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Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
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als er sich
aus dem Sitz schälte. In einer Hand hielt er einen Koffer. Er sah aus wie ein
Versicherungsvertreter, der von Haustür zu Haustür zog, um seine Policen an den
Mann zu bekommen. Der Versicherungsvertreter des Teufels.
    Er reichte den Koffer seinem
Leibwächter, der ihn wie einen Karton mit rohen Eiern im Kofferraum ablegte.
Anschließend versperrte er den Wagen mit einem Knopfdruck. Die Warnblinker der
Limousine bestätigten die Ausführung des elektronischen Befehls.
    Daniel fragte sich, was sich
in dem Behälter befand, das wert war, dafür sogar über Leichen zu gehen.
    Gespannt war er auch, wie
Yvonne und Marco dem Mann gegenübertreten würden, der ihren Komplizen umbringen
lassen und sie mit einer Tasche voller Papier um ihren Lohn gebracht hatte.
    »Xerxes.«
    Daniels Grübeleien wurden
unterbrochen, als Yvonnes Stimme von der Eingangstür unter ihm über den Hof
schallte. Die sowieso frische Nacht schien sich noch um einige Grad abzukühlen.
Das musste an Yvonnes Tonfall liegen. Hart und fordernd, doch unter der
Oberfläche vermeinte Daniel, Angst herauszuhören. Und die war nur verständlich,
bedachte man die Pistolenkugel, die Keiler jetzt im Kopf steckte, nachdem er
seinen Job nicht zu Xerxes‘ Zufriedenheit ausgeführt hatte. Sie musste davon
ausgehen, dass sie und Marco das gleiche Schicksal erleiden würden.
    Aber warum waren sie nicht
weggelaufen? Warum hatten sie sich nicht versteckt? Daniel konnte nur mutmaßen.
Wahrscheinlich war Marcos Bewegungsspielraum so eingeschränkt, dass jeder
Fluchtversuch von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Oder sie bauten auf
eine einvernehmliche Lösung mit dem Rotäugigen, auch wenn Daniel sich nicht
vorstellen konnte, dass Yvonne und Marco so blöd waren, darauf zu hoffen.
Vielleicht führten sie auch etwas völlig anderes im Schilde. Er wusste es
nicht. Er würde einfach abwarten müssen, was passierte.
    »Habt ihr die Leichen schon
vergraben?«, fragte Xerxes, während er die Baumkrone umrundete. Mit einer
Begrüßung hielt er sich nicht auf. Sein Leibwächter bezog neben ihm Stellung,
das Gesicht so ausdruckslos wie eine Totenmaske.
    »Nun, es gab da ein Problem«,
sagte Yvonne. Daniel konnte sie nicht sehen, wahrscheinlich stand sie in der
Eingangstür, doch er konnte sich ihren Gesichtsausdruck vorstellen.
    Xerxes blieb stehen, seine
roten Augen auf die Person in der Tür fixiert. Selbst von hier oben sah er
absolut furchterregend aus. Sollte er das hier überleben, würde er noch lange
Zeit von diesen Augen träumen, das wusste Daniel so sicher, wie das ihm der
Salpetergeruch an den Rand einer Ohnmacht brachte.
    »Ich will nichts von
Problemen hören. Ich habe euch klare, nicht schwer auszuführende Anweisungen
gegeben. Warum tut ihr nicht einfach, was ich sage?«
    »Es hat ... es hat einige
Komplikationen gegeben.« Marcos Stimme. Anscheinend war er zu Yvonne an die Tür
getreten.
    »Komplikationen? Was ist so
schwer daran, ein paar Wichsern das Licht auszublasen?« Er stockte, trat einen
Schritt vor. »Was ist mit deinem Bein?«
    »Ich wurde verletzt. Sie
sind alle abgehauen.«
    Die Stimme des Rotäugigen
war ruhig, jedoch von solcher Intensität und so voller Bedrohung, dass sich
sämtliche Haare an Daniels Körper aufstellten. Seine Haut hätte er als
Käsereibe benutzen können.
»Was willst du damit sagen, sie sind abgehauen? Du meinst, so wie ... weg?«
Xerxes schnippte mit den Fingern und schüttelte den Kopf. »Meine Güte, das ist
an Unfähigkeit wirklich nicht zu überbieten. Das dürfte neuer Weltrekord sein.
Ihr lasst euch von ein paar Hinterwäldlern, die sich kaum alleine die Hose
anziehen können, die Butter vom Brot nehmen.«
    »Ja«, hörte Daniel Yvonne
und Marco aus einem Mund sagen. So, wie sie sich anhörten, wussten sie, was sie
erwartete. Und es schien ihnen egal zu sein. Sie klangen, als wollten sie nur,
dass alles vorbei ist. »Aber zwei von ihnen sind noch im Haus. Sie sind nach
oben gerannt. Sie sitzen dort in der Falle.«
    Xerxes schüttelte den Kopf.
Das Mondlicht brach sich blutig in seinen Augen.
    »Ich habe auf euch gebaut.
Doch ihr habt mich enttäuscht. Nun müsst ihr die Konsequenzen tragen.« Er
wandte sich an seinen Bodyguard. »Durchsuche sie. Dann holst du das Band. Dann
entscheiden wir, wie wir weitermachen. Werft eure Waffen in den Hof.«
    Eine Pistole flog in hohem
Bogen in den Kies, gefolgt von Yvonnes Taschenmesser. Der Mann neben Xerxes hob
die Waffe auf. Das Messer warf er in den Wald.
    »Wo

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