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Die Beschenkte

Die Beschenkte

Titel: Die Beschenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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entlang und fand im Dunkeln unter dem stürzenden Wasser einen Hohlraum, vermutlich den Eingang zu Bos Tunnel. Wider Willen musste sie lächeln. Allein hätte sie dieses Versteck nie gefunden, und wahrscheinlich hatte nochkein einziger Mensch getan, was sie gleich tun würde. Sie schoss an die Oberfläche, um tief Luft zu holen, dann tauchte sie wieder hinunter und zog sich durch die Öffnung.
    Es war finster im Tunnel, schwarz, und das Wasser war noch kälter als im Teich. Sie konnte nichts sehen. Während sie weiterstrampelte, zählte sie gleichmäßig. Felsen kratzten an ihren Armen und sie tastete mit den Händen voran, um zu vermeiden, dass sie mit dem Kopf gegen etwas Unerwartetes stieß. Es war eng, aber nicht gefährlich eng. Bo würde keine Schwierigkeiten haben, wenn er wieder gesund genug zum Schwimmen war.
    Als sie fast bis dreißig gezählt hatte, weitete sich der Tunnel, und dann verschwanden die Wände ganz. Sie schoss nach oben und hoffte, durch die Wasseroberfläche zu brechen, weil sie nicht wusste, wo sie in dieser schwarzen Höhle Luft finden sollte, wenn nicht direkt über sich. Jetzt war ihr bewusst, wie gut ihr Richtungssinn war, den Bo immer bewunderte. Wenn sie in dieser Finsternis den Tunnel verlieren und keine Öffnung zur Oberfläche finden würde, wäre es aus mit ihr. Doch Katsa wusste genau, wo der Tunnel war, unten hinter ihr. Sie wusste, wie weit sie geschwommen war und in welche Richtung, sie wusste, wo oben und unten, Osten und Westen war. Die Finsternis würde sie nicht besiegen.
    Und natürlich hätte Bo sie nie in diese Höhle geschickt, wenn es ein Ort wäre, an dem sie nicht überleben könnte. Ihre Schulter stieß an Fels und sie hörte ein gedämpftes Klatschen, das klang wie Wellenschlag an einem Ufer. Sie steuerte auf das Geräusch zu, und dann schoss ihr Kopf aus dem Wasser und sie atmete. Sie tastete um sich und fand den Fels, an dessen Unterseite sie gestoßen war. Er ragte über das Wasser und fühlte sich oben flach und moosig an. Mit klappernden Zähnen zog sie sich hinauf.
    Diese Höhle war noch schwärzer als jede Nacht, die sie erlebt hatte. Auf dem Wasser lag kein Glitzern, der Raum rundum zeigte keinerlei Umrisse in einer helleren Schwärze. Katsa streckte die Arme aus, berührte aber nichts. Sie hatte keine Vorstellung von der Höhe der Decke oder der Entfernung der Wände. Sie glaubte in einiger Entfernung Wasser gegen Fels schlagen zu hören, doch ohne es zu erkunden, konnte sie nicht sicher sein. Und sie würde nichts erkunden, weil sie keine Zeit hatte.
    Das war also Bos Höhle. Hier würde er in Sicherheit sein, falls es ihm gelänge, herzukommen. Wer seine Gabe nicht hatte, konnte ihn in diesem kalten, schwarzen Loch unter dem Berg niemals finden.
    Katsa glitt zurück ins eisige Wasser und tauchte zum Tunnel.
    Mit zwei zappelnden Fischen in den Händen kam sie ans Ufer. »Ich habe deine Höhle gefunden«, sagte sie. »Du wirst leicht dorthin kommen, wenn du durch eine Wunderheilung wieder schwimmen kannst. Der Tunnel liegt direkt unter dem Wasserfall. Und hier ist dein Abendessen.« Sie warf die Fische auf die Steine und trocknete sich mit einem Tuch ab, das Bitterblue ihr brachte, dann zog sie sich an. Sie streckte die Hand nach Bos Messer aus, und er warf es ihr zu. Sie köpfte die Fische, schnitt sie auf, nahm sie aus und warf die Innereien zurück in den Teich.
    »Ihr müsst jetzt gehen«, sagte Bo. »Es ist sinnlos, noch länger zu warten.«
    »Es ist nicht sinnlos«, sagte Katsa. »Was wirst du essen, wenn diese Fische verzehrt sind?«
    »Ich werde schon zurechtkommen.«
    Katsa schnaubte verächtlich. »Du wirst zurechtkommen. Du hast noch nicht einmal einen Bogen, und selbst wenn, würde ich gern sehen, wie du jetzt zielst. Wir werden nicht gehen, bis du genug Nahrung und Feuerholz hast.«
    »Katsa, ehrlich! Ihr müsst gehen, ihr müsst einfach …«
    »Das Pferd muss einen Vormittag lang ausruhen. Ab jetzt wird es schnell laufen müssen. Und – und …« Sie weigerte sich, der Panik nachzugeben, die in ihr wütete. Und der Winter kommt und du kannst mich zwingen, dich hier zurückzulassen, aber du kannst mich nicht zwingen, dich hier verhungern zu lassen.
    Bo rieb sich die Augen und seufzte.
    »Du wirst viel Feuerholz brauchen. Ich fange schon mal an zu suchen«, sagte Bitterblue und Bo musste lachen.
    »Ich bin überstimmt«, sagte er. »Nun gut, Katsa. Tu, was du tun musst. Aber bevor der Morgen um ist, müsst ihr unterwegs sein.«
    Der

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