Die Berufung
worden, dass er als offizieller Leiter der Kampagne füngieren würde. Und es gab da noch ein paar Leute, die er ihnen vorstellen wollte.
Der Erste, den Zachary in den Konferenzraum holte, war der designierte Budgetleiter des Wahlkampfteams, ein elegant gekleideter junger Mann, der in mindestens einem Dutzend Bundesstaaten erfolgreiche Kampagnen nachweisen konnte. Sein Name war Vancona. Selbstbewusst legte er kurz und knapp die Grundzüge seines Finanzplans vor. Er benutzte einen Laptop und einen Beamer, der alles in bunten Farben auf eine weiße Leinwand warf. Von den Anhängern waren Spenden in Höhe von 2,5 Millionen Dollar zu erwarten, die auf der Einnahmenseite zu verzeichnen wären. Unter den Spendern fand Ron einige der Leute wieder, die er in Washington kennengelernt hatte, außerdem legte Vancona eine lange Liste mit Namen von weiteren Lobbygruppen vor. Die Namen waren Schall und Rauch, aber die Länge der Liste war beeindruckend. Darüber hinaus sei mit zusätzlichen 500000 Dollar von Individualspendern aus dem Bezirk zu rechnen, erklärte Vancona. Dieses Geld würde fließen, sobald Ron sich in der Öffentlichkeit präsentierte, Eindruck machte und Freunde fand.
»Ich bekomme das Geld zusammen«, versprach Vancona mehrmals, sich dabei bescheiden und überzeugt gebend. Die magische Grenze liege bei drei Millionen. Diese Zahl garantiere praktisch schon den Sieg. Ron und Doreen waren überwältigt.
Tony Zachary beobachtete sie aufmerksam. Sie waren nicht dumm. Sie ließen sich nur genauso täuschen wie wahrscheinlich jeder andere unter diesen Umständen. Sie stellten ein paar Fragen, aber nur weil sie glaubten, das gehöre sich so.
Auf der Ausgabenseite hatte Vancona alle Zahlen im Detail. TV-, Radio- und Printwerbung, Direktmailings, Reisen, Gehälter (er zum Beispiel würde 90 000 Dollar für seine Mitarbeit bekommen), Raummieten bis hin zu Autoaufklebern, Vorgartenschildern und Plakatwänden sowie Mietwagen. Er kam auf eine Summe von 2,8 Millionen, die nach oben noch etwas Spielraum ließ.
Tony Zachary schob zwei dicke Ordner über den Tisch, auf denen in Großbuchstaben stand: SUPREME COURT, SÜDLICHER BEZIRK, RON FISK GEGEN SHEILA MCCARTHY. VERTRAULICH.
»Da steht alles drin«, sagte er.
Ron blätterte ein paar Seiten um und stellte ein paar harmlose Fragen.
Zachary nickte bedächtig, als wollte er sagen, ja, der Mann hat begriffen, worum es hier geht.
Der nächste Vortragende - Vancona blieb gleich im Raum, als neues Teammitglied - war eine schwungvolle Sechzigjährige aus Washington, deren Fachgebiet die Wahlwerbung war. Sie stellte sich als Kat Soundso vor. Ron musste in seinen Notizen nachsehen. Kat Broussard stand da. Und dahinter der Titel: Werbeleiterin.
Wo hatte Zachary all diese Leute aufgetrieben?
Kat Broussard strahlte großstädtische Hyperaktivität aus. Ihre Firma hatte sich auf Wahlkämpfe in den Bundesstaaten spezialisiert und bereits über hundert betreut.
Mit welcher Erfolgsbilanz?, wollte Ron einwerfen, doch Kat Broussard ließ wenig Raum für Fragen. Sie lobte sein Gesicht und seine Stimme und gab sich zuversichtlich, dass man eine »Bildersprache« finden werde, die seine geistige Tiefe und seinen aufrichtigen Charakter aussagekräftig vermittle. Taktisch klug, sah sie beim Reden fast immer Doreen an, deren Wellenlänge sie sofort fand. Dann nahm Kat Broussard Platz.
Die Öffentlichkeitsarbeit würde eine Firma aus Jackson übernehmen. Deren Chef war eine ebenfalls schnell redende Dame namens Candace Grume, die, wenig überraschend, große Erfahrung in dem Bereich vorweisen konnte. Sie erklärte, dass ein Wahlkampf nur dann erfolgreich sei, wenn die PR stimme. »Reden ist Silber, Schweigen ist Gold?«, flötete sie. »Für Gewinner gilt genau das Gegenteil.« Der aktuelle Gouverneur sei ein Kunde von ihr, außerdem - das Beste zum Schluss - habe ihre Firma über zehn Jahre lang für Senator Rudd gearbeitet. Damit war alles gesagt.
Mrs Grume räumte das Feld für den Demoskopen, einen Statistiker und Schlaukopf namens Tedford, der sich gleich in den ersten fünf Minuten brüstete, praktisch jedes Wahlergebnis der jüngeren Geschichte der Vereinigten Staaten richtig vorhergesagt zu haben. Er stammte aus Atlanta. Und wenn man aus der Großstadt in die Pampa kommt, muss man unbedingt ständig alle daran erinnern, dass man ja aus der Großstadt kommt. Nach zwanzig Minuten hatten alle genug von Tedford.
Der Wahlkampfkoordinator kam nicht aus Atlanta, sondern aus Jackson.
Weitere Kostenlose Bücher