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Die Beschenkte

Die Beschenkte

Titel: Die Beschenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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Augen machen kannst, aber irgendetwas musst du tun.«
    Komm mit uns.
    »Bitterblue, du musst Katsa helfen, wenn sie durch irgendetwas, das sie hört, verwirrt wird. Ihr müsst einander beide helfen. Traut keinem aus Monsea, versteht ihr? Ihr dürft keinem trauen, der von Lecks Gabe angesteckt sein könnte. Und glaub nicht, dass du ihn besiegen kannst, Katsa. Eure einzige Chance liegt in der Flucht. Habt ihr verstanden?«
    Komm mit uns.
    »Katsa!« Seine Stimme war heiser und sanft. »Verstehst du, was ich sage?«
    »Ich verstehe.« Als ihr eine Träne über die Wange lief, streckte er die Hand aus und wischte sie mit einem Finger weg.
    Er betrachtete einen Moment ihr Gesicht, dann wandte er sich an Bitterblue. Er kniete sich hin und nahm ihre Hände. »Leb wohl, Cousine«, sagte er.
    »Leb wohl«, erwiderte das Kind ernst.
    Er richtete sich auf und lehnte sich wieder an den Türrahmen, schloss die Augen und seufzte. Dann öffnete er sie und schaute Katsa ins Gesicht. Um seinen Mund zuckte ein kaum wahrnehmbares Grinsen. »Du hattest doch immer vor, mich zu verlassen, Katsa.«
    Sie würgte an einem Schluchzer. »Wie kannst du jetzt Witze machen? Du weißt, dass ich das nicht so gemeint habe.«
    »Oh, Katsa! Wildkatze!« Er berührte ihr Gesicht und lächelte, so dass es sie schmerzte, ihn anzusehen, und sie war sicher, dass sie ihn nicht allein lassen konnte. Er zog sie an sich und küsste sie und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie klammerte sich so fest an ihn, dass seine Schulter schmerzte, doch er klagte nicht.
    Katsa schaute nicht zurück, als sie losritten. Aber sie drückte Bitterblue fest an sich und rief in Gedanken seinen Namen, der so schmerzhaft in ihr widerhallte, dass sie lange nichts anderes fühlen konnte.

Sie folgten den Ausläufern der Berge von Monsea und trieben das arme Pferd nach Süden. Gelegentlich kamen sie über ebene Plateaus, doch meist wurden sie durch Klippen, Felsspalten, Wasserfälle und unwegsames Gelände aufgehalten, Stellen, an denen das Pferd nicht Fuß fassen konnte. Dann musste Katsa absteigen, zurückgehen und das Tier weiter unten auf festeren Boden führen. Dabei sträubten sich ihr die Nackenhaare und jedes Geräusch nahm ihr den Atem; erst wenn sie wieder bergan stiegen, wurde sie ruhiger. Denn das tiefere Bergland ging in den Wald über und Katsa wusste, dass es im Wald von Lecks Soldaten wimmelte.
    Die Armee würde den Wald durchkämmen, die Port Road und das Land dazwischen. Sie würde den Bergpass an der Grenze zu Sunder und Estill kontrollieren, in Monport die Schiffe beobachten, die an- und ablegten, und jedes Schiff durchsuchen, das als Versteck für die entführte Königstochter in Frage kam.
    Als der Tag zum Abend wurde, wusste Katsa, dass sie sich etwas vormachte. Nein, Lecks Soldaten würden jedes einzelne Schiff durchsuchen, ob es verdächtig war oder nicht. Sie würden jedes Gebäude in der Hafenstadt durchkämmen. Sie würden die Küste östlich von Monport und westlich bis zu den Bergen besetzen und jedes Schiff kontrollieren, das sich der Küste von Monsea näherte. Die Schiffe der Lienid würden sie auseinandernehmen. Und ein oder zwei Tage später würden Katsa und Bitterblue am Fuß der Berge von Monsea mit Horden von Lecks Soldaten rechnen müssen. Denn nur zwei Wege führten aus Monsea heraus: das Meer und der Bergpass an der Grenze zu Sunder und Estill. Wenn die Flüchtlinge auf der Port Road oder im Wald nicht gefunden wurden, wenn sie nicht auf dem Bergpass oder in Monport auftauchten oder in einem Schiff an der südlichen Küste, dann wusste Leck, dass sie in den Bergen waren, gefangen zwischen Wald und Meer, hinter ihnen die Gipfel, die zugleich die Grenze zwischen Monsea und Sunder waren.
    Als die Nacht hereingebrochen war, machte Katsa ein kleines Feuer vor einer Felswand. »Bist du müde?«, fragte sie Bitterblue.
    »Ja, aber nicht zu sehr«, antwortete das Kind. »Ich lerne langsam, auf dem Pferd zu schlafen.«
    »Heute Nacht wirst du wieder auf dem Pferd schlafen, wir müssen nämlich weiter. Sag mir, Prinzessin, was weißt du über diesen Gebirgszug?«
    »Das Gebirge, das uns von Sunder trennt? Sehr wenig. Ich glaube nicht, dass es jemanden gibt, der viel über diese Berge weiß. Nur wenige Menschen haben sie bestiegen, außer im Norden natürlich, am Pass.«
    »Hm.« Katsa wühlte in ihren Taschen und zog schließlich die Rolle Landkarten heraus. Sie strich sie in ihrem Schoß glatt und blätterte in ihnen. Raffin hatte Bo offensichtlichbeim

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