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Die Beschenkte

Die Beschenkte

Titel: Die Beschenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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wo er abgelenkt ist?«, fragte Katsa.
    »Ich stoße ihm mein Messer in den Hals«, sagte Bitterblue.
    »Gut gemacht!«
    »Sie ist ein mutiges kleines Ding!«, lobte Red.
    Sie war wirklich ein mutiges kleines Ding. So klein, dass Katsa so gut wie alle diese Seeleute wusste, wie viel Glück sie brauchte, wenn sie sich gegen einen Angreifer wehren wollte. Doch was sie lernte, gab ihr eine Chance, und das Selbstvertrauen, das sie gewann, würde ebenfalls helfen. Und die Männer, diese Seeleute, die danebenstanden und ihr Ermunterungen zuriefen – sie halfen ebenfalls, mehr, als sie wussten.
    »Natürlich wird sie diese Tricks nie brauchen«, fügte Red hinzu. »Eine Prinzessin von Monsea wird immer Leibwächter haben.«
    Katsa verbiss sich die ersten Worte, die ihr in den Sinn kamen. »Ich finde, es ist besser für ein Kind, diese Fertigkeiten zu beherrschen und nie zu brauchen, als sie eines Tages zu brauchen und sie nicht zu haben«, sagte sie.
    »Das kann ich nicht abstreiten, Prinzessin. Niemand weiß das besser als Sie oder Prinz Bo. Ich kann mir denken, dass Sie beide aus einer Kinderschar eine anständige Armee machen könnten.«
    Plötzlich schoss Katsa ein Bild von Bo durch den Kopf, schwindelig und unsicher auf den Beinen. Sie schob die Erinnerung zur Seite, nickte Bär zu und konzentrierte sich auf Bitterblues nächste Übung.

Katsa war mit Red oben in der Takelage, als sie Lienid zum ersten Mal sah. Es war genau, wie Bo es beschrieben hatte, und es war unwirklich wie ein Bild auf einem Wandteppich oder etwas aus einem Lied. Dunkle Klippen ragten aus dem Meer, von schneebedeckten Feldern gekrönt. Aus den Feldern erhob sich eine Felssäule, und oben auf dem Felsen lag eine Stadt. Sie leuchtete so hell, dass Katsa zuerst überzeugt war, sie sei aus Gold.
    Als das Schiff näher kam, sah sie, dass sie sich gar nicht so sehr geirrt hatte. Die Häuser der Stadt waren aus braunem Sandstein, gelbem Marmor und weißem Quarz, sie funkelten in dem Licht von Himmel und Wasser. Und die Kuppeln und Türme des höchsten Gebäudes, das vor ihr emporragte, waren tatsächlich golden. Rors Schloss, Bos Elternhaus, war so weitläufig und so strahlend, dass Katsa mit offenem Mund in den Seilen hing. Red lachte sie aus und schrie Patch unten zu, dass es doch etwas gab, was die Prinzessin vom Klettern und Raufen abhielt.
    »Land in Sicht«, rief er dann, und überall an Deck jubelten die Männer. Red kletterte hinunter, doch Katsa blieb in der Takelage und schaute zu, wie Ror City vor ihr größer wurde.Sie konnte die Straße erkennen, die vom Fuß der Säule in Serpentinen zur Stadt führte, und auch die Plattformen, die von den Feldern zur Stadt stiegen. Die Seile, von denen sie gezogen wurden, waren zu dünn, als dass sie mit bloßem Auge zu erkennen waren. Als das Schiff die südöstliche Ecke von Lienid umfahren hatte und sich nach Norden wandte, drehte sie sich um und behielt die Stadt im Blick, bis sie verschwand. Ror City blendete ihre Augen so, dass es fast schmerzte, und es überraschte sie nicht, dass Bo von einem Ort kam, der leuchtete.
    Oder aus einem Land von so dramatischer Schönheit. Sie segelten in nördlicher, dann in westlicher Richtung um das Königreich im Meer und Katsa blinzelte kaum. Sie sah Strände aus weißem Sand, manchmal mit Schnee. Berge, die in Sturmwolken verschwanden. Städte aus Stein, die in den Fels gebaut waren und kaum erkennbar über dem Meer hingen. Bäume auf einer Klippe, karg und blattlos, schwarz vor dem Winterhimmel.
    »Bobäume«, sagte Patch zu ihr, als sie darauf deutete. »Hat unser Prinz von ihnen erzählt? Die Blätter werden im Herbst silbern und golden. Vor zwei Monaten waren sie wunderschön.«
    »Sie sind auch jetzt wunderschön.«
    »Ja, schon. Aber im Winter ist Lienid grau. In den anderen Jahreszeiten erlebt es eine Farbexplosion. Sie werden sehen, Prinzessin.«
    Katsa schaute überrascht zu ihm hinüber, und dann fragte sie sich, warum sie überrascht sein sollte. Sie würde es tatsächlich sehen, wenn sie lange genug hierblieb, und wahrscheinlich würde sie eine ganze Zeit hier verbringen. Sie hatte nochnicht genau geplant, was sie nach der Ankunft in Bos Schloss tun würde. Sie hatte vor, das Gebäude zu erkunden, Verstecke ausfindig zu machen und es zu befestigen. Sie würde eine Wache aufstellen aus dem Personal, das sie dort vorfand. Sie würde nachdenken, planen und darauf warten, etwas von Bo oder Leck zu hören. Und genauso wie sie das Schloss befestigte,

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