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Die beste Frau der Space Force

Die beste Frau der Space Force

Titel: Die beste Frau der Space Force Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich... betäubt. Alles war so anders gewesen, als sie es sich vorgestellt hatte. Keine fremden Lebewesen, keine intergalaktische Hypertechnologie, nur Leere und kantige Klötze aus Eisen und... und dieses Ding, dieser riesige, flimmernde Ring, von dem sie immer noch nicht wusste, was er war, und der ihr selbst jetzt, in der bloßen Erinnerung, noch panische Angst einflößte. Was war das? dachte sie. Bloße Xenophobie? Nichts als die angeborene natürliche Angst vor allem Fremden, Unbekannten? Oder mehr?
    Sie seufzte, warf einen routinemäßigen Blick auf ihre Kontrollen und stellte ebenso routinemäßig fest, dass alles in Ordnung war und die Computer die CONQUEROR wie gewohnt präzise und zuverlässig auf Kurs hielten. »Kommandant verlässt den Pilotensitz«, sagte sie und stand auf. »Bellinger - übernehmen Sie einen Moment?« »Selbstverständlich.« Sie brach mit einer der eisernen Vorschriften, indem sie nicht einmal wartete, bis der hünenhafte Deutsche den Platz des Piloten eingenommen hatte, sondern wandte sich sofort um und verließ das Cockpit. Leise, um Landers und Niles nicht zu wecken, die ihren wohlverdienten Schlaf schliefen, durchquerte sie den schlauchförmigen Mannschaftsraum und ließ sich den Schacht zum Labor hinabgleiten; ein Fünf-Meter-Sprung, der bei der annähernden Schwerelosigkeit an Bord der CONQUEROR zu einem kaum spürbaren Hüpfer wurde. Soerensen saß über ein Mikroskop gebeugt am Tisch und sah nicht einmal auf, als sie das Labor betrat. Charity lächelte lautlos in sich hinein. Jetzt, als die Anspannung von ihr abgefallen war, gestand sie sich ein, dass sie ihm unrecht getan hatte - er war weder so naiv, wie sie ihm unterstellte, noch der Idiot, als den sie ihn ziemlich offen behandelt hatte. Sie war Soldat, und er Forscher, und das war eben ein grundlegender Unterschied. Im Grunde war er ein ganz netter Kerl. Aber das würde sie ihm gegenüber natürlich nicht zugeben. Er sah auf, als sie sich dem Tisch bis auf zwei Schritte genähert hatte, und für einen Moment musste sie ein Lächeln unterdrücken, als sich ihr die absurde Vorstellung aufdrängte, Soerensens rechtes Auge kreisrund und plattgedrückt zu sehen, von den fünf oder sechs Stunden, die er jetzt schon über das Mikroskop gebeugt dasaß. Sie fragte sich, warum er nicht den Monitor benutzte, um sich seine Funde genauer anzusehen. »Captain Laird.« Soerensens Stimme klang überaus versöhnlich. »Alles in Ordnung?« Charity nickte. »Unser Baby liegt auf Kurs«, antwortete sie. »Keine Angst. In neunzehn Tagen sind Sie wieder zu Hause.« Sie deutete mit einem Lachen auf das Mikroskop. »Haben Sie den Nobelpreis schon gesichtet?« Soerensen reagierte ganz anders, als sie erwartet hatte - weder schien er amüsiert noch verärgert zu sein. Als sie ihn eingehend musterte, glaubte sie fast, eine ganz leise Spur von Enttäuschung auf seinen Zügen zu erkennen. Oder war es Sorge? »Was haben Sie, Professor?« fragte sie. »Irgend etwas, das ich wissen müsste?« Soerensen schüttelte hastig den Kopf. »Nein«, sagte er rasch. »Nur...« Er zögerte, sah das Mikroskop vor sich an, als erwarte er Hilfe von ihm, und seufzte tief. »Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich. »Es ist alles... ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe.« »Das geht mir genauso«, gestand Charity. Sie setzte sich neben Soerensen auf die Schreibtischkante und schlug die Beine übereinander. Sie sah ihn nicht an, als sie weitersprach. »Ich frage mich, ob es sich gelohnt hat.« »Gelohnt?« Soerensens Tonfall machte deutlich, dass er ernsthaft an ihrem Verstand zweifelte. »Wie meinen Sie das?« Charity machte eine weit ausholende Handbewegung. »Nun, wir haben dieses Schiff riskiert, unser aller Leben und einige hundert Millionen Dollar, nicht wahr? Und das alles, um zehn Minuten lang in einem leeren Schiff herumzufliegen und ein paar Fotos zu machen.« »Sie sind ein Barbar, Captain«, behauptete Soerensen. Charity grinste. »Stimmt. Deshalb hat man mich ausgesucht, diese Expedition zu leiten. Aber im Ernst, Professor - hat es sich gelohnt?« »Zweifellos«, sagte Soerensen. »Es hätte sich für eine Minute gelohnt. Selbst für eine Sekunde.« »Für Sie«, räumte Charity ein. »Aber für die Menschheit?« Soerensen seufzte. Dann lächelte er. »Sicher - der Hintergedanke war vielleicht, auf Außerirdische zu treffen. Niemand hat es gesagt, aber selbstverständlich haben wir gehofft, sie zu sehen. Vielleicht

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