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Die Beschleunigung der Angst

Die Beschleunigung der Angst

Titel: Die Beschleunigung der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Acker
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schien eine Hand auszustrecken.
Die Pistole! Marco hatte die Pistole gefunden, die Daniel so verzweifelt
gesucht hatte! Oder, was wahrscheinlicher war, es handelte sich um Kurts Waffe,
die er dem Polizisten abgenommen hatte. In dem Fall musste er die Waffe
irgendwo am Körper getragen haben. Und er, Daniel, hatte nicht sorgfältig genug
nachgesehen.
    Daniel hörte einen Schuss,
sah ein Mündungsfeuer. Die Kugel schlug irgendwo in der Seitenwand ein, nicht
weit entfernt von seinem und Karlas Standort. Er hob seinerseits die Waffe und
drückte ab. Er sah schwarze Holzsplitter aus dem Rahmen der Eingangstür
spritzen, und wie in Zeitlupe in einem verschlungenen Tanz durch die Luft
wirbeln.
    Marco drückte abermals ab.
Wieder schlug die Kugel einige Meter entfernt von Daniel und Karla ein. Marco
war entweder ein erbärmlicher Schütze oder konnte vor lauter Schmerzen die Hand
nicht stabilisieren, um einen gezielten Schuss abzugeben.
    »Zurück«, rief Daniel und
schubste Karla vor sich her, hinein in den Flur und um die Ecke in Richtung
Ballsaal.
    Dann würden sie durch den Keller
flüchten müssen, auf dem Weg, den die Bankräuber in die Villa hinein genommen
hatten. Sie rannten zur Treppe, getrieben von den schleifenden Schritten
Marcos, der die Verfolgung aufgenommen hatte.
    Endlich waren sie an der
Treppe angekommen.
    »Runter!«, rief Daniel,
stoppte jedoch, als er jemanden sah, der ebenfalls die Stufen hinablief.
    »Kurt!«
    Der Polizist blieb stehen
und sah nach oben, sein Gesicht ein weißer Klumpen im schwummrigen Kerzenlicht.
Daniel glaubte, ein Grinsen auf den Lippen des Kriminalbeamten zu sehen. Was er
jedoch sicher sah, war die Machete, die Piet für seinen bizarren Tanz vor der
Kamera als Requisit gedient hatte. Kurt vollführte eine Bewegung mit der
Klinge.
    »Ihr solltet verschwinden«,
sagte er. »Die Hexe ist wach und versucht aufzustehen. Hält sich den Schädel,
als hätte sie durchgesoffen. Und sie ist wirklich beschissen gelaunt.«
    Die schleifenden Geräusche
kamen näher. Nicht mehr lange, und Marco würde um die Ecke humpeln. Dann hätte
er freies Schussfeld auf Daniel und Karla. Und Daniel konnte sich nicht ewig
auf Marcos Zitterhändchen verlassen. Ein Geräusch aus der anderen Richtung
forderte ebenso seine Aufmerksamkeit. Aus dem Ballsaal kam Yvonne, eine Hand an
ihrem Kopf, mit der anderen hielt sie das Taschenmesser, mit dem sie Karlas
Fesseln gelöst hatte.
    »Daniel«, flüsterte Karla
und zog an seinem Shirt.
    Daniel nickte. Er wollte
nicht nach unten in den Keller. Nicht, wenn Kurt dort war. Er ging zwar davon
aus, dass der Polizist fliehen würde, doch sicher konnte er nicht sein.
    »Nach oben«, sagte er und
schob die junge Frau vor sich her. »Scheiße, wir müssen nach oben!«

Kapitel 27
     
    Wieder hatte Daniel die
Führung übernommen. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, rannte er voraus. Die
ersten Schritte konnte er noch sehen, wohin er die Füße setzte, doch dann
verschwand die Treppe in der Dunkelheit, die das schüchtern im Flur flackernde
Kerzenlicht nicht zu durchdringen vermochte. Der bröckelige Beton unter seinen
Sohlen fühlte sich zugleich nachgebend und doch hart an. Gewiss hart genug, ihm
den einen oder anderen Zahn auszuschlagen oder die Nase zu brechen, sollte er
stolpern und in eine der Stufen beißen.
    Er hatte Marcos
Taschenlampe, die er jedoch nicht benutzen wollte. Ebenso gut hätte er sich ein
Fadenkreuz auf die Stirn malen und darauf hoffen können, dass es mit Marcos
Zielgenauigkeit nicht besser wurde.
    Jeder weitere Schritt war
ein Glücksspiel. Er wusste nicht, ob die nächste Stufe vorhanden war und ihn
tragen würde. Oder ob dort ein großes Loch klaffte, durch das er einen Freiflug
auf die Kellertreppe inklusive diverser Knochenbrüche gewinnen würde. Doch die
Treppenstufen waren noch an Ort und Stelle. Und sie trugen ihn.
    Hinter sich hörte er Karla
schnaufen. Im Laufen griff er nach hinten und fand ihre Hand. Wenige Stufen später
waren sie auf dem Pult angelangt, das die Treppe in der Mitte teilte.
    Yvonnes Stimme drang zu
ihnen herauf. Es hörte sich an, als stünde sie am Fußende der Treppe.
    »Marco! Was ist passiert?«
    Daniel verstand die Antwort
nicht, doch klang es so, als würde Marco durch zusammengebissene Zähne
sprechen.
    »Wir müssen von hier
verschwinden, Marco«, sagte Yvonne jetzt. »Es ist vorbei. Der Polizist ist weg,
die anderen beiden auch. Es ist aus. Wir müssen weg. Bald wird es hier nur so
vor Bullen wimmeln.«
    Gut ,

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