Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die beste Frau der Space Force

Die beste Frau der Space Force

Titel: Die beste Frau der Space Force Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
zu, der ihn so faszinierte. Sie verbrauchten ein Viertel ihrer verbliebenen Zeit, um ihn zu erreichen, aber das Ergebnis schien den Einsatz zu lohnen: Soerensen stieß einen kleinen faszinierten Schrei aus und riss sie fast von den Füßen, als er versuchte, auf das Ding loszustürmen, kaum dass sie wieder auf dem Boden aufgesetzt hatten. »Der Antrieb!« sagte er ehrfürchtig. »Das muss eine der Antriebsmaschinen sein. Filmen Sie es, Captain! Nehmen Sie alles auf!« Charity antwortete gar nicht. Ihre Helmkameras liefen, seit sie die CONQUEROR verlassen hatten. Sie hätten sie nicht einmal abschalten können, selbst wenn sie es gewollt hätten. Und außerdem hatte sie etwas entdeckt, das sie wesentlich mehr faszinierte als der monströse Raketenmotor vor ihnen. Das hieß - faszinierte war nicht das richtige Wort. Es war...
    Es war ein gewaltiger Block aus schwarzem Metall, fünfzig, sechzig Meter breit und so hoch wie ein zweistöckiges Haus. Er war vollkommen glatt, und auf seiner Oberfläche ruhte etwas, das sich ihren Blicken beständig zu entziehen schien, so absurd es klang. »Großer Gott!« flüsterte Soerensen. »Was ist das?!« Charity musste sich nicht zu ihm umdrehen, um zu wissen, was er meinte. Auch er hatte den schwarzen Block entdeckt. Und das Ding auf seiner Oberseite. Was sie sahen, war faszinierend und erschreckend zugleich: Es war ein Ring, ein gewaltiger, dreißig, vierzig Meter durchmessender Kreis aus silbern schimmerndem Metall - vielleicht auch Kristall -, der wie eine auf die Kante gestellte Münze aufrecht auf dem gewaltigen Eisenblock ruhte. Er bewegte sich nicht, sondern schien so tot zu sein wie alles in diesem Schiff, und trotzdem... umgab ihn etwas. Etwas wie ein Mantel aus... ein unsichtbares ungreifbares und trotzdem unübersehbares Etwas, das sich ihren Blicken beständig entzog, immer, wenn sie glaubten, es endlich genau erkennen zu können; zwei Bilder, die sich überlagerten, ohne dass man eines davon klar identifizieren konnte. Soerensen machte einen Schritt auf den gewaltigen Block zu, aber Charity hielt ihn zurück. »Nein«, sagte sie. »Warum nicht?« Soerensens Stimme klang nicht mehr ganz so aufsässig wie bisher. Er spürt es auch, dachte Charity. Sie war nicht allein mit dem unangenehmen Gefühl, das ihr der Anblick bereitete. »Das Ding gefällt mir nicht«, antwortete sie. »Ich... weiß nicht, warum, Professor, aber ich bin ziemlich sicher, dass es besser wäre, wir gehen nicht zu nahe heran.« Seltsamerweise widersprach Soerensen diesmal nicht. Dafür meldete sich Mikes Stimme wieder zu Wort: »Noch dreißig Sekunden, Freunde. Letzter Aufruf für die Passagiere Flug Nulleins Transgalaxis-Spacelines nach Hause.« Charity fuhr sich nervös mit der Zunge über die Unterlippe. Es war seltsam - so sehr sie der Anblick dieses riesigen aufrecht stehenden Ringes beunruhigte, fiel es ihr doch gleichzeitig schwer, den Blick davon zu lösen. Irgend etwas ging davon aus, eine Aura, die einen Teil ihrer Seele berührte und ihn zu Eis erstarren ließ. Es war wie ein Hauch des Bösen, der sie gestreift hatte.
    Mühsam riss sie sich von dem schauerlich-faszinierenden Anblick los und drehte sich herum. »Kommen Sie, Professor«, sagte sie. »Der Bus wartet.« Sie hatte ein wenig geschlafen; nicht besonders lange, denn obwohl sie nach dem Siebzehn-Minuten-Ausflug in eine fremde Welt so müde wie nach einem anstrengenden Dauerlauf gewesen war, war sie viel zu aufgewühlt, als dass sie sich einfach hinlegen und schlafen konnte, als wäre nichts geschehen. Jetzt saß sie wieder im Pilotensessel der CONQUEROR und blickte in das samtene Schwarz des Weltraums hinaus. Das fremde Schiff war längst ihren Blicken entschwunden, nicht einmal mehr ein Lichtpunkt unter vielen auf seinem Weg zur Erde. Wenn es zur Erde flog. Sie war sich dessen nicht mehr so sicher, nach allem, was sie gesehen hatten. Es war sehr still an Bord des Schiffes. Nichts war von der Aufregung zu spüren, die sie erwartet hatte; im Gegenteil. Sie alle waren sehr ruhig, kaum jemand hatte ein Wort gesprochen; selbst Soerensen redete nur jede halbe Stunde ein paar Worte, immer dann, wenn sich die Erdstation meldete und er Antwort auf eine Frage gab, die dreißig Minuten mit Lichtgeschwindigkeit zu ihnen unterwegs gewesen war. Zum ersten Mal, seit sie damit begonnen hatte, die interessanten Stunden ihres Lebens im Weltraum zu verbringen, empfand sie die Zeitverzögerung als Erleichterung. Charity fühlte

Weitere Kostenlose Bücher