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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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angewiesen, sie schnell und ohne Aufsehen zu töten. Danach sind alle, die an dem Verhör beteiligt waren oder von den Aussagen der Giftmischerin wussten, fortgeschickt worden – einschließlich meiner Wenigkeit. Den Henker hat der Bolzen einer Armbrust durchbohrt, und es fanden sich drei schwarze Kreuze in einem Kreis auf seiner Stirn. Fragt mich nicht, was das zu bedeuten hat, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass niemand in dieser Stadt daran interessiert war, den Fall aufzuklären, und man sehr schnell alles an Beweisen beseitigt hat …«

    Â»Aber Ihr seid noch hier«, stellte Barbara fest.
    Â»Ja, weil ich es mit meiner Ehre nicht vereinbaren kann, Euch in das offene Messer laufen zu sehen, das bereits auf Euch gerichtet ist. Ich will nicht hoffen, dass es mir wie dem Henker ergeht, aber ich bilde mir ein, im Gegensatz zu dem gelernt zu haben, wie man sich wehrt, während dieser Unglückliche sein Henkersschwert zuvor nur gegen Wehrlose zu führen hatte!«
    Â»Was Ihr da sagt, ist …«
    Â»â€¦ungeheuerlich, ich weiß! Und doch tätet Ihr gut daran, mir zu glauben! Ich rate Euch, kein Aufsehen zu machen. Sprecht mit Eurem Vater, nehmt das nächste Schiff nach Riga und kehrt nie wieder hierher zurück! Diese Verschwörung reicht bis in die höchsten Kreise Lübecks, und Ihr seid dort allenfalls eine Spielfigur.«
    In Barbaras Kopf rasten die Gedanken kreuz und quer. Was Erich von Belden ihr da eröffnet hatte, klang einerseits derart schauerlich, dass man es kaum glauben konnte. Andererseits gab es für den Ritter keinen Grund, sie zu belügen; wenn seine Worte der Wahrheit entsprachen, nahm er sogar ein persönliches Risiko dadurch auf sich, dass er sich ihr mitteilte.
    Â»Ich danke Euch wirklich sehr für Eure Auskünfte, Erich«, bekundete sie. »Gleichzeitig hoffe ich ehrlich gesagt noch immer, dass Ihr Euch irrt!«
    Â»So wie ich mir gewünscht hatte, dass es in dieser Stadt jemanden gäbe, der der Gerechtigkeit des Herrn Geltung verschafft. Aber daran hat niemand das geringste Interesse. Selbst nicht die feinen Herrschaften, die sich Euch und Eurem Vater in letzter Zeit angedient haben werden – erwartet besser auch von ihnen keinerlei Hilfe. Nehmt Euch vor allem vor Richard Kührsen in Acht!«
    Â»Herrn Kührsen?«

    Â»Seines Zeichens Ältermann der Schonenfahrer. Jawohl! Wollt Ihr das von ihm unterzeichnete Empfehlungsschreiben sehen, mit dem er mich fortgeschickt hat, obwohl ich doch erst vor kurzem eingestellt worden bin und meine Dienste eigentlich dringend gebraucht würden, da es keineswegs zu viele Wachmänner in Lübeck gibt? Richard Kührsen ist es, der alles zu verbergen trachtet, doch ich nehme nicht an, dass er da auf eigene Faust handelt. Das Haus Isenbrandt wird schon gehörig daran beteiligt sein, wie man sich leicht ausmalen kann …«
    Barbara fiel ein, wie Ältermann Kührsen sich mit Matthias zurückgezogen hatte, um etwas Dringendes zu besprechen, das angeblich keinerlei Aufschub vertragen konnte. Das zumindest passte in das finstere Bild, das Erich von Belden gezeichnet hatte.
    Â»Ich bedaure zutiefst, dass wir uns wahrscheinlich nicht wiedersehen werden«, sagte Erich. »Gott möge mit Euch sein. Vertraut niemandem hier in Lübeck und gebt vor allem niemandem gegenüber zu erkennen, dass Ihr von dieser Verschwörung wisst! Andernfalls könnte das Euer sicheres Ende bedeuten. Und sosehr ich mir wünschen würde, Euch beschützen zu dürfen, so leid tut es mir, dass das ob der besonderen Umstände kaum möglich sein wird …«
    Â»Wie kann ich Euch vergelten, dass Ihr mich gewarnt habt?«, fragte Barbara.
    Â»Das könnt Ihr nicht. Und das sollt Ihr auch nicht. Wenn Ihr mit Eurer Vorsicht dazu beitragt, dass Euch nichts geschieht, wäre mir das Lohn genug. Lebt wohl … Man wird sich gewiss schon darüber wundern, wo eine der beiden Hauptpersonen des Festes geblieben ist!«
    Â»Ja, wahrscheinlich wird das so sein«, stimmte Barbara zu.
    Erich von Belden ging davon, nahm die Zügel seines Pferdes und schwang sich auf dessen Rücken. Als das Tier ein paar
Schritte gemacht hatte, fiel das Mondlicht in sein Gesicht. Er blickte in ihre Richtung, hob kurz die Hand zum Abschied und gab dem Tier hierauf die Sporen. Der Hufschlag klackte erst hart, dann immer leiser werdend auf dem Pflaster und verklang schließlich,

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