrechter Schräglage auf seine Pritsche gelegt. Seine Adern waren geöffnet, und auf dem Boden lag ein messerscharfes Rapier. Eine große Blutlache war zum größten Teil in das Gebälk des Bodens eingezogen und dort aufgesogen worden.
    Das Gesicht Hermann von Schlichtens war starr und tot, die Augen geöffnet. Sie schienen Johannes geradewegs entgegenzustarren.
    Johannes bekreuzigte sich, und auch Svante sowie einige der anderen Männer folgten dem Beispiel ihres Anführers.
    Â»Wenn ich die Lage hier richtig interpretiere, hat der Komtur von Memel sich nicht nur dadurch versündigt, dass er schwarze Magie und andere abergläubische Prozeduren ausgeführt
hat, sondern auch indem er seinem Leben selbst ein Ende setzte.«
    Â»Eine Todsünde«, murmelte Svante Nybrad.
    Â»Hermann von Schlichten scheint es in Glaubensdingen nicht so genau genommen zu haben«, stellte Johannes fest.
    Â»Wer will schon ahnen, wie stark der eigene Glaube wäre, wenn man so viel zu leiden hatte, wie es bei Hermann von Schlichten der Fall war«, wandte der Däne ein. »Nicht jeder hält einer solchen Prüfung stand.«
    Â»Und nicht jeder wird Komtur einer Ordensburg«, hielt Johannes kühl entgegen. Aber die Komturschaft Hermann von Schlichtens hätte ohnehin in diesem Moment ihr Ende gefunden, denn Johannes war entschlossen gewesen, sie zu beenden. Das Recht selbst zu solch drastischen Maßnahmen hatte ihm der Hochmeister ausdrücklich verbrieft. Und hier war es eben angezeigt gewesen.
    Â»Lasst mich durch!«, hörte man eine energische Stimme, die vom Murren der Ordensritter und der Burgmannen fast übertönt wurde. Johannes von Werndorf blickte in Richtung der zerstörten Tür. »Was gibt’s?«, fragte er.
    Der Burgkaplan drängelte sich zwischen den recht eng dastehenden Männern hindurch in das Gemach des Komturs.
    Â»Was ist hier los?«, rief er. »Was ist mit dem Komtur?«
    Dann starrte er auf den Toten, dessen gefrorener Blick genau in seine Richtung zu gehen schien. Der Kaplan schluckte unwillkürlich und erbleichte. Dann machte er das Kreuzeszeichen.
    Â»Ein höherer Herr, als ich es bin, hat ihn vor mir von seiner Komturschaft erlöst«, erklärte Johannes von Werndorf.
    Â»Vater, vergib uns, dass wir zu schwach waren, rechtzeitig zu handeln«, murmelte der Kaplan. »Bruder Arnulf hatte mehr Mut als ich – aber was ihm geschehen ist, wisst Ihr ja.«

    Â»Er scheint einiges über die Schmuggler und den Ring der schwarzen Kreuze in Erfahrung gebracht zu haben«, stellte Johannes fest.
    Auf der Nehrung hatte Johannes von einem Bernsteinvogt erfahren, dass ein Kreuzritter namens Arnulf von Brindig mit einer Schar von Begleitern daherzog und so manchem übel zusetzte, den er für verdächtig hielt, etwas mit den Schmugglern zu tun zu haben. Der Vogt selbst hatte Arnulf den Hinweis darauf gegeben, welch wichtige Rolle der Komtur der Memelburg bei alledem spielte.
    Als Arnulf später auf der Memelburg ein grausiges Ende im Käsebottich fand, verbreitete sich die Nachricht schnell. Überall in der Stadt wurde erzählt, dass eine Magd ihn gefunden hätte, wobei die Menschen in den Wirtshäusern je nach Erzähltemperament dann auch noch ein paar grausame oder erstaunliche Einzelheiten hinzugedichtet hatten.
    Aber dass man ihn mit drei schwarzen

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