Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
Vom Netzwerk:
es auf dem Konferenztisch ab und setzte sich.
    Â»Gut, dann sind wir vollzählig«, begann Lehner. »Guten Morgen noch mal in die Runde. Ich will Sie nicht lange mit Vorreden aufhalten, sondern übergebe gleich an Herrn von Hirten.«
    Von Hirten nestelte an seinem obersten Hemdknopf herum, auf seiner Stirn glänzte ein Schweißfilm. »Danke für Ihr Kommen. Ich habe Ihnen ein neues Konzept mitgebracht, um den Smiling Kids Day, der einen wichtigen Baustein im Senderprofil darstellt, zukunftsfähig zu machen. Meine Mitarbeiterin Janne Amelung wird es uns freundlicherweise präsentieren.«
    Ich hatte nicht erwartet, dass von Hirten mich als Urheberin des Konzepts benennen würde, doch dass er es sich so schamlos selbst zuschrieb, ließ mich doch schlucken.
    Ich stand auf und trat zum Tisch, auf dem mein Notebook stand. »Vorgabe des Vorstands war eine Einschmelzung des Gesamtbudgets auf sechzig Prozent des Volumens«, begann ich mit einem Blick zu Lehner. Er nickte. »Das bedeutet, der SKD kann in seiner jetzigen Form nicht mehr aufrechterhalten werden. Selbst harte Einschnitte an allen Einzelpositionen erbringen nicht das gewünschte Ziel. Deshalb war ich gezwungen …«, ich fing einen drohenden Blick meines Chefs auf, ignorierte ihn aber, »… radikal umzustrukturieren. Bevor ich in die Details gehe, möchte ich betonen, dass ich persönlich, als langjährige Leiterin des Projekts, den SKD in seiner alten Form für erhaltenswert erachte. Das Projekt erstreckt sich durch die umfangreiche PR über das gesamte Jahr und ist ein Aushängeschild für das soziale Engagement des Senders. In Anbetracht der Einschaltquoten und des Imagegewinns ist es eines der Stützpfeiler des Programms.« Lucy Reeves nickte, Lehner selbst hörte mit neutralem Gesichtsausdruck zu. Von Hirten räusperte sich. Mein Blick streifte Eichstätt, den Bloomsdale-Boss, der ebenfalls ein Pokerface aufgesetzt hatte. »Gut. Was ich Ihnen vorstellen möchte, ist ein 24-Stunden-Spendenmarathon. Die Grundidee besteht in Cross-Promotionen innerhalb des Senders. Der Hauptmoderator Jörg Ermgassen ist den gesamten Tag über zu Gast in insgesamt acht Sendungen und wirbt für den SKD . Wir behalten die Live-Konzerte in fünf verschiedenen Städten, da sie sich durch die Eintrittsgelder tragen, und schalten immer wieder zu den Moderatoren vor Ort. Die Details führe ich gleich aus. Ein neuer Kostenpunkt wäre die Entwicklung eines Extra-Trailers, den die On-Air-Promotion inhouse herstellen würde.« Ich hielt inne und klappte mein Notebook auf. Meine Ideen hatte ich in einer PowerPoint-Präsentation zusammengefasst und die passende Datei schon vorher aufgerufen. Nun klickte ich auf »Start«. Auf dem Beamer leuchtete kurz das Titelblatt auf, dann wurde der Monitor schwarz. Ich schaltete in den Ruhezustand und versuchte es erneut, doch der Computer reagierte nicht. »Offenbar gibt es eine technische Panne. Einen kleinen Moment bitte.« Ich überprüfte die Stromverbindung und schaltete dann den Beamer aus und wieder ein. Er funktionierte. Nur mein Notebook ließ sich nicht mehr starten.
    Â»Bitte entschuldigen Sie. Ich weiß noch nicht, woran es liegt.« Meine Handflächen wurden feucht. Lehner kam zu mir und sagte: »Lassen Sie mich mal sehen.« Er fummelte am Beamerkabel, zog es heraus, steckte es wieder ein, versuchte einen Neustart, doch mein Notebook versagte.
    Â»Da tut sich nichts. Haben wir einen Plan B?«, fragte er.
    Â»Nehmen Sie bitte die Handouts«, schlug ich vor. »Ich habe die Präsentation für Sie ausgedruckt, und wir können …«
    Â»Ich glaube, hier ist etwas schiefgelaufen, Frau Amelung«, hörte ich die kühle Stimme von Helmut Eichstätt. »Das sind Listen mit Kleidergrößen.݆bersicht Hostessen für Paul-York-Kollektion‹.«
    Mir wich das Blut aus dem Gesicht. Ausgerechnet Eichstätt hatte falsche Unterlagen bekommen.
    Â»Warten Sie, ich geb Ihnen meine …« Ich nahm meinen eigenen Stapel Papiere in die Hand, blätterte das Deckblatt um und erstarrte. Dieselben Listen der Hostessen. »Ich … kann mir nicht erklären, wie das passieren konnte.« Mir war eiskalt, gleichzeitig glühte mein Kopf. Michaela hatte die Kopien angefertigt und verteilt. Hatte sie …? Nein, das wollte ich mir einfach nicht vorstellen. Und was war mit meinem Notebook los?

Weitere Kostenlose Bücher