Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die beste Frau der Space Force

Die beste Frau der Space Force

Titel: Die beste Frau der Space Force Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
hatte sie das Gefühl, ersticken zu müssen, wenn sie in einem geschlossenen Raum war. Sie ging zum Regal, nahm sich ein Buch und versuchte zu lesen, ohne auch nur einen Blick auf den Titel zu werfen. Nach einer Weile merkte sie, dass sie seit fünf Minuten die gleiche Seite anstarrte, und legte es wieder aus der Hand. Verdammt, auch sie war nur ein Mensch, und auch sie hatte ein Recht, Angst zu haben. Vielleicht sogar ein bisschen mehr als der Rest der Menschheit, ganz einfach, weil sie ein bisschen mehr wusste als die allermeisten anderen. So zum Beispiel, dass keiner der Männer, die sie und die Russen in den vergangenen drei Monaten zum Nordpol geschickt hatten, zurückgekommen war. Oder zum Beispiel, dass ein paar von Beckers überschlauen Mitarbeitern in gerade diesem Moment dabei waren, eine Wasserstoffbombe mit einem primitiven Aufschlagzünder zusammenbastelten, die sie im allerschlimmsten Fall aus dem Orbit heraus auf die Sternenscheibe werfen wollten. Charity bezweifelte, dass dieser Plan auch nur die geringste Aussicht auf Erfolg hatte. Was immer diese Außerirdischen waren, die da am Nordpol hockten und einen ganzen Planeten nur durch ihre bloße Anwesenheit in Lähmung versetzten - dumm waren sie gewiss nicht. Sie warf das Buch achtlos in eine Ecke, stand wieder auf und begann ruhelos im Zimmer auf und ab zu gehen. Die Untätigkeit, zu der sie seit zwei Tagen verdammt war, machte sie rasend. Nach drei Monaten Dauerstress hatte sie sich nach ein paar Tagen Ruhe gesehnt, aber es zeigte sich, dass diese Ruhe keine Erholung, sondern der pure Nervenkrieg war. Sie kam sich vor wie jemand, der auf dem elektrischen Stuhl saß und darauf wartete, dass der Knopf gedrückt wurde. Seit zwölf Wochen. Außerdem hatte sie Hunger. Wo blieb Mike mit diesen verdammten Hamburgern? Sie musste sich noch geschlagene zehn Minuten gedulden, bis sie die Aufzugtür hörte und dann Mikes schnelle - beunruhigend schnelle, dachte sie - Schritte. Sie war bei der Tür, eine Sekunde, bevor er den Klingelknopf berührte. Und sie sah sofort, dass etwas passiert war. Er war blass. Sein Atem ging schnell, als wäre er die fünfzehn Stockwerke hinaufgerannt, statt mit dem Aufzug zu fahren. »Was ist passiert?« fragte sie. Mike antwortete nicht auf ihre Frage, sondern drängte sich an ihr vorbei und lief ins Wohnzimmer. Hastig schaltete er den Fernseher ein und gestikulierte ihr, zu ihm zu kommen. »Verdammt, was ist los?« fragte Charity noch einmal. »Etwas tut sich beim Sternenschiff«, fiel ihr Mike ins Wort. »Zum Teufel, wieso hast du das Ding nicht angelassen, wie ich es gesagt habe?« Charity verzichtete auf eine Antwort, zumal in diesem Moment der Fernsehschirm aufleuchtete und das vertraute Bild des Sternenschiffes zeigte, übertragen von einem Satelliten, der in dreihundertfünfzig Meilen Höhe über dem Nordpol geparkt war. Das hieß - es war nicht ganz das vertraute Bild. Es hatte sich verändert, aber es dauerte einen Moment, bis Charity auffiel, was es war. Dann erschrak sie. Etwas kam aus dem Schiff heraus; genauer gesagt, fünf-hundertundzwölf unbekannte Objekte, denn genau soviel Löcher waren in die Oberseite der riesigen Stahlscheibe gestanzt. Und in jedem dieser Löcher war jetzt eine silberne, kreisrunde Scheibe erschienen. Wenn die Löcher - wie Charity wusste - einen Durchmesser von fünf Metern hatten, mussten diese Flugobjekte etwa drei Meter messen. Ganz langsam stiegen sie höher, Millimeter für Millimeter, wie es durch die verkleinerte Abbildung aussah, in Wirklichkeit aber mit ganz erstaunlicher Geschwindigkeit. Charity konnte weder Düsenflammen noch irgendeine andere Art von Antrieb erkennen. Die Scheiben glitten einfach in die Höhe, als existiere so etwas wie Schwerkraft für sie nicht. So viel zum Thema primitive Technik, dachte sie düster. »Großer Gott, ich glaube, es geht los«, murmelte Mike. »Was ist das?« Aus dem Fernseher drang jetzt die Stimme eines Kommentators, der überflüssigerweise erklärte, was einige Milliarden Menschen live auf der Mattscheibe miterlebten. Charity hörte gar nicht hin. Wie Mike trat sie näher an den Apparat heran und beugte sich vor, als könnte sie so mehr Einzelheiten erkennen. 
    Die kleine Flotte silberfarbener Flugscheiben stieg allmählich höher, wobei sie sich sowohl vom Schiff als auch voneinander entfernten, so dass sie eine riesige, allmählich expandierende Halbkugel über der Sternenscheibe bildeten. »Es geht los«, sagte Mike

Weitere Kostenlose Bücher