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Die beste Welt: Roman (German Edition)

Die beste Welt: Roman (German Edition)

Titel: Die beste Welt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Lord
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ich. »Das Embargo gegen Terra funktioniert nur deshalb, weil wir alles beobachten können, was dort vorgeht, und weil wir kontrollieren können, was wir die Terraner sehen lassen wollen. Dafür ist Ain technisch zu fortgeschritten. Vielleicht haben sich die Ainya ja selbst abgeschottet. Womöglich wollen sie sich verstecken.«
    » So fortgeschritten sind sie nun auch wieder nicht«, höhnte sie. »Es geht das Gerücht, die Kuratoren hätten eingegriffen. Ich persönlich bin froh darüber. Sadira wird noch sehr lange ein steriler Felsbrocken sein.«
    Ich bekam große Augen, und ein Schauer überlief mich. Die Kuratoren! Es war, als seien Engel vom Himmel herabgestiegen, um die Sadiri zu rächen. »Schätze, es gefällt ihnen nicht, wenn jemand ihre Arbeit zunichtemacht. Wie verhalten sich denn die Ainya, die sich nicht auf dem Planeten befinden?«
    Gilda lächelte spöttisch. »Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Du weißt doch, dass nur zwei Flotten über Schiffe verfügen, die bis nach Ain fliegen können?«
    Mein Lachen klang freudlos. Gemeint waren die Zhinuvier, die Unsummen für eine Passage berechneten, und die Sadiri, die … nun ja … ich war nicht sicher, wie die Reaktion ausfiele, aber ein Ainya musste schon sehr dreist sein, um sich gerade jetzt an einen sadirischen Piloten zu wenden.
    Die Abschottung Ains bedeutete in mehr als einer Beziehung eine radikale Veränderung. Zwischen Ain und Sadira herrscht böses Blut – bitterböses Blut –, aber ich hatte die leise Hoffnung gehegt, sie könnten in ein bis zwei Generationen wieder zusammenfinden, der Not gehorchend, wenn auch nicht aus eigenem Antrieb. Nun sah es so aus, als hätten sich die Optionen von drei auf zwei verringert, und ich konnte nicht einschätzen, was das für die Sadiri bedeutete. Neu-Sadira war ein kleiner Planet, eine ehemalige Forschungsstation, die unerwartet hochgestuft worden war. Er würde für eine drastisch dezimierte Bevölkerung ausreichen, hatte jedoch weder die Ressourcen noch die Größe, um sich als voller Ersatz für Sadira zu eignen, und deshalb wären die Sadiri früher als gedacht gezwungen, eine Entscheidung bezüglich ihrer Zukunft zu treffen.
    Was sie vorhatten, war schwer zu sagen. Einige von den Sadiri waren unübersehbar damit beschäftigt, sich mit der einheimischen Bevölkerung zu vermischen – angesichts ihrer Jugend könnte man sogar von experimentieren sprechen. Ich entnahm Dllenahkhs strenger Miene, wenn in seiner Gegenwart einige der amüsanteren Anekdoten erzählt wurden, dass die älteren Sadiri in der Gruppe dieses Verhalten nur zähneknirschend duldeten – aber was konnten sie schon dagegen tun? Die Jungen ausstoßen? Jeder fortpflanzungsfähige Sadiri war kostbar, und man konnte die schwarzen Schafe später immer noch in die Herde zurückführen, mochte ihr Umgang mit der gemeinsam erlittenen Tragödie momentan auch sehr befremden.
    Vor diesem Hintergrund war ich nicht zu beneiden, als ich etwa zwei Monate vor Ablauf des ersten Jahres nach ihrer Ankunft von meiner Chefin den Auftrag erhielt, »herauszufinden, was sich bei diesen Sadiri so tut«. Ich entschied mich, Dllenahkh auf einer längeren Fahrt auf das Thema anzusprechen, aus der Überlegung heraus, wenn wir irgendwo im Nirgendwo unterwegs wären, könnte er mir nicht entkommen. Um mir ein Mindestmaß an Deckung zu verschaffen, schaltete ich Autopilot und Navigationssystem aus und steuerte das Bodenfahrzeug selbst.
    »Wie man hört, erleben die Sadiri zurzeit so etwas wie einen Babyboom«, begann ich taktvoll, den Blick fest auf die Straße gerichtet, während ich um die Schlaglöcher herumkurvte, die von den ersten schweren Regenfällen der Saison ausgewaschen worden waren.
    Ich hörte Dllenahkhs Kiefer aufeinanderschlagen, als wir über ein besonders schlechtes Straßenstück holperten. »Sieht ganz danach aus«, stieß er endlich mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Ist das ein Hinweis …?« Ich unterbrach mich und nahm einen neuen Anlauf. »Heißt das, man hat sich für einen Weg entschieden?«
    Dllenahkh schwieg so lange, dass ich schon befürchtete, ich hätte mein Glück allzu sehr strapaziert. Als er endlich sprach, klang er leicht gekränkt. »Bei diesen Kindern haben wir wenig mitzureden. Drei der Väter konnten sich lediglich Besuchsrechte sichern, während ein vierter das alleinige Sorgerecht zugesprochen bekam. Zwei befinden sich in einer besonders heiklen Situation – ihre Kinder wurden von anderen Vätern

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