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Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
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leisten, Zeugen am Leben zu lassen. Daniel schloss die Augen, wollte den
Ballsaal, der begonnen hatte, sich um ihn herum zu drehen, ausschließen. Doch
auf den Rückseiten seiner Lider tanzte der Raum munter Polka, und so öffnete er
sie wieder.
    Keiler drehte sich von Piets
Leiche weg. Sein Gesicht war mit roter Farbe besprenkelt. Es sah aus, als hätte
er eine fiese Hautkrankheit. In seinem Kinnbart klebte etwas Weißes, von dem
Daniel lieber nicht wissen wollte, um was es sich handelte. Die Pistole in
seiner Hand rauchte immer noch.
    »Ich musste es tun«, sagte
er.
    Yvonne beendete ihr
zielloses Umherlaufen und nahm die Hände vom Kopf. Ihre Haare standen wirr ab.
    »Du musstest es tun?
Verdammt, der Loser war gefesselt und hat sich vor Angst in die Hose
geschissen! Du musstest ihn am Leben lassen, genau das musstest du tun!«
    Keiler setzte zu einer
Antwort an, verstummte jedoch, als die Flügeltür sich öffnete und Marco mit der
Pistole im Anschlag in den Ballsaal stürmte. Ein Rundumblick zeigte ihm, dass
er sich keiner unmittelbaren Gefahr gegenübersah, und er ließ die Pistole
sinken.
    »Verdammt, was ist hier ...«
    Dann erst schien sich Piets
blutender Leichnam weit genug in seinen Verstand gegraben zu haben, dass er ihn
bewusst wahrnahm. Keilers blutverschmiertes Gesicht erzählte ihm die andere
Hälfte der Geschichte.
    »Was hast du getan?«, fragte
er trotzdem, obwohl das außer Frage stand. Daniel vermutete, dass die Frage
eher darauf abzielte, warum Keiler den Entführer hingerichtet hatte.
    »Ja, genau«, sagte Kurt.
»Warum hast du das getan, Arschloch?«
    »Du bist ruhig«, sagte Marco
zum Polizisten. »Wenn ich mich recht erinnere, hatte der Perverse deine Waffe
am Kopf, als wir reinkamen. Sieht so aus, als hätte mein Kollege nur das
vollendet, was du begonnen hast.«
    Damit wandte er sich wieder
an den breitschultrigen Mann.
    »Sag, warum hast du das
getan?«
    Keiler antwortete nicht
gleich. Den Blick in eine leere Ecke des Raums gerichtet, fuhr er sich mit der
freien Hand durch den Kinnbart, pflückte das Weiße - vielleicht ein Zahn,
dachte Daniel - aus den Haaren und wischte es gedankenverloren an die Hose.
Dann sah er Marco an.
    »Er wollte ihnen wehtun. Er
wollte sie umbringen.«
    Marco ging auf Keiler zu.
    »Ich weiß«, sagte er. »Ich
weiß.«
    Keiler wandte sich dem Hünen
zu. Er weinte jetzt und die Tränen zogen blutige Bahnen über sein Gesicht. Es
sah zum Fürchten aus. Er ließ die Schultern hängen und es wirkte, als hätte er
sämtliche Körperspannung verloren.
    Marco umarmte den weinenden
Mann.
    »Das ist ja rührend.
Gruppenkuscheln.« Kurt klang, als würde er sich übergeben müssen.
    Die beiden Männer reagierten
nicht, doch Yvonne war mit wenigen Schritten beim Polizisten und drückte ihm
die Mündung ihrer Waffe an die Schläfe. Ihre Stimme war das Zischeln einer
Natter.
    »Wenn du noch ein Wort
sagst, folgst du deinem Freund einige Stockwerke tiefer.«
    »Ich musste an sie denken«,
sagte Keiler jetzt. »Ich musste an Nova denken. Daran, was man mit ihr gemacht
hat. Was man ihr angetan hat.«
    »Ich weiß«, flüsterte Marco,
gerade laut genug, dass Daniel ihn noch verstehen konnte. »Ich weiß. Es ist
nicht deine Schuld. Ich hätte daran denken sollen. Ich hätte nicht rausgehen
dürfen.«
    Keiler schluchzte jetzt. Er
war zu klein, oder vielmehr war Marco zu groß, als dass er den Kopf auf die
Schulter des Anführers hätte legen können, und so lehnte er ihn an seine Brust.
    »Es tut mir leid. Ich weiß,
wie sehr du sie vermisst.« Marco flüsterte immer noch. »Jetzt gib mir deine
Waffe.«
    Keiler schüttelte den Kopf
an Marcos Brust.
    »Nein«, sagte er.
    »Doch, gib mir deine Waffe.
Es ist besser so. Nur bis du dich wieder gefangen hast.«
    »Nein«, sagte Keiler wieder,
doch es klang weniger überzeugt als noch zuvor.
    »Nur bis du wieder völlig
auf dem Damm bist. Wir dürfen uns jetzt keine Fehler mehr erlauben. Wir müssen
das alles mit kühlem Kopf durchziehen, in Ordnung?«
    Keiler nickte.
    »Okay.«
    Marco griff die Waffe und
steckte sie sich in den hinteren Hosenbund. Er legte dem kleineren Mann, der
immer noch den Kopf hängen ließ, eine Hand auf die Schulter.
    »Gut«, flüsterte er. »Das
ist gut so. Jetzt ruh dich aus. Wisch dir dein Gesicht ab und ruh dich aus. Im
Zimmer nebenan steht ein Stuhl, der intakt aussieht. Überlass alles Weitere
mir.«
    Wieder nickte Keiler. Dann
presste er sich Daumen und Zeigefinger auf die Augen, als wollte er die

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