Die Bernsteinhandlerin
Herrn!«
»Ob wohl einer der ruhelosen Toten aus dem Schindacker gestiegen ist und ihm zugesetzt hat? Würde mich nicht wundern!«
»Seine Frau wird man vielleicht demnächst unter den Huren finden â¦Â«
Während der Bettler inzwischen weitergezogen war, um seine reiÃerisch ausgemalte Geschichte auch noch anderswo zum Besten zu geben und ein paar Kupferstücke dafür einzustreichen, erfüllte nun ein allgemeines Gemurmel den Schankraum, das die Kehlen trocken werden lieà und den Umsatz des langen Liudger anheizte.
Die Frau und die beiden Töchter des langen Liudger kamen mit dem Nachfüllen der Krüge kaum nach. Erich von Belden wandte sich in einem geeigneten Moment an den Wirt. »Ich habe noch nie davon gehört. Was bedeutet dieses Zeichen mit den drei schwarzen Kreuzen?«, fragte er Liudger, der ihm mittlerweile als recht redseliger Geselle erschienen war. Doch als Erich ihn darauf ansprach, wurde er plötzlich fast so stumm wie ein Fisch in der Trave.
»Ein Zeichen eben. Was soll uns die Stirn eines Henkers weiter kümmern? Weder was sich davor noch dahinter abspielt, soll mich etwas angehen!«
»Mich schon«, erklärte Erich.
»So?«
»Der Henker selbst erwähnte es.« Auf dass nicht eines Tages drei schwarze Kreuze auf Eure kalte Stirn geschrieben werden - so hatten die Worte des Henkers gelautet, mit denen er Erich von Belden noch am Morgen begegnet war. Er musste also die Gefahr geahnt haben, in der er geschwebt hatte â¦
Der lange Liudger beugte sich über den Schanktisch und sprach flüsternd weiter. »Ich kann Euch nur einen guten Rat geben: Vergesst alles, was man Euch je über diese drei schwarzen
Kreuze gesagt hat! Und was immer Euch der Henker selbst dazu gesagt haben mag, ich will nichts davon wissen oder näher damit zu tun haben. Habt Ihr mich verstanden?«
»Eure Worte waren vollkommen deutlich«, antwortete Erich.
»Erwähnt dieses Zeichen nie wieder, auf dass Ihr nicht eines Tages das Schicksal des seelenlosen Henkers teilt!«
»So seid Ihr heute schon der Zweite, der mir das ankündigt, ohne dass ich auch nur eine Ahnung hätte, worum es dabei eigentlich geht«, sagte Erich. »Aber eins solltet Ihr wissen: Furchtsamkeit und Feigheit gehören nicht zu meinen Untugenden!«
»In diesem besonderen Fall ist das vielleicht ein Fehler, edler Herr!«
Â
Schweià glänzte auf Matthias Isenbrandts Haut. Das Kaminfeuer prasselte und verbreitete eine angenehme, schwere Wärme. Sein Atem ging schneller. Mit geschlossenen Augen griffen seine Hände nach den Brüsten der nackten jungen Frau, die rittlings auf ihm saÃ. Matthias stieà erst einen grunzenden Laut, dann einen Namen aus: »Rieke!« Die junge Frau stützte sich auf seine Schultern und biss sich auf die Lippen. Die Wände des Hauses Isenbrandt waren hellhörig, und keiner von ihnen wollte die Lage unnötig verkomplizieren. Jedenfalls nicht, solange zwischen den Isenbrandts und den Heusenbrinks nicht alles unter Dach und Fach sein würde. An die geharnischte Ermahnung seiner Mutter diesbezüglich mochte Matthias jetzt nicht denken. Nicht in diesem Augenblick. Als der Höhepunkt sie beide wie ein Wirbelsturm fortriss und ihrer beider Atem in ein gehetztes Keuchen überging, sank sie schlieÃlich auf ihm nieder.
»Denkst du dir eigentlich gar nichts dabei?«, fragte die junge
Frau, nachdem sie wieder etwas zu Atem gekommen war und sich das lange dunkelbraune Haar aus dem Gesicht gestrichen hatte.
»Wovon sprichst du?«, fragte er.
»Na, immerhin liegst du, kurz bevor du einer anderen Frau die Ehe versprichst, mit mir im Bett der Sünde!«
»Ich empfinde nichts für Barbara Heusenbrink.«
»Aber gib es zu, sie sieht gut genug aus, um mit ihr zumindest einen Erben zu zeugen!«
»Dazu wird es nicht kommen«, murmelte Matthias.
»Ach, nein? Dass sie eine hübsche Erscheinung ist, wirst du wohl nicht abstreiten können!«
»Du kannst ganz beruhigt sein! Von dieser Schönheit werde ich sicherlich ohnehin nie alles zu sehen bekommen. So wie ich die Barbara einschätze, wird sie immer schön ein Nachthemd tragen, wie unsere heilige Kirche es sogar von Eheleuten verlangt, damit sie sich nur ja nicht allzu sehr aneinander erfreuen und der Todsünde der Wollust erliegen â¦Â«
»Dann werden wir beide gewiss irgendwann im Fegefeuer
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