Die Bernsteinhandlerin
von Schlichten schon seit Jahren frönt und worüber man sich schon andernorts das Maul zerreiÃt. Allerdings weià ich inzwischen, dass er gemeinsame Sache mit den Schmugglern macht! Es sind nicht nur ein paar ungeschliffene Bernsteine, die hin und wieder aus den Depots und den Listen verschwinden â es geht um viel mehr.«
Das Gesicht des Priesterbruders veränderte sich. Ein Luftzug lieà die Kerzen auf dem Altar flackern. Bruder Rupertus blickte sich um, so als argwöhnte er, dass irgendjemand mit angehört haben könnte, was gerade gesagt worden war. Dann näherte er sich seinem Gegenüber bis auf Armlänge. »Wisst Ihr, was Ihr da sagt?«
»Gewiss.«
»Und Ihr habt auch Beweise dafür?«
»Der Mann, der es mir verriet, starb bei der Folter, der ich ihn aussetzte.«
»Und zu deren Durchführung Ihr kein Recht hattet! Wäre es anders, wäre mir eine offizielle Untersuchung in dieser Sache zu Ohren gekommen.«
»Recht hin oder her â ich wollte es einfach wissen! Unser
Komtur Hermann von Schlichten ist einer Bande verpflichtet, die sich der Ring der schwarzen Kreuze nennt und deren Erkennungszeichen auch genau so aussieht â¦Â« Arnulf holte etwas aus seiner Kleidung hervor: ein Amulett, das drei schwarze Kreuze zeigte, die von einem schwarzen Kreis umgeben wurden. Die Flächen dazwischen schimmerten golden, eine dieser Goldflächen jedoch war bereits zum Teil abgeblättert.
Rupertus nahm das Amulett an sich und hielt es ins Licht der Altarkerzen.
»Woher habt Ihr das?«
»Das trug der Mann bei sich, dem ich zugesetzt habe.«
Auf der gewöhnlich vollkommen glatten Stirn des Priesterbruders hatte sich unterdessen eine tiefe Furche gebildet. Er machte jetzt den Eindruck, die Sorge seines Gegenübers tatsächlich ernst zu nehmen. Das Amulett berührte der Priesterbruder lediglich mit Daumen und Zeigefinger, so als fürchtete er, sich daran verunreinigen zu können. Er reichte es Arnulf zurück, und dieser steckte es wieder ein.
»Und was Hermann von Schlichten angeht, da gibt es keinerlei Zweifel?«, vergewisserte sich Rupertus noch einmal mit einem von purer Ratlosigkeit geprägten Gesicht.
»Seine körperliche Qual hat unseren Komtur zum willfährigen Objekt dieser sich anscheinend epidemisch ausbreitenden Verschwörung gemacht. In meinen Augen kann dies das Versagen unseres Komturs zwar erklären, aber nicht entschuldigen ⦠Dispens mag ihm der Herr ja trotzdem erteilen! Was uns angeht, so denke ich, müssen wir handeln. Ich jedenfalls werde nicht länger gegenüber den Ordensoberen schweigen.«
»Warum kommt Ihr also damit zu mir? Ich bin nur der Burgkaplan und kein Ordensoberer.«
»Ich brauche Euren Rat, wie am besten vorzugehen ist.«
Rupertus nickte, ging ein paar Schritte weiter ins Kirchenschiff
hinein und kehrte dann zurück. Dabei schien er intensiv nachzudenken.
»Wer weià bereits von der Sache?«, fragte er hiernach, in einem Tonfall, dessen Schärfe man ansonsten bei dem eher sanftmütig wirkenden Priesterbruder vergeblich suchte.
»Niemand.«
»Was ist mit Euren Leuten?«
»Ich habe das Verhör allein durchgeführt. Und das mit vollem Bedacht, denn das Gesindel, das mir zu meiner Unterstützung zugeteilt wurde, ist in meinen Augen nicht vertrauenswürdig!«
»Ihr habt Euch tatsächlich bisher noch nicht an die höheren Stellen des Ordens gewandt?«
»Nein.«
Der Burgkaplan nickte abermals. »Ihr habt richtig gehandelt, dass Ihr zuerst zu mir gekommen seid.«
»Sagt mir, wie ich vorgehen soll, Bruder Rupertus â und erleichtert mir mein Gewissen, wenn ich tue, was zu tun ist!«
»Es will alles wohl bedacht sein!«
»Dagegen ist nichts einzuwenden, Bruder Rupertus. Aber eins steht fest: Schweigen kann ich nicht länger!«
Der Priesterbruder bedachte Arnulf von Brindig mit einem langen, prüfenden Blick. »Ich weië, raunte er dann. »Ich weià â¦Â«
Â
Am nächsten Morgen begannen Barbara und Erich den Tag in aller Herrgottsfrühe. Es gab eine karge Frühstücksmahlzeit, die ein Sariantbruder für sie bereitete, der auf der Burg die Funktion eines Küchenmeisters ausfüllte.
Ein Stallbursche hatte indessen die Pferde gesattelt. Zur Verabschiedung kam der Burgkaplan Rupertus, der sie für den vor ihnen liegenden Weg segnete.
»Unser
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