Die beste Lage: Roman (German Edition)
kein Problem.
Er fand eines, das bis auf die Farbe – es war blau statt cremefarben – absolut identisch war. Und absolut funktionstüchtig.
Es war immer noch ein wunderbares Auto, und hinter dieser aufrechten Windschutzscheibe, die nicht wie bei modernen Cabrios nach hinten geneigt war, am Steuer zu sitzen, war ein einzigartiges Erlebnis. Der Wind fuhr einem durch die Haare und schenkte einem das Gefühl absoluter Freiheit, wie es auch Riccardo jetzt empfand, als stünde er im Mittelpunkt der einfallslosesten Reklame. Man fühlte sich wieder jung. Jung und sorglos wie einst.
Sein DS -Cabrio hatte Riccardo sich von seinem ersten selbst verdienten Geld gekauft, denn er hatte davon geträumt, seit er es als kleiner Junge im großen, modernen Schaufenster des Direkthändlers gegenüber seiner Schule gesehen hatte. Damals erschien es mit seinen schmalen Formen, dem Delfinprofil, der kühnen Schnauze und dem schnittigen, an ein Jagdflugzeug erinnernden Heck wie die Bestätigung der Illusionen jener optimistischen Zeit, in der man noch glauben konnte, dass den Autos bald Flügel wachsen würden.
»Unglaublich … du hast immer noch die déesse ?«, sagte Chatryn, als sie das Auto sah, und fügte dann entzückt hinzu: »Diese Göttin ist bildschön. Wirklich bildschön .«
» Du bist bildschön«, konterte Riccardo mühelos, und von da an musste er kein einziges von all den Worten, die er sich zurechtgelegt hatte, mehr aussprechen.
Sie drückte sich an ihn und küsste ihn.
Lang. Tief. Leidenschaftlich.
Fast schon zu leidenschaftlich.
Eine wahrhaft atemberaubende Liebe
Ein paar Tage später und einige Kilometer weiter hatte sich Riccardo Fusco ins Badezimmer eingesperrt, wo er sich auf der Kloschüssel zusammenkrümmte und aufseufzte, als er durch die Tür Chatryns Stimme sagen hörte: »Mein Liebling, ich gehe jetzt … Sobald es dir besser geht, kommst du mir nach.«
›Ja, verdammt‹, dachte er, auch wenn er es eigentlich nicht wollte. Tatsächlich waren kaum zehn Tage vergangen, seit er Chatryn zum ersten Mal nach zehn Jahren wiedergesehen und sofort gedacht hatte, dass er sich damals nicht geirrt hatte. Sie war tatsächlich die Frau seines neuen Lebens.
Immer noch zweifelnd, hatte er, während er sie zur Begrüßung in die Arme schloss, über die Merkwürdigkeit des Schicksals nachgedacht, das es so eingerichtet hatte, dass er erst Giàcenere und dann Graziantonio Dell’Arco wieder getroffen hatte, der schließlich den Mechanismus in Bewegung gesetzt hatte, ohne den er, Riccardo, nie den Mut gefunden hätte, ihr wieder zu schreiben, und sie also auch nie wieder besessen hätte, jetzt, da sie vielleicht noch schöner und gewiss noch faszinierender war als zuvor – eine echte sophisticated lady mit ihren eleganten Kleidern, die sie sich früher nicht hatte leisten können, und dem Schmuck und der dahinplätschernden Konversation, wie man sie im Umgang mit der High Society lernt. Vor allem aber war sie immer noch in ihn verliebt. Über beide Ohren verknallt – und das genau war der Punkt.
Seit ihrem ersten Kuss – dem beim Anblick des DS – war es Riccardo praktisch nicht mehr gelungen, sie abzuschütteln.
Chatryn wollte Sex.
Ununterbrochen.
Sie hatten damit angefangen, sobald sie den Flughafen hinter sich hatten, im ersten am Rand der Straße gelegenen Motel. Ein Motel, das, um ehrlich zu sein, alles andere als schäbig war, aber sie hatten sich einen ganzen Tag dort verbarrikadiert, und seither hatten sie im Grunde nicht mehr aufgehört. Sicher, er erinnerte sich noch gut daran, dass Chatryn immer ein direkter und sozusagen »anspruchsvoller« Typ gewesen war, doch jetzt schien sie außer Rand und Band. Ganz zu schweigen davon, dass sie keinerlei Vorsichtsmaßnahmen ergreifen wollte.
In dieser Hinsicht war Riccardo Fusco ziemlich eisern, aber sie hatte ihn besänftigt und gesagt, dass er es mit einer Blutspenderin zu tun habe – schon möglich, aber wie konnte sie sich in seinem Fall so sicher sein? –, und außerdem nehme sie die Pille. »Auch wenn ich …«, hatte sie hinzugefügt und ihm durch die Haare gewuschelt, »… überhaupt nichts dagegen hätte, von dir ein Kind zu bekommen. Das schwör ich dir.«
›Eine Tochter , meinst du wohl‹, hätte er beinahe geantwortet, da er sich, nachdem er vier Töchter in die Welt gesetzt hatte, für unfähig hielt, etwas anderes zu produzieren, aber er hütete sich wohlweislich davor, das laut auszusprechen: Man weiß ja nie, ob man nicht beim Wort
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