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Die Beste Zum Schluss

Titel: Die Beste Zum Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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Not vorbeigehen, weil man ihnen beigebracht hat, sich vor Fremden in Acht zu nehmen. Auf der Erde leben fast sieben Milliarden Menschen. An jedem Tag kommt fast eine viertel Million hinzu, und von all diesen Menschen kennen wir vielleicht zwei- bis dreihundert. Alle anderen sind Fremde. Jeder Mensch, der diese unglaubliche Menge potenzieller Freunde, Partner, Liebhaber und Vorbilder ausschließt, tut sich keinen Gefallen. Doch Lola und Oscar werden nicht so sein. In der Erziehung lief also was richtig. Muss ich ihrer Mutter bei Gelegenheit sagen. Seit Jahren macht sie sich Vorwürfe, weil sie den Kindern nicht das bieten kann, was sie möchte, und vielleicht hat sie recht: Man kann immer etwas besser machen, aber was Liebe angeht, kann sich in dieser Familie niemand beklagen.
    Rene lässt das Handy sinken, kneift die Augen zusammen und schaut zur Kasse rüber.
    »Sie mag Kinder.«
    »Du suchst doch bloß einen billigen Babysitter.«
    »Blödmann.« Sie legt einen Arm um meine Schultern und boxt mich kollegial in die Rippen. »So hätte es werden können. Da vorne könnte deine Frau mit deinen Kindern stehen, wenn du nicht so ein Beziehungsnerd wärst.«
    »Und zeugungsunfähig.«
    »Ja«, sagt sie, und wie immer, wenn sie ein Fettnäpfchen erwischt hat, grinst sie. »Weiß sie das schon?«
    »Ja. Außerdem bin ich kein Nerd.«
    »Jesus, wem willst du denn hier was vormachen? Du hast seit fünf Jahren keine Beziehung mehr, und die, die du hattest, war ja total bescheuert, also bau jetzt keinen Mist. Eva ist super.«
    »Dein Handy klingelt.«
    Sie schaut zu ihrem Handy, merkt, dass ich sie veräppelt habe, und bricht mir noch eine Rippe. Ich verpasse ihrem Schenkel einen festen Klaps. Sie gibt mir eine Nackenschelle. Ich lehne mich zurück und klemme ihren Arm gegen die Banklehne.
    »Oh nein!«, kichert sie.
    Oh doch. Freie Fahrt in ihre empfindliche Taille. Ich kitzle sie durch.
    »Hör auf! Hör auf!«, ruft sie lachend. »Biiittteee!!!« Sie wehrt sich wie eine Furie, aber als ich ihre Beine mit meinen einklemme, endet es in einer Komplettdemütigung. Sie ist so fixiert, dass ich ihre Nase lecken kann, ohne dass sie etwas dagegen tun kann. Oh Mann, sie hasst das!
    »Ich … bring dich … um!«, keucht sie und legt alle Kraft in einen Ausbruchsversuch.
    Ich mustere ihr rotes Gesicht amüsiert.
    »Erst mal können«, lästere ich und lecke noch mal.
    »Hör auf!«
    Ein Familienvater guckt interessiert zu uns rüber.
    »Ich?«, frage ich unschuldig. »Womit denn? Damit?«
    Ich lecke ihre Nase.
    »Au! Hör auf!!«, stöhnt sie und sieht aus, als ob sie es ernst meint, aber bei ihr weiß man nie.
    Ich gebe ihren Arm vorsichtig frei, jederzeit bereit, sie wieder in die Mangel zu nehmen. Sie legt vorsichtig eine Hand über ihre linke Brust und verzieht das Gesicht. Ich versuche mich zu erinnern. Auf welcher Brust ist Oscar gestern gelandet? War es die linke? Die rechte? Ist es ein Trick? Kommt gleich der Schwinger?
    »Du hast mich voll eingeklemmt, du Spasti«, sagt sie und reibt sich die Prellung.
    So was passiert mit Oscar ständig. Einmal schlug er mich beim Kämpfen mit einem Holzlöffel so hart auf die Hand, dass ich sie Tage lang nicht mehr schließen konnte. Auf der Brust muss es noch schmerzhafter sein, aber Rene gibt keinen weiteren Ton von sich. Lieber würde sie sich eine Staffel Big Brother anschauen, als zuzugeben, dass sie Schmerzen hat.
    »Überlebst du es?«
    »Ja, verdammt!«
    »Dann hör auf, dich zu befummeln, die Leute gucken schon.«
    »Ach ja?«, fragt sie. »Wer denn?«
    Ich zeige auf den Familienvater, der plötzlich etwas Interessantes auf dem Boden entdeckt. Rene mustert ihn.
    »Der hat geguckt?«
    »Yep.«
    »Dann schuldet er mir Geld. Treib es ein.«
    »Ich bin mehr so der Managertyp.«
    »Weichei.«
    Sie richtet sich plötzlich auf und schaut sich suchend um. Bevor sie zum Muttertier mutieren kann, kommen die Kinder auf uns zu. Beide haben Zuckerwatte in der Hand. Oscar hat sich bereits total eingesaut. Lolas T-Shirt ist immer noch blitzblank. Lola reicht ihrer Mutter eine Zuckerwattestange. Oscar hält mir auch eine hin. Auf der einen Seite fehlt ein Teil. Ich schaue ihn an. Er schaut unschuldig zurück. Okay, Anwalt.
    Eva setzt sich neben mich. Ihr blasses Gesicht hat etwas Farbe bekommen. Bei ihr reicht etwas Frühlingssonne für einen Sonnenbrand.
    »So etwas hab ich seit Jahren nicht mehr gemacht«, sagt sie.
    »Du Glückliche«, sage ich.
    Sie lächelt.
    »Siehst ehrlich gesagt ein

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