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Die Beschenkte

Die Beschenkte

Titel: Die Beschenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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Hügel hinauf zur Vorderseite des Schlosses. Vielleicht liegt Schnee, doch der Pfad wird frei gehalten für den Fall, dass der Prinz zurückkehrt.«
    »Das klingt, als würden Sie sich hier gut auskennen.«
    »Vor ein paar Jahren bin ich auf einem kleineren Schiff gefahren, einem Versorgungsschiff. Die Schlösser in Lienid liegen alle sehr schön, aber glauben Sie mir, nicht eins von ihnen ist einfach zu beliefern. Es ist ein steiler Weg zum Eingang.«
    »Wie viele Bedienstete hat er dort?«
    »Ich nehme an, es sind sehr wenige Leute, Prinzessin. Und ich möchte Sie daran erinnern, dass es gegenwärtig Ihr Schloss ist, es sind Ihre Bediensteten, auch wenn sie weiter von seinen sprechen.«
    Ja, das wusste sie, und es war einer der Gründe, warum sie sich auf ihre erste Begegnung mit den Bewohnern des Schlosses nicht gerade freute. Der Auftritt von Lady Katsa aus den Middluns, bekannte beschenkte Schlägerin, im Besitz von Bos Ring; die absurde Geschichte, die sie über Leck und Ashen zu erzählen hatte; ihre Absichten, das Schloss in eine Festung zu verwandeln und die Kontakte zur Außenwelt abzubrechen – Katsa hatte das Gefühl, dass es Probleme geben würde.
    Der Pfad war genau, wie die Kapitänin ihn beschrieben hatte, der Hügel steil und von Schneewehen bedeckt. Doch das größere Problem war Bitterblues Seemannsgang. Sie bewegte sich jetzt an Land fast so unbeholfen wie zuerst auf dem Schiff und Katsa hielt sie aufrecht, als sie zum Vordereingangvon Bos Schloss kletterten. Der Wind kam von hinten, so dass sie fast das Gefühl hatten, sie würden den Hügel hinaufgeblasen.
    Das Schloss sah aus diesem Blickwinkel auch nicht viel schlossähnlicher aus. Es wirkte wie ein hohes weißes Haus auf einem Hang, vor dem ein paar hohe Bäume einen Hof beschatteten, der bei gutem Wetter hübsch sein würde. Hinter den Bäumen ragte ein Turm auf; es gab große Fenster, hohe Dächer, wenigstens einen Ausguck mit Geländer, Ställe auf der einen Seite, einen mit Reif überzogenen Garten auf der anderen und, solange man die Brandung nicht hörte, kein Anzeichen dafür, dass es dahinter steil zum Meer abfiel.
    Endlich hatten sie den Hügel erklommen. Ein Windstoß schob sie auf den farbenprächtig gefliesten Boden des Hofs. Bitterblue seufzte erleichtert, weil sie wieder auf ebener Erde war. Sie näherten sich dem Haus und Katsa hob vor der großen Holztür die Hand. Bevor sie jedoch klopfen konnte, schwang die Tür auf und ein Schwall von Wärme schlug ihnen ins Gesicht. Ein älterer Mann stand vor ihnen, wie ein Diener in einen langen braunen Mantel gehüllt.
    »Seien Sie gegrüßt«, sagte er. »Bitte kommen Sie in den Empfangsraum. Schnell«, fügte er hinzu, als Katsa unbeweglich stehen blieb, überrascht von diesem hastigen Empfang, »wir lassen die ganze Wärme hinaus.«
    Der Mann führte sie in eine dunkle Halle. Auf den ersten Blick sah Katsa hohe Decken, eine Treppe, die auf eine Balustrade führte, und mindestens drei lodernde Feuerplätze. Bitterblue richtete sich an Katsas Arm auf.
    »Ich bin Lady Katsa von den Middluns«, fing Katsa an, doch der Mann winkte sie weiter zu einer Doppeltür.
    »Hier entlang«, sagte er. »Mein Herr erwartet Sie.«
    Katsa riss überrascht den Mund auf. Ungläubig starrte sie den Mann an. »Ihr Herr! Soll das heißen, er ist hier? Wie ist das möglich? Wo ist er?«
    »Bitte, My Lady«, sagte der Diener. »Kommen Sie weiter. Die ganze Familie ist im Empfangsraum.«
    »Die ganze Familie!«
    Der Mann winkte sie zu den Türen vor ihnen. Katsa schaute Bitterblue an und wusste, dass sie genauso erstaunt aussehen musste wie das Mädchen. Sicher hätte Bo genug Zeit gehabt, nach Hause zu kommen; Katsa und Bitterblue waren eine Ewigkeit in den Bergen gewesen. Aber wie hatte er das in seinem Zustand geschafft? Und wie hatte er sein Versteck verlassen können, ohne gesehen zu werden? Und wie …
    Der Mann drängte sie weiter zu den Türen, und Katsa versuchte eine Frage zu formulieren, irgendeine Frage.
    »Wie lange ist der Prinz schon hier?«, fragte sie.
    »Die Prinzen sind gerade angekommen«, sagte der Mann, und bevor sie fragen konnte, was er meinte, öffnete er die Türflügel.
    »Wie wunderbar!«, sagte drinnen eine Stimme. »Willkommen, meine Freundinnen! Kommen Sie und nehmen Sie Ihre Ehrenplätze in unserem glücklichen Kreis ein!«
    Katsa kannte diese Stimme, und sie fing Bitterblue auf und hielt sie fest, als das Mädchen keuchte und ohnmächtig zu werden drohte. Katsa schaute auf

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