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Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
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Büro.«
    Ich musste die Augen schließen. Das Kreisen der Wände und Möbel verlangsamte sich. Mit matter Stimme sagte ich: »Sie ist eingespeichert unter dem Namen Schildknecht.«
    Es war zwar nicht nötig, dass jemand auf mich aufpasste, aber die Aussicht, Ulla zu sehen und mit ihr zu reden, beruhigte mich. Ich hörte Vanessa Ott sprechen, konnte jedoch nur Bruchstücke der Sätze aufschnappen.
    Â»Hallo, Frau Schildknecht? … gerade bei Alfa.Sat im Einsatz … Bei Janne Amelung zu Hause und sie …« Hatte sie Ulla erreicht oder sprach sie auf den Anrufbeantworter? Ich hielt die Augen geschlossen, während Vanessa Otts angenehme Stimme wie ein buntes Vögelchen im Hintergrund herumschwirrte. Ab und zu bekam ich neue Satzfetzen mit.
    Â»â€¦ dachte ich, es wäre besser, wenn jemand bei ihr bliebe. … Ja, schwindelig und ich glaube, auch ein bisschen übel …«
    Für eine Weile verlor ich mich im nebligen Dunst, hörte die Stimme nur noch aus der Ferne. Das war nicht der Anrufbeantworter. Aber was hatte Vanessa Ott so lange mit Ulla zu verhandeln?
    Â»â€¦ Schön, dann bin ich beruhigt. Übrigens wollte ich mich noch bei Ihnen bedanken.« Sie lachte perlend. Das Zuhören strengte mich an. Bald durfte ich schlafen. Doch etwas beunruhigte mich. Es war das Wort gewesen, das Vanessa Ott gerade gesagt hatte. »Bedanken« … Wieso wollte sie sich bei Ulla bedanken? Etwas blitzte in meinem Gedächtnis auf, grell und erschreckend, doch ich konnte es nicht fassen.
    Â»Ja, Sie haben wirklich was verpasst …»
    Was redete sie so lange? Ich bekam nichts mehr mit. Irgendwann fühlte ich eine Hand auf meiner Stirn und öffnete die Augen. Vanessa Ott beugte sich über mich.
    Â»Frau Amelung? Ich gehe jetzt. Ihre Freundin ist unterwegs und müsste bald hier sein. Sie sagte, sie hat einen Schlüssel. Ich gebe Bescheid, dass Sie heute nicht mehr in den Sender kommen, und rufe Sie später noch mal an, um zu hören, wie es Ihnen geht.«
    Â»Danke«, murmelte ich, die Augen schon wieder halb zu. Ich fühlte mich wohl und geborgen. Hatte ich geschlafen? »Was waren das für Tabletten, die Sie mir gegeben haben?«
    Keine Antwort. Alles war still. War sie gegangen? Ich versuchte, meine Umgebung klar zu sehen. Der Sessel war zurück in die Ecke gerückt, die Scherben vom Boden verschwunden. Ein neues Glas, gefüllt mit Wasser, stand neben mir. Das Zimmer war leer.
    Ein Geräusch weckte mich. Ein Stuhl wurde gerückt. Schritte von der Küche ins Wohnzimmer, die Balkontür knarrte. Ich setzte mich vorsichtig auf. Der Schwindel war weg. Hinter meinen Schläfen regte sich noch leise der Schmerz wie ein eingesperrtes Tier. Wer war da in meiner Wohnung? Langsam fiel mir ein, was passiert war, bevor ich eingeschlafen war. Vanessa Ott hatte sich um mich gekümmert. Ulla. Ulla musste inzwischen da sein.
    Ich stand auf und ging ins Wohnzimmer. Sie saß auf dem Sofa und drehte sich zu mir um. »Hey, da bist du ja. Wie geht es dir?«
    Â»Wieder ganz gut.« Ich setzte mich in die andere Sofaecke. »Ich glaube, ich brauch erst mal einen Kaffee.«
    Ich wunderte mich über Ullas angespannten Gesichtsausdruck. Dann überkam mich das schlechte Gewissen. Bestimmt hatte sie meinetwegen Termine absagen müssen. Um dann hier sinnlos zu hocken, während ich schlief. Mir fiel ein, wie Vanessa Ott insistiert hatte, Gregor oder sie anzurufen. Gregor! Er war nicht gekommen, obwohl sie ihm aufs Band gesprochen hatte.
    Â»Bist du schon länger hier?«, fragte ich. »Ich weiß gar nicht, wie lange ich geschlafen habe. Wie spät ist es denn?«
    Â»Halb neun.«
    Â»So spät? Ich hoffe, du musstest nicht …«
    Sie fiel mir ins Wort. »Janne, sag mir, was mit dieser Vanessa Ott los ist. Was will die von dir?«
    Â»Ich weiß es nicht.«
    Â»Sie ist Unternehmensberaterin bei Alfa.Sat, keine private Krankenschwester. Was macht die hier bei dir in der Wohnung?«
    Â»Sie hat mich nach Hause gefahren und ist dann noch geblieben. Sie … ich weiß auch nicht. Sie sucht dauernd den Kontakt zu mir.«
    Â»Und du gehst darauf ein.«
    Â»Kannst du mir sagen, was ich sonst machen soll?«
    Ulla wandte den Kopf ab. »Du nimmst sie sogar mit zu diesem Konzert.« Sie sah mich an, Wut und Verletzung im Blick. »Und mich belügst du. Du hast gesagt, deine Assistentin Michaela war

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