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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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Bartelsen kannte er ebenfalls, wie sich herausstellte. Bei verschiedenen Gelegenheiten in Lübeck und Danzig war man sich in der Vergangenheit begegnet. »So habt Ihr nach neuen Ufern gesucht«, stellte Spießlauf stirnrunzelnd fest. »Lübeck mag zwar der Nabel der Hanse sein, aber niemand sollte das ganze Leben lang nur auf diesen Nabel starren! Man scheint Euch ja im Haus Heusenbrink großes Vertrauen entgegenzubringen.«
    Â»Ich habe keinen Grund, mich in irgendeiner Weise zu beklagen«, tat Barbaras Begleiter kund.
    Â»Eigentlich war dieses Treffen ja zu einem mehr unverbindlichen
Gedankenaustausch gedacht, der nicht unbedingt von einem Schreiber festgehalten werden sollte«, brachte Gunter Spießlauf seine bislang nicht so recht fassbaren Vorbehalte gegen Bartelsen schließlich auf den Punkt.
    Â»Ich kann Euch versichern, dass es auch keineswegs von mir beabsichtigt war, ein Protokoll anfertigen zu lassen«, ergriff nun wieder Barbara das Wort. »Andererseits lege ich auf den Rat dieses Mannes großen Wert und möchte daher, dass er dasselbe hört wie ich, sodass wir uns später darüber mit meinem Vater austauschen können.«
    Â»Wie Ihr meint«, nickte Spießlauf.
    Sie wurden in einen der kleineren Säle des Schwarzhäupterhauses geführt, denn der Rahmen, in dem diese Zusammenkunft stattfand, sollte laut dem Vorsitzenden Spießlauf ja eher vertraulich denn offiziell sein. An einer Tafel warteten bereits die ersten geladenen Kaufleute vor ihren Trinkbechern, die sie sich wohl schon mehrfach hatten auffüllen lassen. Dementsprechend ausgelassen war die Stimmung.
    Barbara entdeckte über dem Kamin eine Statue des heiligen Mauritius, der als Mauretanier mit dunkler Hautfarbe dargestellt wurde. Er war der Schutzheilige der Compagnie, und von seinem schwarzen Haupt leitete sich ihr Name ab.
    Nachdem Barbara den Raum betreten hatte, verstummten die Gespräche. Niemand hatte offenbar damit gerechnet, anstatt Heinrich Heusenbrink an diesem Abend seiner Tochter zu begegnen. Gunter Spießlauf erklärte mit ein paar einleitenden Worten den Grund dafür, dass der Handelsherr sich vertreten lassen musste. »Aber da ja allgemein bekannt ist, dass das Haus Heusenbrink irgendwann einmal in das Erbe seiner Tochter übergehen wird, und weiterhin bekannt ist, dass sie schon jetzt in die Geschäfte vielfach einbezogen worden ist, könnte es sicherlich sehr aufschlussreich sein, ihre Ansichten
zu verschiedenen Fragen zu erfahren, die uns allen mehr oder minder unter den Nägeln brennen.«
    Für einen Moment war ein Geraune unter den Kaufleuten zu hören, ehe Gunter Spießlauf schließlich fortfuhr: »Da unsere Compagnie ja ursprünglich von unverheirateten Kaufleuten gegründet wurde, ist aller Wahrscheinlichkeit nach auch in diesem Kreis der eine oder andere Junggeselle, der sich einen Einstieg ins Bernsteingeschäft auf diese Weise vorstellen könnte.«
    Â»Nichts dagegen – wenn man sich sicher sein könnte, dass in diesem Fall das Haus Heusenbrink ein Verlöbnis auch ernst meint!«, rief einer der Anwesenden.
    Daraufhin brach zunächst einmal Gelächter aus. Innerlich kochte Barbara. Sie war bestimmt nicht hierher gekommen, um sich verspotten zu lassen. Aber sie gab sich alle Mühe, sich äußerlich nichts anmerken zu lassen. Ihre Züge gefroren zu einem freundlichen, unbeteiligt wirkenden Lächeln, das so aussehen sollte, als ob sie die Bemerkungen nicht träfen. Wer sich verwundbar zeigte, auf den wurde noch heftiger eingedroschen – und auch wenn das in diesem hochvornehmen Saal nur mit Worten geschah, hatte Barbara doch nicht die Absicht, so etwas unnötig herauszufordern. Jetzt zahlte sich aus, dass sie ihren Vater schon oft begleitet und ihn bei Verhandlungen schwierigster Art beobachtet hatte.
    Â»Nun, etwas Wagemut sollte schon jedem eigen sein, der sich in ein neues Geschäftsfeld begibt!«, erwiderte Barbara und erntete dafür nun ebenfalls Gelächter. »Wie sollte das mit einem wie Euch klappen, wenn Ihr selbst das vergleichsweise harmlose Risiko scheut, dass Eure Braut es sich anders überlegen könnte?«
    Mit dieser schlagfertigen Reaktion hatte Barbara bei vielen der Schwarzhäupter beträchtlich an Sympathie gewonnen.

    Die Anwesenden amüsierten sich köstlich.
    Â»Nichts für ungut«, meinte nun der Handelsherr, der die spitze Bemerkung gemacht

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