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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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Übrigen seid in einem gewiss: Die Verbindungen unseres Rates sind sehr weitreichend. Es wäre im Falle Eurer Undankbarkeit durchaus denkbar, ein Schreiben mit ganz anderem Inhalt kursieren zu lassen, das Euch zwischen Flandern und dem Ordensland nirgendwo mehr auch nur eine Verdingung als Stallknecht finden lässt!«
    Erich spürte, dass er hier auf Granit biss. Offenbar waren die Verbindungen und der Einfluss der Familie Isenbrandt derart bedeutend, dass Matthias’ Beteiligung an einem geplanten Mordkomplott einfach unter den Teppich gekehrt werden sollte. Kein Zeuge sollte in Lübeck bleiben. Nicht einmal ein verdienter Mann wie Hagen van Dorpen war davon ausgenommen, einer, der jahrelang treu im Dienst der Stadt gestanden hatte. Tausend Gedanken jagten Erich durch den Kopf. Er dachte vor allem an Barbara Heusenbrink, mit der er auf dem Markt kurz zusammengetroffen war. Ihr feingeschnittenes Gesicht und die meergrünen Augen standen ihm lebhaft vor Augen, und es gab da etwas, was ihn immer wieder an sie denken ließ. Aus irgendeinem Grund hatte sie ihn fasziniert und in ihren Bann geschlagen. Jedenfalls war es ihm ganz und gar nicht gleichgültig, was mit ihr geschähe.

    Richard Kührsen reichte ihm den Beutel mit Silber. Nach kurzem Zögern nahm Erich ihn, ebenso wie das gesiegelte Dokument, das seine Fähigkeiten als Hauptmann über die Maßen pries und dessen Inhalt ihm wie reiner Hohn vorkam, angesichts der Tatsache, dass man ihn nun aus der Stadt fortschickte.
    Â»Packt gleich Eure Sachen«, ordnete Kührsen an. »Und sprecht zu keinem der anderen Männer der Stadtwache über die Angelegenheit.«
    Â 
    Als Erich hierauf zur Unterkunft zurückkehrte, hatte Hagen van Dorpen sein Pferd bereits gesattelt und mit seinen Waffen und seinen wenigen sonstigen Habseligkeiten beladen.
    Â»Was ist? Reiten wir zusammen?«, fragte ihn sein ehemaliger Kommandant. »Wie ich an dem Beutel an Eurem Gürtel und dem Dokument in Eurer Hand sehe, habt auch Ihr Euch in das Unvermeidliche gefügt und das Angebot angenommen!«
    Â»Ja, obwohl es mir zuwider ist.«
    Â»Aber nicht zuwider genug, um dem Kührsen sein Silber vor die Füße zu werfen, was?«, lachte Hagen.
    Â»Ja, spottet nur!«
    Â»Gebt es zu, selbst Euch war das Silber im Sack wichtiger als die Ehre! Aber ich verstehe Euch! Ihr hattet genauso wenig eine andere Wahl wie ich. Und glaubt mir, mir fällt es nicht leicht, nach all den Jahren anderswo mein Glück versuchen zu müssen!«
    Â»Es wird nicht lange dauern, bis ich meine Sachen gepackt habe«, versprach Erich.
    Der Ritter holte seine beiden Pferde aus dem Stall. Sie waren schnell gesattelt und beladen. Bald schon schwang er sich in seinen Sattel. »Also, worauf warten wir noch, Hagen?«
    So ritten sie in aller Frühe in Richtung des Salzmarktes und kamen dabei einmal quer durch die Stadt. Die Wechslerbänke
waren noch nicht besetzt, und auch sonst befand sich kaum jemand auf den Beinen – abgesehen von ein paar müden Wächtern, die ihren Augen nicht zu trauen glaubten, als sie sahen, dass sich allem Anschein nach gerade zwei ihrer Hauptleute von dannen machten. Irgendwo jaulte ein streunender Hund, und der kalte Wind aus Norden frischte merklich auf und pfiff durch die Gassen Lübecks. Der Frühnebel begann sich bereits aufzulösen. Die Kälte durchdrang Erichs Wams und schnitt einem kalten Messer gleich in seine Haut.
    Auf ihrem Weg kamen sie auch am Haus der Isenbrandts vorbei. Nachdem die Giftmischerin ihre wirren Geständnisse gemacht hatte, die unverkennbar einige in der ach so vornehmen Hansestadt Lübeck ganz schön beunruhigten, hatte Erich sich nach dem Haus erkundigt. Er blickte die Fassade empor. Die Fensterläden waren noch sämtlich geschlossen. Erich erinnerte sich daran, das Gesicht einer Frau gesehen zu haben, als er erstmalig in die Stadt eingeritten war – das Gesicht Barbara Heusenbrinks, wie sich später herausgestellt hatte. Ein flüchtiger Blick, eine Begegnung, die man kaum als solche bezeichnen konnte – und doch hatte Erich die Empfindung, dass dies doch nicht ausschließlich dem Zufall geschuldet sein konnte.
    Â»Ihr seid so schweigsam, Erich.«
    Â»So?«
    Â»Habt Ihr schon überlegt, wo wir uns am besten hinwenden könnten? Sobald wir das Stadttor erreicht haben, sollten wir uns entscheiden …«
    Â»Ich dachte, Ihr hättet längst

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