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Die beste Frau der Space Force

Die beste Frau der Space Force

Titel: Die beste Frau der Space Force Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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stimmt. Andererseits wären wir nicht in der Lage, ein solches Riesenschiff zu bauen und zu anderen Sonnensystemen zu schicken.« »O doch«, widersprach Charity. »Es ergäbe nur keinen Sinn.« Soerensen nickte, starrte an ihr vorbei und biss sich auf die Unterlippe. »Da ist noch etwas«, sagte er, ohne sie anzusehen. Charity wurde hellhörig. »Ja?« Der Wissenschaftler beugte sich über den Tisch und nahm ein in durchsichtiges Plastik verschweißten Gegenstand zur Hand. »Das hier hat Lieutenant Bellinger gefunden«, sagte er. »Ganz in der Nähe dieses sonderbaren Ringes. Was glauben Sie, was es ist?« Charity hatte keine besondere Lust, Ratespielchen zu spielen, aber sie tat ihm den Gefallen, sich das Fundstück einige Sekunden lang genauer anzusehen. Es war ein längliches, geschwärztes Stück Metall oder Kunststoff, brüchig und porös geworden von Soerensens mindestens fünfzehntausend Jahren, die es in absolutem Vakuum und Weltraumkälte dagelegen hatte. »Und?« fragte sie. Soerensen nahm ihr den Gegenstand vorsichtig wieder aus der Hand - immerhin war er etliche Millionen Dollar wert - und legte ihn an seinen Platz zurück. »Ich habe es für irgendein Bruchstück gehalten«, sagte er. »Etwas, das von etwas anderem abgebrochen ist, vielleicht auch einfach nur Abfall, den man wegzuräumen vergessen hat.« Charity sah ihn verwirrt an. »Dann habe ich es durchleuchtet.« Er drehte sich herum und schaltete einen der zahllosen Monitoren an der Wand vor sich ein. Charity erkannte den Umriss des länglichen Gegenstandes, den sie gerade in der Hand gehalten hatte. »Diese schwarze Masse ist nichts als kosmischer Staub«, fuhr er fort. »Eine Art Kruste, die sich darauf gebildet hat. Und das da«, fügte er nach einer genau berechneten Pause hinzu, »war darunter, Captain Laird.« Er drückte einen Knopf, und das Bild wechselte. Charity erkannte es sofort, aber alles in ihr weigerte sich, es zu akzeptieren. Es war eine Art Finger; allerdings nicht der Finger eines Menschen, sondern eine Klaue, fünfzehn Zentimeter lang und mit zwei übergroßen, verkrüppelt wirkenden Gelenken. Sie bestand aus schwarzem, brüchig gewordenem Chitin. Es war die Klaue eines gigantischen Insektes. Warum erschreckte sie diese Klaue so? Sie war nicht einmal sicher, dass es sich wirklich um eine solche handelte - selbstverständlich hatte Soerensen es nicht gewagt, sie schon an Bord der CONQUEROR von ihrem Panzer aus kosmischem Staub zu befreien, und er hatte es ebenso wenig gewagt, irgendwelche anderen Untersuchungen anzustellen, so dass sie auf das nicht besonders scharfe Ultraschallbild angewiesen waren - keine Röntgenaufnahmen, keine weiteren Durchleuchtungen, nichts, was ihren Fund in irgendeiner Weise beeinträchtigen konnte.
    Und trotzdem war die Beunruhigung geblieben. Charity sah das Bild der ins Riesenhafte vergrößerten Insektenkralle im Traum. Sie fragte sich, warum dieses Bild sie so verfolgte, und mit solchem Schrecken. Dieses Krallenwesen war seit gut fünf-zehntausend Jahren tot, und selbst wenn sie Insekten waren, was war schlimm daran? Was hatte sie erwartet? Kleine grüne Männchen oder galaktische Telefonfetischisten mit großen Köpfen und Leuchtfingern? Lächerlich.Das war die eine Seite, die logische. Leider gab es noch eine andere, und sie sorgte dafür, dass Charity während des achtzehntägigen Fluges nach Hause nicht besonders gut schlief. Es war nicht allein diese Kralle, die sie gefunden hatten: Bei aller verständlicher Paranoia musste sie sich eingestehen, dass es ein Dutzend überzeugender und wahrscheinlich einige tausend mögliche Erklärungen für dieses Fundstück gab. Aber etwas... hatte sie im Inneren dieses riesigen Sternenschiffes berührt. Und verändert. Der Blick. In ihren Träumen sah sie ihn immer wieder, und manchmal war der zyklopische Ring auf seiner Oberfläche nicht leer, sondern erfüllt von namenlosen schrecklichen Dingen, und ein paarmal krochen Insektenwesen aus ihm heraus und auf sie zu, und...
    Und an dieser Stelle wachte sie regelmäßig auf, als wäre der Regisseur dieses ganz privaten Horror-Filmes in ihr zu dem Schluss gekommen, dass es genug war. Sie sprach zu niemandem von ihren Träumen, nicht einmal zu Mike. Einmal spielte sie mit dem Gedanken, mit Bellinger zu reden - wozu hatten sie einen Psychologen an Bord? -, aber der Gedanke an die - zigtausend anderen Ohren, die ihr Gespräch mithören würden,  brachte sie von der Idee ab. Es gab keinen Ort

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