Die beste Welt: Roman (German Edition)
bei Dllenahkh bislang keinerlei Dünkel wahrgenommen; wenn man allerdings berücksichtigte, dass der Heimatplanet der Sadiri von ihren nächsten Verwandten, den Ainya, vergiftet worden war … nun, dann hatten sie eigentlich auch keinen Grund, auf andere herabzuschauen, nicht wahr? Bevor ich diesen Gedanken laut werden lassen konnte, hörte ich von der Tür her ein höfliches Räuspern.
»Dalenak!«, begrüßte ihn Gilda vergnügt. Wie schaffte es Dllenahkh bloß, bei der grauenhaften Aussprache dieser Frau nicht zusammenzuzucken? »Sind Sie wegen des ersten Ausflugs hier?«
Dllenahkh bedankte sich höflich und verneinte. Er sei gekommen, um mit mir über die Hydroponikanlagen in den Siedlungen des Südwestquadranten zu sprechen, bei denen es in letzter Zeit Schwierigkeiten gegeben habe. Sie verstand den Wink mit dem Zaunpfahl und verabschiedete sich, sodass ich die Tür schließen und mich unter vier Augen mit Dllenahkh unterhalten konnte.
»Ich dachte, Sadiri lügen nicht«, begann ich. Dann sah ich ihn mir genauer an. »Dllenahkh? Wer hat Sie geschlagen?«
»Eine interne Angelegenheit, schon bereinigt«, wehrte er ab.
Ich runzelte die Stirn, doch darauf gab es nichts zu erwidern. »Sie wirken« – deprimiert – »zerstreut. Was führt Sie in die Stadt, wenn nicht Gildas Vergnügungsprogramm?«
»Ein Abgesandter der Regierung von Neu-Sadira ist zu Besuch hier. Für morgen wurde eine Konferenz angesetzt.«
Das erklärte immer noch nicht, was Dllenahkh in meinem Büro wollte. »Möchten Sie mich ins Historische Museum begleiten?«, fragte ich.
»Ja«, stimmte er etwas geistesabwesend zu. »Das wäre sicher interessant.«
Wir gingen zu Fuß. Ich schwieg und wartete darauf, dass Dllenahkh das Wort ergriff.
Er ließ sich Zeit, bis wir die geologischen Exponate hinter uns hatten und die Halle der Namen betraten. »Ist Ihnen eigentlich bekannt, wieso wir nach Cygnus Beta gekommen sind?«, fragte er.
Ich sah zu ihm hinüber. Seine Augen waren starr auf die Schriften gerichtet, die in die Granitwände geätzt waren.
»Wir wollten die taSadiri finden.« Er drehte den Kopf um eine Winzigkeit und schaute mich an. »Wissen Sie, wer damit gemeint ist?«
»Sadiri, die sich nicht mit den mentalen Disziplinen beschäftigen«, antwortete ich prompt. »Sie haben Sadira verlassen und Ain gegründet, und einige haben sich anderswo in der Galaxis angesiedelt. Aber Cygnus Beta haben sie nicht gegründet. Das ist älteren Ursprungs.«
»Ich habe von der Instanz gehört, die Sie ›die Kuratoren‹ nennen.« Er sprach ohne besondere Betonung, und ich war dankbar für sein Taktgefühl. Manche Leute halten die Kuratoren nur für eine von vielen Erlöser- oder Beschützer-Mythen, die sich primitive Gesellschaften ausdenken, um die Ungewissheit des Universums ertragen zu können.
»Ja«, sagte ich mit fester Stimme, »sie sind die wahren Gründer von Cygnus Beta; wir würdigen jedoch auch die ersten Siedler – überwiegend Terraner, gewiss, aber auch Ntshune, Zhinuvier und taSadiri.«
»In Ihrem Erbgut sind psionische und proto-psionische Eigenschaften stark ausgeprägt«, stellte er fest. »Das war für uns ein weiterer Grund hierherzukommen.«
Ich fragte mich, worauf er hinauswollte. »Und wo liegt das Problem, Dllenahkh?«
Er rang mit sich. Offensichtlich ging es um sehr vertrauliche Angelegenheiten. »Es herrscht keine Einigkeit über unseren weiteren Weg. Natürlich ist es unser Hauptanliegen, den Fortbestand unseres Volkes zu sichern, umstritten ist indes, wie das am besten zu erreichen ist. Eine Fraktion möchte vor allem anderen unsere genetische und kulturelle Identität bewahren. Da nur so wenige von uns überlebt haben, würde dafür jeder Einzelne gebraucht. Eine zweite Gruppe plädiert für Verhandlungen mit den Ainya, um letztendlich die beiden Völker zu vereinen.«
»Aber vielleicht war das auch ihre Motivation für … das, was die Ainya getan haben«, stammelte ich. »Sie hatten nie den Einfluss in der Galaxis, wie ihn Ihr Volk ausübte. Vielleicht war ja eine Vereinigung genau das, was sie erreichen wollten?«
Er zögerte. »Ja«, sagte er endlich. »So sehen das auch viele von uns. Aus der Sicht der Ainya sind indes wir diejenigen, die ihre Vorfahren vertrieben und ihnen ihr Geburtsrecht verweigert haben; daher stehen sie so voller Stolz dazu, unseren Niedergang herbeigeführt zu haben. Vielleicht sollen wir nicht nur gedemütigt, sondern vollends vernichtet werden.«
Er seufzte, dann fuhr er fort:
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