Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
Vom Netzwerk:
zu schwer, zu stark. Sie können sich nicht
gegen dich wehren.«
    »Pfeif doch mal deinen
Schläger zurück, Hübsche«, rief Kurt.
    Yvonne ging zu Keiler.
    »Es reicht wirklich Keiler.
Lass gut sein. Er ist ein Loser. Und es bringt uns keinen Deut weiter.«
    Keiler sah die Rothaarige
an.
    »Lass mich noch einen
Moment. Wir haben sowieso nichts zu tun, bis Marco wieder da ist.«
    Yvonne seufzte und
schlenderte zu Karla, die immer noch an Daniel gelehnt auf dem Boden saß. Ihr
Blick war fast zärtlich, auf jeden Fall besorgt, als sie die jüngere Frau
ansah. Dann hob sie eine Hand und strich ihr nochmals über die Wange.
    Keiler löste die Arretierung
einer der Rollen, auf dem die Scheinwerfer angebracht waren. Er fuhr das Gerät
näher an den Gefesselten und richtete das Licht direkt auf Piets verschwitztes
Gesicht aus.
    »Weißt du, Arschloch«, sagte
er zu Piet. »Ich hatte mal eine Schwester. Nova. Was für ein hübscher Name,
findest du nicht? Sie war zwei Jahre jünger als ich. Wunderschön. Ich hatte es
mir zu meiner Lebensaufgabe gemacht, sie zu beschützen, so zart und
zerbrechlich, wie sie war. Doch sie war nur äußerlich sanft. Im Innern war sie
ein wildes Ding. Wollte alles ausprobieren, besonders als sie volljährig
wurde.« Keiler schüttelte den Kopf. »Ohje, sie hat wirklich nichts ausgelassen,
wenn du verstehst, was ich meine.«
    Piet sagte nichts, blickte
weiterhin stur an Keiler vorbei zur Decke.
    Dafür meldete Kurt sich zu
Wort. »Das ist wirklich berührend, Herkules, aber ich würde es vorziehen, wenn
du die Fresse halten würdest, bevor ich mich übergeben muss. Du alleine reichst
mir schon, wenn ich mir vorstelle, dass es noch mehr von deiner Sorte gibt,
kommt mir mein Mittagessen hoch.«
    Daniel rechnete damit, dass
Keiler aufspringen und auf Kurt losgehen würde, doch der Mann zuckte nur seine
breiten Schultern und schüttelte den Kopf, redete einfach weiter in Piets
Richtung.
    »Um es kurz zu machen: Sie
wurde umgebracht. Beim Sex. Oder bei dem, was einige Perverse Sex nennen.«
    Daniel, der Keilers
Geschichte nur mit halbem Ohr gelauscht hatte, hatte er doch etwas im Arm, das
den Großteil seiner Sinne für sich beanspruchte, wurde hellhörig. Das war nicht
gut. Das war gar nicht gut.
    Das sah wohl auch Yvonne so,
die aufstand, zu ihrem Komplizen ging und ihm eine Hand auf die Schulter legte.
    »Lass gut sein, Keiler.«
    Doch der schüttelte ihre
Hand ab und erzählte weiter.
    »Sie ist erwürgt worden.
Ansonsten keinerlei Spuren von Gewalteinwendung. Deshalb ging die Polizei davon
aus, dass sie beim Sex erwürgt wurde. Es soll den Orgasmus verstärken, wenn man
ihn während Atemnot erlebt. So wie der Sänger dieser erfolgreichen Rockgruppe,
der sich aus Versehen erhängt hat, weil er den Orgasmus auskosten wollte. Den
Mörder meiner Schwester hat man nie gefunden.«
    Jetzt blickte Piet den vor
ihm sitzenden Mann direkt an.
    »Was habe ich damit zu tun?
Ich habe deine Schwester nicht gekannt.«
    Keiler nickte.
    »Ja, ich weiß. Du warst es
bestimmt nicht. Das wäre ein zu großer Zufall. Aber weißt du was?« Er bückte
sich und hob das Magazin auf, das er fallen gelassen hatte, und zeigte auf das
Titelblatt.
    »Wenn ich die Frau hier
sehe, dann sehe ich meine Schwester. Und wenn ich diesen Typen hier sehe, dann
sehe ich dich!«
    Damit sprang er auf und
schleuderte den Stuhl von sich. Klappernd und staubaufwirbelnd polterte die
Sitzgelegenheit über den Boden. Mit einer schnellen Bewegung war er über dem
Gefesselten. Er griff Piets Hinterkopf, zog ihn nach vorne und drückte sein
Gesicht auf den Scheinwerfer. Ein Zischen ertönte, als hätte man ein Steak in
eine erhitzte Pfanne gelegt. Piet schrie. Ein unangenehmer Geruch stieg Daniel
in die Nase, der seine Augen nicht von den Geschehnissen an der Matratze
abwenden konnte, auch wenn sie noch so abstoßend waren.
    »Keiler, lass ihn sofort
los!«, rief Yvonne.
    Doch der schien sie nicht zu
hören.
    »Du bist ein krankes
Arschloch! Du wolltest sie umbringen!«, brüllte Keiler.
    Dann riss er doch den Kopf des
Entführers vom Flutlicht. Es gab ein Geräusch, als würde man ein Blatt Papier
zerreißen. Daniel konnte erkennen, dass die Gesichtshälfte, die auf den
Scheinwerfer gedrückt worden war, Blasen schlug und anschwoll. So wie es
aussah, hatten auch große Teile der Haut die Hitze nicht überstanden und
klebten nun auf dem heißen Glas. Daniel sah rohes Fleisch an Wangen und Stirn.
Karla drückte sich enger an ihn, das Gesicht an

Weitere Kostenlose Bücher