Die beste Frau der Space Force
die CONQUEROR. Die ENTERPRISE befindet sich noch im Dock. Aber ich mache ein bisschen Dampf. In ein paar Tagen ist sie flugfähig.« Wenn es dann noch irgend etwas gab, wohin sie fliegen konnte, dachte Charity. Aber das sprach sie vorsichtshalber nicht laut aus.
12. Dezember 1998
Doktor Tauber brauchte fast eine halbe Stunde, auch den letzten Rest der klebrigen Substanz aus ihrem Haar und von ihrer Haut zu pflücken, und er ging dabei alles andere als sanft zu Werk. Charity kannte ihn seit Jahren, und sie war bisher immer ganz froh gewesen, dass sich ihre Bekanntschaft auf rein private Dinge beschränkt hatte. Tauber war ein grauhaariger Mann Mitte Vierzig, mit kräftigen Händen, die eher zu einem Hufschmied gepaßt hätten als zu einem Arzt. Er war sicher sehr fähig, aber er gehörte nicht zu den Ärzten, die ihre vornehmste Pflicht darin sahen, ihren Patienten ein Mindestmaß an Unannehmlichkeiten zuzufügen. Und er machte bei Charity keine Ausnahme, nur weil sie eine Frau war; das Zeug, mit dem er die Fäden von ihr herunterwusch, brannte kaum weniger wie die Spinnenseide. Mehr als einmal konnte sie sich einen Schmerzlaut nicht mehr ganz verkneifen, und als er endlich fertig war und ihr mit einem Kopfnicken zu verstehen gab, dass sie jetzt aufstehen und sich wieder anziehen konnte, atmete sie so erleichtert auf, dass sich seine buschigen Augenbrauen missbilligend zusammenzogen. »Tut weh, nicht?« sagte er, in einer Art, von der Charity nicht wusste, ob sie spöttisch oder ernst gemeint war. Sie rang sich zu einem gequälten Lächeln durch, stand vorsichtig von der lederbezogenen Liege auf und bückte sich nach ihren Kleidern, führte die Bewegung aber nicht zu Ende. Die schwarzen Jeans und ihr T-Shirt waren schon vor einer Woche reif für die Mülltonne gewesen. Tauber wies mit einer Kopfbewegung auf den weißen Wandschirm, der auf der anderen Seite der Liege stand. »Dahinter liegt eine frische Uniform für Sie«, sagte er. »Ich weiß nicht, ob sie passt, und die Rangabzeichnen sind wohl auch falsch. Aber das«, er lächelte, »spielt ja wohl im Moment keine besondere Rolle mehr.« Er beobachtete sie scharf, während sie um die Liege herumging, und ging ihr nach. »Sobald Sie mit Becker gesprochen haben, will ich Sie noch einmal sehen, Captain «, sagte er. »Die Wunde da an Ihrem Bein gefällt mir nicht.« Charity schürzte die Lippen. »Mir auch nicht«, sagte sie. »Aber sie heilt schon ganz gut.« Tatsächlich hatte sie die Verletzung während der vergangenen drei Tage praktisch gar nicht mehr gespürt. Erst jetzt, als Tauber sie darauf ansprach, fühlte sie wieder ein leichtes Klopfen im rechten Oberschenkel. Aber es war eher lästig als wirklich schmerzhaft. Rasch, ehe Tauber Gelegenheit hatte, sie gründlicher in Augenschein zu nehmen und vielleicht noch mehr zu finden, schlüpfte sie in den einteiligen Kampfanzug und zog den Reißverschluss hoch.
Tauber hatte recht gehabt - er war um mindestens drei Nummern zu groß, und die Rangabzeichen waren die eines Fregattenkapitäns der Navy. Mochte der Teufel wissen, wie das Ding hier herunter kam. Sie schloss den Gürtel, schaltete den Bordcomputer ein und drückte die Prüftaste. Das halbe Dutzend kleiner Leuchtdioden begann in beruhigendem Grün zu flackern. »Das Ding ist in Ordnung«, sagte Tauber, der ihr neugierig zusah. »Und falls es Sie beruhigt, Captain - sein Träger ist nicht darin gestorben, sondern...« »Schon gut«, unterbrach ihn Charity hastig. »Das will ich gar nicht so genau wissen.« Tauber grinste, zog eine angebrochene Zigarettenpackung aus der Brusttasche seines Kittels und hielt sie ihr hin. Charity schüttelte den Kopf. »Angst vor Lungenkrebs?« fragte Tauber, während er sich selbst eine Zigarette aus der Packung schnippte und mit einem billigen Einwegfeuerzeug anzündete. »Das brauchen Sie nicht zu haben, meine Liebe. Ich glaube nicht, dass noch irgend jemand von uns lange genug lebt, um eine solche Krankheit zu bekommen.« »Sollten Sie nicht Optimismus verbreiten, Doc?« fragte Charity. Tauber zuckte die Achseln und blies eine Rauchwolke in ihre Richtung. Charity zögerte einen Moment, dann streckte sie die Hand aus, nahm die Zigarettenschachtel aus Taubers Brusttasche und zündete sich doch eine an. Nach dem ersten Zug hustete sie. Eigentlich hatte sie das Rauchen vor drei Jahren aufgegeben. Aber vielleicht war es ein guter Moment, wieder damit anzufangen. »Ist es so schlimm?« »Schlimmer«,
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