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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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diese Möglichkeit in Betracht ziehen musste.
    Â»Du bekommst einen Mann, der nicht gerade hässlich aussieht, und hast die vertragliche Zusicherung, über deine ererbten Geschäfte in allen wesentlichen Punkten selbst bestimmen zu können. Da lässt sich doch eine nicht ganz so herzliche Schwiegermutter in Kauf nehmen, meinst du nicht?«
    Â»Schon …«
    Â»Eine gewisse Zeit wirst du sicherlich hier in Lübeck leben
müssen und dann ihrer wenig freundlichen Art ausgesetzt sein. Das lässt sich nicht vermeiden. Aber sie ist schon alt – über vierzig! Wer weiß, wie lange sie sich noch derart aktiv in die Familienangelegenheiten einmischen können wird!«
    Â 
    Am Abend gab es ein Bankett für die Gäste aus Riga. Einige prominente Mitglieder des Rates waren ebenfalls geladen worden, darunter auch Johann Lüneburg, einer der lübischen Bürgermeister, der wie Jakob Isenbrandt Mitglied der einflussreichen Zirkelgesellschaft war. Eigentlich lautete der korrekte Name dieser Bruderschaft von Fernhandelskaufleuten »Gesellschaft der Heiligen Dreifaltigkeit zu Lübeck«, aber da sie den Zirkel zum Zeichen hatte, wurde sie im allgemeinen Sprachgebrauch danach benannt. Sie galt als vornehmste Kaufmannsbruderschaft Lübecks, und in der bisherigen Geschichte der Stadt hatte sie die meisten Bürgermeister gestellt. Jakob Isenbrandt – selbst Ratsmitglied – verdankte seiner Mitgliedschaft in der Zirkelgesellschaft einen Großteil seines Einflusses.
    Auch Barbara wurde Johann Lüneburg vorgestellt, und obgleich ihr sehr wohl bewusst war, was für ein wichtiger Mann da vor ihr stand, hätte sie bei dieser Gelegenheit doch sehr viel lieber ihren zukünftigen Gatten etwas näher kennen gelernt. Doch der zeigte sich noch immer nicht. Dies erschien auch Heinrich Heusenbrink inzwischen mehr als merkwürdig, und so wandte er sich an seinen Gastgeber.
    Â»Die Höflichkeit hat es mir bisher untersagt, zu fragen, aber nun komme ich nicht umhin!«, sprach er Jakob Isenbrandt an. »Wo ist Euer Sohn?«
    Jakob Isenbrandt wirkte nervös. Er wechselte zunächst einen Blick mit seiner Frau Adelheid, so als müsste er sich rückversichern, ehe er antwortete. »Der Platz meines Sohnes wäre
jetzt hier, da habt Ihr zweifellos recht«, versuchte Jakob Isenbrandt die Wogen etwas zu glätten.
    Â»Es macht in der Tat nicht gerade den besten Eindruck, dass meine Tochter ihn bis jetzt nicht zu Gesicht bekam«, unterstrich Heinrich noch einmal seinen Standpunkt.
    Jakob Isenbrandt nickte leicht, drehte sich einmal kurz um und sagte dann in gedämpftem Tonfall: »Matthias ist in einer wichtigen Angelegenheit für mich unterwegs, und ich erwarte ihn eigentlich längst zurück.«
    Â»Dann will ich hoffen, dass er bald eintrifft«, ließ Barbara verlauten und brachte dabei in ihrem Tonfall durchaus ihr Missfallen zum Ausdruck.
    Jakob Isenbrandt beugte sich etwas vor und fuhr fort: »Matthias vertritt mich in einer Sache in Hamburg, über die ich momentan noch nicht sprechen darf und die keinen Aufschub duldet. Wir haben eine Niederlassung dort, wie Ihr ja an der Vermögensaufstellung sehen konntet, die Teil unseres Vertrages war.«
    Â»Gewiss«, nickte Heinrich.
    Â»Vielleicht werden wir ein anderes Mal darüber reden. Da ich, wie ich zugeben möchte, selbst etwas beunruhigt bin, habe ich ihm sicherheitshalber meinen Sekretär entgegengeschickt.«
    Â»So werden wir also weiter abwarten müssen«, stellte Barbara spitz fest.
    Â»Es bleibt uns nichts anderes übrig«, seufzte Heinrich.
    Â 
    Während des Banketts fühlte sich Barbara von allen Seiten beobachtet, und so war es kaum möglich, mit ihrem Vater ein paar Worte darüber zu wechseln, was dieser von der Entschuldigung des Hausherrn hielt. Einen Augenblick der Genugtuung hatte Barbara, als sie demonstrieren konnte, wie sie mit
der neu in Mode gekommenen Gabel umzugehen wusste, und dafür von ihrer zukünftigen Schwiegermutter einen erstaunten Blick erntete. Für einen kurzen Moment hatte Adelheid ihre Gesichtszüge nicht unter Kontrolle und offenbarte dabei die Erkenntnis, dass sie Barbara wohl unterschätzt hatte.
    Doch schon im nächsten Moment gefror ihre Mimik zu einem Lächeln, dessen Starrheit an die venezianischen Karnevalsmasken erinnerte. Ein Augsburger Geschäftsfreund von Heinrich Heusenbrink, der häufig in der

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