Die bessere Hälfte - warum nur Frauen die Wirtschaft nach vorn bringen
Ziel zu erreichen. Vor dem Hintergrund dieser Tatsache plädiert sie für Personalentwicklungspläne, in denen definierbare und messbare Methoden zur Netzwerkbildung verzeichnet sind. Indem Firmen die Bedeutung dieser Netzwerke zur Förderung weiblicher Führungskräfte hervorheben, können sie diese Tätigkeit legitimieren, statt sie nur informell und im Hintergrund ablaufen zu lassen.
Hill empfiehlt, den Wert sowohl geschlossener als auch offener, weitreichender persönlicher Netzwerke anzuerkennen. Sie zeigt auf, wie verschiedene Arten von persönlichen Netzwerken Frauen auf unterschiedliche Weise helfen können. Sie tragen zur Verbesserung der emotionalen Widerstandskraft bei, verhelfen zum Austausch stillschweigenden |166| und impliziten Wissens, unterstützen die Zusammenarbeit, erlauben Zugriff auf neue Informationen, erteilen politische Ratschläge und dienen dazu, die eigene Sichtbarkeit zu erhöhen.
Beziehungen sind nicht nur gut für die Frauen selbst, sondern auch für das Unternehmen, denn sie sorgen für langfristige personelle Stabilität. Deshalb sollte eine Firma die entsprechenden Voraussetzungen schaffen. Als beispielsweise Microsoft einer Gruppe von Frauen in Führungspositionen in einer seiner Abteilungen die Zeit und das Budget gewährte, sich einmal im Monat zum Mittagessen zu treffen, stimmte das zwei der Frauen um, die eigentlich ihre Kündigung hatten einreichen wollen.
Firmen können ihre Frauen auch zum Knüpfen persönlicher Beziehungen ermutigen, indem sie Strukturen einführen, die die weibliche Arbeits- und Funktionsweise unterstützen und widerspiegeln. Im Rahmen ihrer Recherchen für
Frauen führen anders. Vorteile eines neuen Führungsstils
fand Sally heraus, dass Frauen sich erheblich wohler mit einer Position inmitten des Geschehens fühlen als an der Spitze. Sie scharen lieber andere Menschen um sich und versuchen, Verbindungen auch über Grenzen hinweg zu knüpfen und sich mit anderen zu verflechten, statt sich an hierarchische Beschränkungen zu halten. Carol Gilligan führt in ihrer bahnbrechenden Studie
Die andere Stimme. Lebenskonflikte und Moral der Frau
aus, dass Frauen Kontakte knüpfen, indem sie nach Verbindungen suchen, statt zu ermitteln, welche Position sie in der Hackordnung einnehmen. 2 Demzufolge prosperieren Frauen in inklusiven, netzwerkähnlichen Umgebungen, die zudem |167| Verbindungen über verschiedene Hierarchieebenen erlauben. Durch die Einführung solcher Strukturen auf Team- und Abteilungsebene können Firmen wichtige weibliche Stärken unterstützen und gleichzeitig Vorteil aus den neuen Technologien für Kommunikation und soziale Netzwerke ziehen.
Die Macht der Empathie respektieren
Empathie ist die Fähigkeit, die Gefühle eines anderen Menschen korrekt einzuschätzen, sich in ihn hineinzuversetzen und seinen Standpunkt einzunehmen. Neuere Untersuchungen legen nahe, dass Empathie durch »Spiegelneuronen« erfolgt, welche Signale auffangen, wenn andere sprechen oder Gefühlsregungen zeigen und eine korrespondierende Gefühlslage beim Beobachter hervorrufen. 3 Verschiedene Studien zeigten, dass Frauen über besonders aktive Spiegelneuronen verfügen, was ein Grund dafür sein mag, dass sie den emotionalen Status ihres Gegenübers müheloser erfassen können. 4 Deshalb überrascht es auch nicht, dass Frauen besonderen Erfolg in Firmen haben, in denen sie ihre empathischen Fähigkeiten einsetzen können.
Eine breitgefächerte Beobachtungsgabe ist der Empathie ebenfalls förderlich, denn natürlich ist Empathie an unsere Wahrnehmung gekoppelt. Eine Umgebung, die Empathie als wertvoll betrachtet, fördert in der Regel diese wesentliche Facette der weiblichen Vision. Der Autor und |168| Psychiater Daniel Siegel nennt die Fähigkeit, empathisch wahrzunehmen »mindsight« und definiert dies als die Fähigkeit des menschlichen Geistes, sich selbst wahrzunehmen und gleichzeitig zu erkennen, was im Geist anderer vor sich geht. 5 Dies ist ein grundlegender Vorteil in einer Zeit, in der die Grenzen zwischen unserem Berufsleben und unserem persönlichen Leben verschwinden.
Julies frühere Untersuchungen befassen sich mit der Rolle der Empathie in Familiensystemen. Schon als sie eine der ersten Studien auf diesem Gebiet durchführte, schlussfolgerte sie, dass man nur wenige Sekunden braucht, um zu entscheiden, ob zwischen zwei Lebenspartnern Empathie herrscht. 6 Da sich Empathie eher in Gesten als in Worten niederschlägt, lässt sie sich nur schwer
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