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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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lange nachdem Ross und Reiter bereits im Nebel verschwunden waren.
    Â 
    Barbara kehrte zur Feier zurück, wo sie im Festsaal auch schon vermisst wurde.
    Dort aß inzwischen kaum noch jemand. Die meisten Gäste hatten sich längst den Magen so vollgeschlagen, dass sie sich kaum noch dazu in der Lage wähnten, auch nur noch einen einzigen Bissen nachzuschieben. Dafür wurde allerdings immer noch kräftig getrunken. Wein und Bier flossen in Strömen, und die Zungen so mancher hatten sich mehr gelockert, als es ihrem Ansehen zuträglich war. In der Mitte des Festsaals waren unterdessen von den Knechten einige Tische zur Seite geschoben worden, um damit mehr Platz für die Tanzenden zu schaffen.
    Matthias Isenbrandt stand am Rand des Geschehens. Barbara beobachtete, wie Richard Kührsen gestenreich und offenbar sehr heftig auf ihren Verlobten einredete. Zu verstehen war davon angesichts der Musik und der allgemeinen Geräuschkulisse natürlich nicht ein einziges Wort. Diese Verlobung war von Anfang an eine Lüge, und ich hätte meinem Gefühl folgen und mich nicht darauf einlassen sollen!, ging es Barbara durch den Kopf. Aber so etwas war immer leichter gesagt als getan. Hatte es nicht unabweisbar einleuchtende Gründe für eine Allianz der beiden Handelshäuser gegeben? Gründe, die so schwerwiegend waren, dass sie alle anderen Erwägungen in den Hintergrund stellten?
    Â»Darf man fragen, wo Ihr so lange gesteckt habt?«

    Der durchdringende Klang dieser Stimme ließ Barbara regelrecht zusammenzucken. Sie drehte sich um und blickte in die kalten, wie aus Stein gemeißelt wirkenden Gesichtszüge von Adelheid Isenbrandt. Die nahm Barbaras Hände flüchtig in ihre und fügte hinzu: »Ganz kalt seid Ihr. War Euer Bedürfnis nach frischer Luft so groß, dass Ihr dafür bereit gewesen seid, Euch zu unterkühlen?«
    Â»Nun bin ich ja wieder da«, entgegnete Barbara ein wenig unbeholfen. Adelheid setzte ein Lächeln auf, das wie eine Illustration des Begriffs der Boshaftigkeit wirkte. Nicht einmal ein italienischer Maler oder Bildhauer hätte das eindrucksvoller darstellen können, als es die Natur in diesem Augenblick mit geradezu erschreckender Eindringlichkeit vermochte.
    Â»Es haben sich auch schon verschiedene Gäste darüber beschwert, dass eine der Hauptpersonen nirgends anzutreffen sei …«
    Â»Ja, dem kann ich nur beipflichten, so sprecht ruhig mit Eurem Sohn und sagt ihm, dass er sich mit Ältermann Kührsen vielleicht zu einer anderen Gelegenheit besprechen kann!«, versetzte Barbara. Einen unmerklichen Moment hatte sie gezögert, bevor sie ihre zukünftige Schwiegermutter mit dieser Antwort offen attackierte. Doch dann hatte sich Barbara wieder an ihren Vorsatz erinnert, dass sie sich nicht einschüchtern lassen durfte. Das hatte schon die Begegnung zwischen ihnen beiden im Kaminzimmer deutlich gezeigt. Wenn überhaupt eine Möglichkeit dazu bestehen sollte, dass diese Frau sie akzeptierte, dann durfte sich Barbara nichts von ihr gefallen lassen. Nein, ich bin nicht eines dieser schwachen Geschöpfe, die du herumstoßen kannst, wie es dir gerade in den Sinn kommt!, bestärkte sich die Tochter Heinrich Heusenbrinks selbst.
    Adelheid Isenbrandt hob ihr Kinn und bedachte Barbara
mit einem äußerst herablassenden Blick. »Seid froh, dass Ihr den Reichtum und die Handelsbeziehungen Eures Vaters in die Waagschale werfen könnt, Barbara. Wäret Ihr allein auf die Reize Eures widerspenstigen Wesens angewiesen, hättet Ihr gewiss Schwierigkeiten, überhaupt einen Mann zu bekommen. Seid also dankbar für die Möglichkeit, die das Schicksal Euch unverdienterweise gerade schenkt!«
    Â»Euren Ratschlag will ich gerne annehmen, denn es spricht gewiss viel an eigener Erfahrung aus ihm!«, erwiderte Barbara mit hoch erhobenem Haupt.
    In diesem Augenblick stießen Richard Kührsen und Matthias Isenbrandt dazu. Kührsen wirkte angespannt, Matthias hingegen hatte einen spöttischen Ausdruck um die Lippen. Er zwinkerte einer der Mägde zu, deren Mund- und Nasenpartie nun dermaßen dunkelrot anlief, dass kein Puder diese Färbung zu überdecken imstande gewesen wäre. Die junge Frau wandte rasch ihr Haupt zur Seite und wich seinem Blick aus.
    Â»Es freut mich zu sehen, dass meine Mutter und meine zukünftige Frau offensichtlich in ein anregendes Gespräch vertieft sind«, sagte

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