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Die Beschenkte

Die Beschenkte

Titel: Die Beschenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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Morgen glich einem Wirbelwind. Je schneller sich Katsa bewegte, umso weniger konnte sie nachdenken, und so lief und hantierte sie so schnell, wie Füße und Finger es konnten. Sie fing ihm zwei Kaninchen, die er am Abend mit den Fischen braten und mehrere Tage lang aufbewahren konnte. Sie verfluchte das Wetter. Es war so kalt, dass Bo tagsüber darunter litt, wenn er kein Feuer riskieren konnte. Aber es war nicht kalt genug, um Fleisch einzufrieren, und sie hatten kein Salz, um es zu pökeln. Sie konnte ihm nicht genug Fleisch für den ganzen Winter schießen, noch nicht einmal für ein paarWochen. Und in einigen Wochen würde die Jagd sogar für einen Jäger schwierig, der sicher auf den Beinen war und der einen Bogen hatte.
    »Hast du je einen Bogen gebaut?«, fragte sie ihn.
    »Nie.«
    »Ich werde das richtige Holz für dich suchen, bevor wir aufbrechen. Und du wirst die Därme dieser Kaninchen haben, um den Bogen zu verstärken und für die Sehne. Ich werde dir erklären, wie man das macht.«
    Sie verfluchte sich, weil sie die Federn all der erjagten Vögel weggeworfen hatte. Als sie in ihrer Eile ein Nest voller Wachteln aufscheuchte, holte sie die Mehrheit der Vögel mit Steinwürfen vom Himmel. Das würde das Abendessen für Bitterblue und sie sein, und Bo bekam die Federn für Pfeile.
    Von einem jungen Baum mit starken, biegsamen Ästen wählte sie einen geschwungenen Ast für den Bogen und einige lange, gerade Zweige als Pfeile. Und dann hatte sie eine Idee. Sie schnitt weitere Äste, spaltete sie und begann eine Art quadratischen Korb zu weben mit armlangen Seiten, Deckel und Boden. Sie webte ihn fest, mit schmalen Ritzen zwischen den Stäben. Als sie zum See zurückkam, wo Bo immer noch saß und Bitterblue immer noch Feuerholz suchte, trug sie den Korb auf einer Schulter und die Wachteln und Äste unter dem anderen Arm. Sie schnitt einige Seillängen zu und band sie an die Ränder ihres Korbs, senkte den Korb in den See, gerade tief genug, dass er nicht zu sehen war, und band die Seile um den Fuß eines Busches am Ufer. Dann zog sie Stiefel, Jacke und Hose aus und wappnete sich noch einmal gegen das erschreckend eiskalte Wasser.
    Sie tauchte, hing schwebend im Wasser und wartete langeZeit. Als ein Fisch in der Nähe aufblitzte, griff sie zu. Sie schwamm zum Korb, schob die Stäbe zurück, drückte den zappelnden Fisch hinein und befestigte die Stäbe wieder. Dann tauchte sie erneut hinunter, fing einen weiteren Fisch, schwamm zum Ufer und steckte das sich windende Tier in den Korb. Sie fing Fische für Bo, so viele Fische, dass es im Korb schließlich von den dicht aneinandergedrängten Körpern wimmelte.
    »Du musst sie wahrscheinlich füttern«, sagte sie, als sie wieder am Ufer war und sich anzog. »Aber sie sollten einige Zeit reichen.«
    »Und jetzt müsst ihr gehen«, sagte Bo.
    »Ich will dir zuerst noch Krücken machen.«
    »Nein. Ihr werdet jetzt gehen.«
    »Ich will …«
    »Katsa, meinst du, ich will, dass ihr geht? Wenn ich euch fortschicke, dann nur, weil es sein muss.«
    Sie schaute ihm ins Gesicht und gleich wieder weg. »Wir müssen unsere Sachen noch aufteilen«, sagte sie.
    »Das haben Bitterblue und ich schon getan.«
    »Ich muss deine Schulter ein letztes Mal verbinden.«
    »Das hat sie bereits gemacht.«
    »Deine Wasserflasche …«
    »Ist voll.«
    Bitterblue kam über die Anhöhe zu ihnen. »Die Hütte platzt vor Feuerholz«, sagte sie.
    »Es ist Zeit zum Aufbruch«, sagte Bo, beugte sich vor und richtete sich auf. Katsa unterdrückte ihren Widerspruch und bot ihm ihre Schulter als Stütze. Bitterblue band das Pferd los und sie machten sich auf den Weg zur Hütte.
    Du hast dein Gleichgewicht beinah wiedergefunden. Komm mit uns!
    »Cousine«, sagte Bo, »lass nicht zu, dass sie das Pferd zuschanden reitet. Und achte darauf, dass sie hin und wieder schläft und isst. Sie wird versuchen, alles Essbare dir zu geben.«
    »So wie du«, sagte Bitterblue und Bo lächelte.
    »Ich habe versucht, dir das meiste zu geben«, erwiderte er. »Katsa wird versuchen, dir alles aufzudrängen.«
    Sie blieben am Eingang der Hütte stehen und Bo lehnte sich an den Türrahmen. Komm mit uns, dachte Katsa, als sie vor ihm stand.
    »Sie werden hinter euch her sein«, sagte Bo. »Ihr dürft sie nicht so nah heranlassen, dass sie mit euch reden können. Denkt daran, euch unkenntlich zu machen. Ihr seid schmutzig und verdreckt, doch jeder Dummkopf würde euch erkennen. Katsa, ich weiß nicht, was du mit deinen

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