Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
Vom Netzwerk:
Heidin ist – doch solange sie nur mich verzaubert, soll es mir gleich sein, wenn sie eine Hexe ist!« Algirdas lachte dröhnend.
    Â»Solche Reden lasst aber nicht den Pfarrer hören!«, meinte Barbara.
    Â»Ihr kennt mich. Ich fürchte weder Tod noch Teufel, weder die kurischen Götzen noch meine litauische Verwandtschaft! Die hält mich für einen Verräter, weil ich mit meinem Gastgewerbe Gewinn damit mache, dass die Ordensritter hier vorbeikommen, um bei mir ihr letztes Bier zu trinken, ehe
sie nach Schamaitien in den Krieg ziehen, wo regelmäßig die Hälfte von ihnen in den Mooren versinkt!«
    Das Wasser tropfte Barbara vom Kopf, und ihr Pelzkragen hatte sich regelrecht vollgesogen. Algirdas wandte sich an Erich. »Ein Ritter – aber ohne das Kreuz … Ein Mann, der sein Glück machen und dabei ein paar Heiden erschlagen will? Nur zu! Seitdem der Orden nicht mehr so siegreich wie früher ist, gibt es nicht mehr so viele herrschaftliche Söhne, die nach Livland kommen, um sich im Kampf gegen die Heiden ihre Sporen zu verdienen, ohne dass sie deswegen ein Gelübde ablegten.«
    Â»Nun, die Zahl der Heiden hat ja wohl genauso im Laufe der Jahre nachgelassen, wie ich gehört habe«, erwiderte Erich.
    Â»Richtig. Aber glaubt nicht, dass der Krieg weniger grausam ist, nur weil fast nur noch Christen gegen Christen das Schwert führen!«
    Sie befanden sich dieweil in der Mitte eines Schankraums, in dem Tische und Stühle standen, dazu einige Fässer mit Bier. Etwa zwei Dutzend Männer saßen hier – manche auf den Stühlen, die in kurischen Häusern nicht unbedingt üblich waren, andere aber auch auf dem Boden. Ihr Stimmengewirr war, wenige Augenblicke, nachdem Barbara und Erich den Raum betreten hatten, verstummt. Nun starrten sie die Ankömmlinge an.
    Einer von ihnen äußerte endlich ein paar Worte, die irgendwie erleichtert klangen, und übersetzte sie dann in verständliches, aber akzentbeladenes Platt. »Kein Kreuz«, stellte der Mann fest, der wie fast alle kurischen Männer im Raum keinen Bart trug. »Kein Kreuz!«
    Das Stimmengewirr brandete daraufhin wieder auf, und eine Zeit lang konnte man kaum sein eigenes Wort verstehen, so laut wurde es. Obwohl Barbara ja nicht verstand, was gesprochen
wurde, war doch ganz eindeutig, dass die Stimmung sich entspannt hatte.
    Â»Die sind erleichtert darüber, dass Euer Begleiter kein Kreuzritter ist!«, raunte Algirdas Barbara zu.
    Â»So?«
    Â»Wenn die Ordensritter hierher kommen, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Die eine besteht darin, dass sie auf der Durchreise sind und höchstens eine Nacht bleiben. Dagegen hat niemand etwas – und ich schon gar nicht.«
    Â»Und was ist die andere?«, mischte sich Erich ein.
    Â»Es kommen immer öfter Ritterbrüder hierher, die die Aufgabe haben, den örtlichen Bernsteinvogt zu kontrollieren. Insbesondere dann, wenn die gefundene Menge nicht mit der übereinstimmt, die jedes Dorf erbringen muss … Dann kann es schon mal ziemlich viel böses Blut geben. Und in den letzten Jahren hat der Hochmeister die Menge immer wieder erhöht, sodass es zunehmend schwieriger geworden ist, das Soll zu erfüllen – aber das soll Eure Sorge nicht sein!«
    Barbara runzelte die Stirn. »Das klingt nicht sehr glücklich, was Ihr da sagt.«
    Â»Nein, versteht mich nicht falsch! Ich bin glücklich – so glücklich, wie es für einen Mann meines Standes und meiner Herkunft überhaupt nur möglich ist. Aber manchmal wird uns das Leben hier draußen ganz schön schwer gemacht! Da werde zum Beispiel auch ich mit der ganzen Familie zum Steinesammeln hinaus an den Strand geschickt, wenn der Vogt meint, dass dies sein müsse, obwohl ich mit meiner Wirtschaft nun wirklich genug zu tun habe! In diesen Zeiten weiß ich dann nicht, wie ich alles schaffen soll, mal abgesehen davon, dass vom Gewinn an diesem Ostseegold ohnehin nichts hier in Polangen bleibt. Doch darüber seid Ihr ja zweifellos am besten informiert …« Algirdas grinste schief, seine Miene
behielt dabei trotzdem ihre grundsätzlich gutmütige Ausstrahlung.
    Im Kamin prasselte ein Feuer, das angenehme Wärme verbreitete. Algirdas sorgte dafür, dass dort etwas Platz gemacht wurde, sodass Barbara und Erich sich wärmen konnten.
    Â»Ihr wollt die Nacht über hierbleiben?«, fragte Algirdas.
    Â»Ja«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher