Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
Vom Netzwerk:
ja hoffentlich zurück sein.« Es klickte, das Band sprang weiter auf die nächste Nachricht. Die Männerstimme. Wütend und ungeduldig. Aus der Nähe erkannte ich sie: Es war Helmut Eichstätt.
    Â»Was soll das? Du kannst nicht einfach abtauchen, jetzt, wo es kompliziert wird. Mark hat was mitbekommen, er ist ja nicht blöd.« Ein schweres Atmen. »Aber du machst ja sowieso, was du willst. Schick den verdammten Brief meinetwegen ab. Aber dann gib Ruhe. Es reicht, dass Janne Amelung ihren Job verliert. Danach ist Schluss. Ich will nicht noch mal so einen Wirbel. Und ruf mich nicht zurück. Ich bin gerade in der Klinik. Inga hat sich ein wenig erholt. Aber sie ist sehr labil.« Längere Pause. »Bitte, Vanessa … lass uns in Frieden. Ich bitte dich darum.« Es rauschte noch einen Moment, doch die Nachricht war zu Ende. Das Band schaltete sich ab.
    Aus dem Badezimmer hörte ich leises Stöhnen, ab und zu ein Würgen. Ich verließ die Wohnung.

14
    Mein Handy klingelte. Schon am Klang von Ullas Stimme konnte ich hören, dass etwas nicht stimmte. »Was ist los?«
    Â»Er hat mich abserviert.«
    Â»Wer? Tom?«
    Ihre Stimme bebte. »Ich war heute früh für die Nachrichtenagentur bei einem Politiktermin. Tom ist allein zum Prozess gefahren, und ich wollte nachkommen. Und vor einer halben Stunde habe ich eine Mail von der Redaktion bekommen, dass ich raus bin: ›Herr Markert schafft das nun ohne Sie. Ist ja jetzt gut eingearbeitet, es macht keinen Sinn, dafür zwei Mitarbeiter zu bezahlen. Wenn er krank ist oder verhindert, rufen wir Sie an.‹«
    Ich saß noch in meinem Auto, nahe bei Vanessas Haus. »Ulla, das tut mir so leid. Warum hast du dich nicht gleich gemeldet?«
    Â»Hab ich.«
    Mir fiel ein, dass ich mein Handy lautlos geschaltet hatte. »Ich komme zu dir, okay?«
    Â»Nein, du hast gerade selbst genug um die Ohren.«
    Â»Das stimmt. Ich muss dir auch was erzählen.«
    Im Hintergrund hörte ich ein lautes Krachen.
    Â»Ulla? Was machst du?«
    Â»Ich werfe sein ganzes Zeug auf den Müll.«
    Als ich bei Ulla eintraf, war sie immer noch außer sich vor Wut. Im Wohnzimmer hatte sie Toms Kleider, Bücher und Zeitschriften auf einen Haufen geschmissen. Sie lief wie ein eingesperrtes Tier in der kleinen Küche auf und ab, während ich an ihrem Tisch saß. Nach der Begegnung mit Vanessa Ott fühlte ich mich ausgelaugt wie nach einem Marathonlauf. Mein Magen schmerzte. Es war längst nicht vorbei. Was für einen Brief hatte Eichstätt gemeint? Was planten sie? Meine Kündigung?
    Im Moment war Ulla nicht ansprechbar. Obwohl ich keinen Kaffee wollte, goss sie mir eine Tasse ein.
    Â»Es war ein abgekartetes Spiel, von Anfang an. Tom wusste, er kriegt den Auftrag nur mit mir gemeinsam. So ein Greenhorn setzen sie nicht allein an den wichtigsten Prozess des Jahres. Die ganze Flirterei und Schleimerei! Mir wird schlecht, wenn ich daran denke. Wie er sich angestrengt hat im Bett! Vermutlich hat er sich geekelt. Jetzt muss ich’s der Alten wieder besorgen. Aber was tut man nicht alles für die Karriere! Generation Praktikum, sag ich nur.«
    Sie setzte sich und vergrub den Kopf in den Händen. Ich stand auf und legte den Arm um ihre Schulter. »Ulla … ich kann deine Wut ja verstehen, aber … hast du mal überlegt, dass du Tom vielleicht unrecht tust? Vielleicht hat er selbst mit der Entscheidung nichts zu tun. Stell dir vor, die Redaktion hat einsam beschlossen, dass ein Berichterstatter allein ausreicht, und er war von der Nachricht genauso geschockt wie du.«
    Ulla hob langsam den Kopf. »Und wieso meldet er sich dann nicht?«
    Â»Vielleicht, weil er ahnt, wie du gerade drauf bist? Dass du recht impulsiv bist, müsste er inzwischen mitbekommen haben.«
    Â»Ich reagiere völlig normal.«
    Â»Das bestreitet keiner. Ich finde nur, du solltest ihn nicht verurteilen, solange du nicht die Hintergründe genauer kennst.«
    Â»Aber ich rufe ihn nicht an.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht weiß er noch gar nichts darüber. Du sagst doch, er war beim Prozess und …«
    Â»Sie müssen ihn doch gefragt haben.«
    Â»Warum? Sie rechnen doch nicht damit, dass er das ablehnen könnte.«
    Ulla stand ruckartig auf und ging ins Wohnzimmer. Ich folgte ihr. Sie legte Toms Bücher und Zeitschriften wieder auf den Sofatisch, stopfte T-Shirts und ein Hemd

Weitere Kostenlose Bücher