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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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Isenbrandt zu verloben, wuchsen. Sie fühlte sich in einem Netz aus Notwendigkeit und Verpflichtung gefangen und wünschte sich eigentlich nichts sehnlicher, als dieses Gespinst einfach zu zerreißen.
    Ein Wort von mir, und die ganze Qual könnte zu Ende sein!, überlegte sie, denn ihr war bewusst, dass ihr Vater sie keineswegs zwingen würde, die Ehe mit Matthias Isenbrandt einzugehen. Der Preis dafür würde allerdings sein, dass nicht nur all die langwierigen Verhandlungen umsonst gewesen wären, sondern – was weitaus schlimmer wäre – das Haus Heusenbrink auch einer höchst ungewissen Zukunft entgegensähe.
    O Herr, was soll ich tun?, fragte sie sich.

FÜNFTES KAPITEL

    Der Ritter mit dem Rosenschwert-Wappen
    Es erschien aber nicht der Sache dienlich, das Mörderweib noch einmal zu befragen und ihm damit zu gestatten, seine schlimmen Verwünschungen weiter auszustoßen. Mir dünkte, es sei das Beste, sie schleunigst vom Leben zum Tode bringen zu lassen, auch wenn der Gerechtig- keit sicherlich dadurch geschadet wird, wenn man dieses Weib trotz seiner schweren Verbrechen nicht schindet und quält. Doch die ungewisse Wirkung ihres fluchhaften Mundwerks lässt den Schaden an der Gerechtigkeit kleiner erscheinen als denjenigen, der an den Seelen all derer begangen würde, die der dunklen Hexenkraft dieses Höllenweibes erliegen würden.
    Aus dem Bericht des Richard Kührsen über die Giftmischerin Mina Lodarsen an den Rat
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    Die folgenden Tage vergingen im Hause Isenbrandt mit den Vorbereitungen für die Verlobungsfeier. Barbara wurde darein kaum einbezogen. Adelheid Isenbrandt schien sie nicht für würdig zu erachten, ihre Meinung zur Gestaltung der Feier zu äußern. Und was die Gäste anging, so waren natürlich kaum welche auf der Liste, die allein von den Heusenbrinks benannt worden waren. Die lübischen Bekannten und Geschäftspartner
von Heinrich Heusenbrink waren dem Haus Isenbrandt mindestens ebenso verbunden.
    Von Matthias sah und hörte Barbara zunächst einmal so gut wie nichts. Einmal lief er ihr auf dem Hausflur über den Weg, aber er schien in Eile zu sein. Matthias grüßte seine zukünftige Verlobte zwar in aller Höflichkeit, hielt sich aber nicht länger als unbedingt nötig in ihrer Nähe auf. »So ist das hier in Lübeck. Das Geschäft geht eben über alles!«, behauptete er lachend.
    Es war ein scharfes, hartes Lachen – und es hatte keinerlei befreiende oder sie beide aneinander annähernde Wirkung. Ganz das Gegenteil war der Fall. Barbara fühlte sich in diesem Moment diesem Mann gegenüber noch fremder, und die vage Hoffnung, dass sie sich mit der Zeit vielleicht doch noch etwas miteinander anfreunden könnten, erschien mittlerweile ziemlich aussichtslos.
    Dann ließ eines Tages Adelheid Isenbrandt Barbara zu sich rufen. Barbara wurde in einem Zimmer im obersten Stock empfangen, das allein der Hausherrin zur Verfügung stand. Barbara hatte schon mitbekommen, dass diese sich manchmal über Stunden hierhin zurückzog. Das Feuer, das dort im Kamin loderte und den Raum stark aufheizte, wirkte wie ein Gegensatz zu der inneren Kälte, die diese Frau zu erfüllen schien.
    Â»Ihr wolltet mit mir sprechen«, sagte Barbara Heusenbrink sehr höflich, als sie den Raum betreten und die Tür hinter sich geschlossen hatte, um den unangenehmen Luftzug zu unterbinden, der auf Grund der starken Temperaturunterschiede zwischen dem Kaminzimmer und dem Flur entstanden war.
    Adelheid saß in der Nähe des Fensters, den kühlen Blick in Richtung der beschlagenen Scheibe gerichtet. Während ansonsten kalte Boshaftigkeit ihre Züge dominierte, schien sie Barbara jetzt eher entrückt zu sein – so, als würde sie von den
Erinnerungen, dem Schmerz und der Trauer vergangener Zeiten gefangen gehalten.
    Einige Augenblicke vergingen, ohne dass Adelheid ihre zukünftige Schwiegertochter einer Antwort für würdig befand. Es herrschte eine fast vollkommene, drückende Stille, und man hörte, abgesehen vom Prasseln des Feuers, im Hintergrund nur noch leise die Geräusche der Straße und des Hauses.
    Die Augenblicke verstrichen, und Barbara war schon versucht, ihre Anwesenheit noch einmal in irgendeiner Form in Erinnerung zu rufen. Aber irgendetwas ließ sie zögern, ohne dass sie dafür einen genauen Grund hätte benennen können. Es

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