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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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berührte mit einer Hand leicht das goldene Kreuz, das ihr an einer Kette um den Hals hing und ihr einziger Schmuck war. Dabei kicherte sie auf eine Art und Weise, die Barbara sehr befremdete. »Ich sagte ja, Ihr werdet ihn so nehmen müssen, wie er ist.«
    Barbara sah die Gelegenheit, vielleicht noch etwas mehr über die Verhältnisse im Hause Isenbrandt zu erfahren. »Sein Vater scheint keine hohe Meinung von ihm zu haben …«
    Hildegard lächelte matt, und ihr Tonfall bekam eine leicht
spöttische Note. »Seine Mutter vergöttert ihn dagegen wie einen Heiligen. Jeden Fehler, den er macht, rechtfertigt sie, und sein schlechtes Benehmen wird von ihr einfach ignoriert.«
    Barbara neigte sich etwas vor. »Und? Was ist Eure Einschätzung?«
    Hildegard sah Barbara eine Weile an, als ob sie gerade taxierte, wie frei sie ihr gegenüber sprechen könnte. Dann sagte sie schließlich: »Meiner Ansicht nach treibt Matthias sich mit den falschen Leuten herum. Leuten, die nicht standesgemäß sind und sich auch nicht so verhalten. Aber ich verbrenne mir nur die Zunge und will dazu lieber nichts mehr äußern. Schließlich habe ich bei den Isenbrandts mein Auskommen.«
    Â 
    Etwas später zog sich auch Barbara dann ohne großes Aufsehen vom Bankett zurück. Sie wollte sich im Westflügel in ihr Gemach begeben. Als sie die Treppe ins Obergeschoss emporgestiegen war, hörte sie hinter einer Ecke des Korridors Geräusche. Ein Frauenlachen, das kurz darauf verstummte. Die zweite Stimme war tief und männlich.
    Barbara bog um die Ecke des Korridors und blieb wie erstarrt stehen. Auf einem Diwan, der seitlich auf dem breiten Flur die Möglichkeit bot, eine kleine Pause einzulegen und die Gemälde an der Wand zu betrachten, saß Matthias – eng umschlungen von den schlanken Armen einer aschblonden jungen Frau, die Barbara auf dem Bankett gesehen hatte. Allerdings gehörte sie nicht zu den geladenen Gästen, sondern zum Personal.
    Leidenschaftliche Küsse wurden getauscht, und Matthias schob seine Hand unter den Rock der jungen Frau, die daraufhin laut aufjuchzte. Die beiden waren so intensiv miteinander beschäftigt, dass sie Barbara gar nicht bemerkt hatten.
    Vorsichtig zog sich Barbara wieder hinter die Ecke zurück.
Dass der Stoff ihres Kleides dabei etwas raschelte, konnte sie freilich nicht vermeiden.
    Tief atmend hielt sie schließlich inne, nachdem sie nicht mehr von dem Pärchen gesehen werden konnte. Das Herz schlug Barbara bis zum Hals. Wut stieg in ihr auf. War das wirklich der Mann, dem sie die Ehe versprechen sollte? Dass er ihr nicht treu sein würde und ihr nicht in Liebe zugetan war, hatte Barbara mittlerweile akzeptiert. Sie selbst war zwar notgedrungenermaßen bereit gewesen, sich alle Mühe zu geben, dass irgendeine Form des Einvernehmens zwischen ihnen zustande käme. Aber letztendlich konnte sie das schließlich nicht allein bewerkstelligen. Es war einfach so, dass Matthias sie mied. Daran ließ sich nichts beschönigen.
    Das Schlimmste aber war nicht, dass er nichts Besseres zu tun hatte, als sich mit einer anderen zu vergnügen, sondern dass er dies nicht diskret und abseits des Hauses Isenbrandt tat. Er verhielt sich vielmehr so, dass mit etwas Pech die eingeladenen Honoratioren davon erführen. Diese Rücksichtslosigkeit ihr und ihrer Familie gegenüber kam einer furchtbaren Demütigung gleich, die Barbara eigentlich nicht so ohne weiteres hinnehmen konnte – selbst wenn ihr natürlich auch die strategischen und wirtschaftlichen Argumente einleuchteten, die für eine rasche Verbindung der beiden Häuser sprachen.
    Barbara schlich den Korridor zurück. Im Moment blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als sich zurück zum Festsaal zu begeben. Schließlich lag ihr nichts daran, einen Eklat zu provozieren, und der wäre unvermeidlich, wenn sie ihren zukünftigen Verlobten in dieser Situation zur Rede stellte. Dafür stand einfach zu viel auf dem Spiel. Schon ihrem Vater zuliebe musste sie jetzt wenigstens so viel Vernunft walten lassen, dass das Ergebnis langwieriger Verhandlungen nicht leichtfertig gefährdet würde. Um ihr Gemach auf einem anderen Weg zu
erreichen – was gewiss möglich war -, kannte sie sich schlichtweg noch nicht gut genug im Haus der Isenbrandts aus.
    Die Zweifel, ob es wirklich die richtige Entscheidung gewesen war, sich mit Matthias

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