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Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
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Es war noch nie zuvor abgestürzt.
    Lehner warf Lucy Reeves einen kurzen Blick zu, sie hob fast unmerklich die Schultern. »Was ist jetzt? Frau Amelung, verstehe ich das richtig: Sie können die Präsentation nicht über den Beamer vorführen, und wir haben auch keine Papierversion zur Hand?«
    Â»Nur eine Sekunde, ich werde meine Assistentin bitten …« Ich nahm mein Handy und wählte Michaelas Nummer, doch sie ging nicht ran. Ich atmete tief durch. Vanessa Ott sah mich mitleidig an.
    Eichstätt wandte sich an Lehner. »Ich schlage eine Terminverschiebung vor. Ich habe um elf bereits eine Telefonkonferenz mit unseren amerikanischen Partnern. Das wird sonst knapp.« Er ließ sein Smartphone in die Innentasche seines Jacketts gleiten.
    Â»Augenblick, meine Herren«, sagte von Hirten und trat mit seinem Notebook zum Beamertisch. »Die komplette Präsentation befindet sich selbstverständlich auch auf meinem Rechner. Wenn Sie sich wieder setzen würden, könnte ich sofort beginnen.«
    Er stellte mein Gerät zur Seite und schloss sein eigenes an den Beamer an. Sekunden später leuchtete das Titelblatt der Präsentation auf der Leinwand auf. Eichstätt setzte sich wieder, warf einen Blick auf seine Uhr und verschränkte dann die Arme.
    Von Hirten blickte in Runde, mich jedoch sparte er aus. »Die Dramaturgie ist folgende: Alfa.Sat ist live bei der Einweihung einer Schule in Georgien dabei, die durch die Spenden des letzten SKD finanziert wurde. Sich steigernde Spannung über den Vormittag, Zuspieler und Liveschaltungen nach Georgien, Interviews mit Lehrern der Schule, mit dem Bürgermeister, aufgeregte Kinder, Emotionen in höchster Dosierung … Dann unsere neueste Idee, das Smiling Kids Mobil … Ein Bus mit prominenten Schauspielern ist gleichzeitig unterwegs, um Geld und Geschenke in verarmte Dörfer zu bringen, begleitet von einem Kamerateam. Wir denken dabei an einen Sponsorenvertrag mit einer Autovermietung, ein Kontakt ist schon hergestellt. Parallel ist eine Spendenhotline geschaltet, auf der die Zuschauer mit Promis des Senders am Telefon sprechen können.«
    Er schaltete auf das nächste Blatt um.
    Â»Nun der Ablauf: Wir beginnen mit dem Frühstücksfernsehen um acht. Auslobung eines Gewinnspiels und Vorstellung des Hilfsprojektes ›Eine Schule für Georgien‹ durch Jörg Ermgassen. Im Anschluss an den ersten Nachrichtenblock wird er …«
    Ich hörte nur noch ein Rauschen in meinem Kopf, darin Wortfetzen aus von Hirtens Vortrag. Er war bestens vorbereitet. Er referierte flüssig und lückenlos, führte Details aus, die nur als Stichpunkte in meinem Konzept gestanden hatten. Woher wusste er von dem Charity-Bus? Nur Michaela war darüber eingeweiht gewesen. Was war seitdem passiert? Sie war gestern früh an meinem Computer gewesen, bevor ich in den Sender gekommen war. Hatte sie von Hirten das Konzept zur Verfügung gestellt? Nein, das durfte ich nicht einmal denken. Michaela war meine engste Vertraute im Team. Das hätte sie niemals getan. Ihr merkwürdiges Verhalten fiel mir ein. Vielleicht hatte sie ein schlechtes Gewissen gehabt?
    Auf jeden Fall hatte von Hirten mich belogen. Die angebliche Ablehnung seiner Sparversion durch den Vorstand war eine Farce gewesen. Er hatte nur mein Mitleid erregen wollen, indem er vorgab, seinen Job zu verlieren. Und die Scheidung … ob er die auch erfunden hatte? Er hatte mein Konzept schon gestern gekannt, und nun gab er es nicht nur als das seine aus, sondern sorgte dafür, dass ich als Versagerin dastand.
    Wie unter einer Glasglocke nahm ich den Rest des Meetings wahr. Ich sah, wie Lehner und von Hirten beim Hinausgehen noch einige Worte wechselten. Niemand sprach mich an. Dann legte sich eine Hand auf meine Schulter. Ich blickte auf. Erst jetzt bemerkte ich, dass alle den Raum verlassen hatten. Die Hand gehörte Vanessa Ott. Ihre Finger waren kühl, ich fühlte sie durch den Stoff meines Kleides.
    Â»Alles in Ordnung?«, fragte sie leise.
    Mir kamen die Tränen, doch ich schluckte sie herunter. Ich nickte und stand auf. Vanessa Ott half mir, die Kopien mit den Listen der Hostessen einzusammeln. Ich packte den ganzen Stapel und warf ihn in einen Papierkorb.
    Dann lief ich direkt zu Michaelas Büro.
    Â»Gehen Sie ruhig schon vor«, hatte Vanessa Ott gesagt. »Ich muss noch telefonieren.«
    Es war so ruhig auf dem Flur, als wäre

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