Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
Vom Netzwerk:
übernachten hatten, wenn Gäste da waren.
    Â»Wir brauchen Kleidung«, sagte Barbara.
    Â»Ich verstehe, Eure Sachen können wir beim Feuer über Nacht aufhängen, dann sind sie morgen einigermaßen trocken«, meinte Algirdas.
    Â»Das auch. Allerdings benötige ich zusätzlich zu meinen Kleidern unauffällige, warme Männerkleidung für die weitere Reise nach Riga. Dafür werde ich gut bezahlen, und falls das, was ich bei mir habe, nicht reichen sollte …«

    Â»â€¦ genießt das Haus Heusenbrink bei mir ewige Kreditwürdigkeit!«, stellte Algirdas klar. »Ich verdanke Eurem Vater viel, und es wäre mir eine Ehre, davon auch nur ein wenig an Euch vergelten zu können.«
    Â»Dafür danke ich Euch.«
    Algirdas kratzte sich am Kinn, hernach ging er zu einem der klappernden Fensterläden, um ihn wieder richtig zu befestigen. »Ein schöner Bernsteinsturm wird das!«, murmelte er dabei.
    Â»So freut Euch doch!«, meinte Barbara.
    Â»Sobald er vorbei ist, wird der Vogt uns alle hinaus zum Strand jagen!«
    Â 
    Barbara und Erich bekamen jeweils einen der Räume zugewiesen und Kleider zum Wechseln. Algirdas hatte Barbara auch eine Kerze für den Raum mitgebracht. Schließlich mussten bei dem Sturm alle Fensterläden geschlossen bleiben, und durch die wenigen Ritzen und Spalten drang nicht allzu viel Licht.
    Draußen toste weiterhin der Sturm, und Perkunas’ Hufe schienen mit ihrer Wucht die ganze Küste aufwühlen zu wollen. Aber Algirdas’ Haus machte den sicheren Eindruck, dafür gebaut worden zu sein, solchen Belastungen standzuhalten.
    Barbara zog ihre Kleider aus, die von außen nach innen immer nasser wurden – die Wärme im Gastraum hatte bei der Oberbekleidung bereits leichte Wirkung gezeigt. Frierend stand sie schließlich im letzten Hemd da und streifte es auch noch über den Kopf. Es war so nass, dass das Wasser aus dem Leinenstoff herausquoll, wenn man es auszuwringen versuchte.
    Sie musste niesen und hoffte nur, sich in dem Unwetter nicht irgendein schnelles Fieber geholt zu haben, wie es nach solchen Ereignissen regelmäßig umging und die Menschen mit röchelndem Husten wie die Fliegen sterben ließ, so als
hätte das modrig gewordene Land selbst einen üblen, miasmatischen Faulatem aus seinen Tiefen entlassen. Ein Fieber, das vor allem diejenigen als Erste hinwegraffte, die ohnehin von schwächlicher Konstitution waren – wie es bei Barbaras Mutter von jeher der Fall gewesen war.
    Nackt, wie sie jetzt gerade war, legte sich Barbara im Kerzenschein die Männerkleider zurecht, die Algirdas ihr besorgt hatte. Es waren augenscheinlich keine Gewänder, die Algirdas selbst getragen hatte, denn dafür hatten sie einfach eine zu kleine Größe. Barbara hätten die Sachen des Gastwirts auch wohl wie Säcke vom Körper gehangen, und ein noch so breiter Gürtel wäre nicht in der Lage gewesen, sie zusammenzuhalten. Sie nahm an, dass die Kleidung ursprünglich von irgendwelchen etwas zierlich gebauten Knechten stammte.
    Als Barbara zufällig den Blick wandte, bemerkte sie voller Entsetzen, dass die Tür zu ihrem Zimmer noch halb offen stand. Draußen auf dem Korridor sah sie eine Gestalt.
    Es war Erich, der nun barfuß und in den Kleidern eines Knechtes dastand. Nur das Rapier trug er nach wie vor am Gürtel, und im Moment war es der einzige Ausweis seines Rittertums.
    Er wirkte etwas verlegen – und Barbara schluckte. Wie lange mochte sein Blick schon auf ihr ruhen?
    Â»Verzeiht, ich wollte mich Euch nicht unziemlich nähern«, versicherte Erich und entfernte sich ein paar Schritte.
    Barbara streifte schnell die Hose und das Wollwams des Knechts über. Beides wurde durch einen Gürtel zusammengehalten. Die Füße blieben hingegen barfuß. Ihre eigenen Reisestiefel, die sie bisher unter ihren Gewändern getragen hatte, würde sie wieder anziehen, sobald sie ausreichend getrocknet waren. Wenn die neuen Beinkleider den größten Teil davon bedeckten, fielen diese einem flüchtigen Betrachter
nicht so sehr auf, hoffte sie – zumal die Stiefel inzwischen dick mit einer Schlammschicht überzogen waren. Zumindest war ihr Aufzug dann für die Weiterreise auf jeden Fall wesentlich unauffälliger, als wenn sie länger mit einem Pelzbesatz herumliefe. Soll Algirdas den behalten und seiner Frau schenken oder gewinnbringend verkaufen!,

Weitere Kostenlose Bücher