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Die Beste Zum Schluss

Titel: Die Beste Zum Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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Geschäftsidee. Jeder, der auf einem Friedhof traurig wird, muss in die Klapse. Komm, wir bauen schnell ein paar Hundert neue Kliniken.«
    Sie verzieht keine Miene.
    »Gehst du noch zu der Therapeutin?«
    »Ja, wieso, willst du mal mit?«
    »Und wie oft gehst du zu ihr?«
    »Manchmal«, sage ich.
    Eine Antwort, die ihr nicht so gut gefällt.
    »Meinst du nicht, du solltest …«
    »Vor allem soll ich heute noch eine Kolumne schreiben, und dafür muss ich ins Büro, und zwar jetzt, sonst schaffe ich es nicht, deine Kinder rechtzeitig aus der Kita zu holen.«
    Sie mustert mich einen Moment, dann atmet sie aus und schaut aus dem Fenster.
    »Kannst du die Miete vorschießen? Volker hat vergessen, die Alimente zu überweisen.«
    »Schon wieder? Was sagt eigentlich dein Anwalt dazu, dass der nie zahlt?«
    »Er zahlt ja meistens.«
    »Ja, klar, wann es ihm gerade passt. Verklag ihn«, rate ich ihr. »Anders lernt er es nicht.«
    »Gott, du klingst schon wie mein Anwalt«, murmelt sie und sucht ihre Sachen auf dem Rücksitz zusammen.
    »Und wieso hörst du nicht auf ihn?«
    Sie wendet mir wütend ihr Gesicht zu.
    »Weil er ein Mann ist, genau wie du, Mads.«
    Ich schaue sie überrascht an.
    »Was zum Teufel soll das heißen?«
    Sie öffnet die Tür und steigt aus.
    »He!«
    Sie schlägt die Tür zu und marschiert Richtung Gebäude. Diskussion beendet. Ich hasse das an ihr. Mitten im Gespräch auflegen oder rausgehen. Das Gute ist, dass ich mittlerweile weiß, dass sie es auch nicht mag und sich später für ihr Benehmen entschuldigen wird. Aber nicht für ihre Haltung. Wir können über alles reden. Außer über Volker. Das ist eines der Dinge, die mich an Müttern gleichzeitig beeindrucken und nerven. Rene ist schlau und tough, sie lässt sich von niemandem etwas gefallen. Aber wenn es um das Glück ihrer Kinder geht, kann sie sich auf eine Art zurücknehmen, die mich beeindruckt. Vielleicht ist das der Grund, wieso die Natur bestimmt hat, dass Frauen die Kinder kriegen, denn ich hätte längst die Konfrontation gesucht. Doch so, wie Rene das macht, ist es besser für die Kinder, dadurch, dass sie zumindest sporadischen Kontakt zu ihrem Erzeuger haben, können sie sich ihr eigenes Bild von ihm machen. Ansonsten würden sie ihn vielleicht idealisieren. Doch dazu gibt Volker ihnen keine Gelegenheit. Sie kennen ihn.
    Drei Stunden später maile ich meine Kolumne zwei Büros weiter in die Chefredaktion und lehne mich zurück. Durch mein linkes Bürofenster blicke ich auf den Rhein, durch das Trennfenster rechts von mir schaue ich zum Nebenbüro in Vanessas Gesicht. Das Stück , wie jemand sie getauft hat. Sie hat ihren Tisch so hingestellt, dass sie mich den ganzen Tag durch die Glasscheibe beobachten kann. Eine ihrer Psychonummern.
    Bis vor sechs Monaten saß hinter dieser Scheibe meine Lieblingskollegin Britta. Doch sie machte den Fehler, Vanessa als Assistentin einzustellen. Plötzlich begann alles falsch zu laufen. Britta verpasste wichtige Termine oder kam mit der falschen Vorbereitung ins Meeting, doch weil sie ein herzensguter Mensch war, suchte sie den Fehler bei sich – sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass jemand so link sein könnte. Heute hat Vanessa ihren Job und gilt seit dieser Sache als zielorientiert und durchsetzungsfähig .
    Hinter der Scheibe zieht das Stück eine dünn gezupfte Augenbraue hoch und lächelt spöttisch. Sie ist die einzige Frau in der Redaktion, die so aussieht wie die Frauen im Heft, und da alle Männer sie entweder erobern oder beschützen wollen, ist sie eine ernst zu nehmende Konkurrentin für den Chefsessel geworden. Dass sie erst ein Jahr Berufserfahrung hat und weder schreiben noch mit Menschen umgehen kann, scheint niemanden zu stören.
    Ein Meerschweinchen quiekt. Ich schaue mich nach meinem Handy um. Letzte Woche haben wir Oscars Meerschweinchen als Klingelton aufgenommen, was sich alleine für seine Lachanfälle lohnt. Jedes Mal, wenn er das Handy hört, lacht er, bis ihm Schnodder aus der Nase kommt.
    Ich finde das Ding in meiner Jackentasche. Auf dem Display taucht Renes Gesicht auf. Lachend am Strand. Lange her. Ich gehe ran.
    »Tut mir leid, dass ich vorhin ausgestiegen bin.«
    Ich höre ihrer Stimme an, dass sie nebenher noch etwas anderes macht.
    »Du kannst es heute Abend wiedergutmachen. Fünf Tänze, und wir sind quitt.«
    »Ich ersticke in Arbeit.«
    »Deswegen. Erinnerst du dich überhaupt, wann wir das letzte Mal tanzen waren?«
    »Ich krieg einen Anruf. Ich

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