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Die Beste Zum Schluss

Titel: Die Beste Zum Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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sie vor.
    »Perfekt! Ich schreibe zehn Jahre an dem Drehbuch, und wenn Lola volljährig ist, geht’s los. Oscar kriegt auch eine Rolle, als fieser bk a -Mann, der die ganze Zeit unseren Skinhead zusammenschlägt, bis er einsieht, dass es für die Gesellschaft effektiver ist, dumme Leute zu guten Handlungen zu bringen, anstatt sie zu bestrafen.«
    Sie öffnet ihre Augen und schaut mich an.
    »Lass uns tanzen gehen.«
    »Was?« Ich hebe die Augenbrauen. »Tanzen?«
    Sie nickt und kratzt sich an der Nase.
    »Ich will noch mal mit Brüsten feiern.«
    Ich mustere ihre Augen. Die sind todernst.
    »Ich will noch mal eine ganz normale Frau sein, mit ganz normalen Bedürfnissen, bevor ich zu einer Patientin werde … « Sie stemmt ihren Oberkörper hoch, zum ersten Mal seit Stunden wieder Lebenslust in den Augen. »Lass uns ausgehen. Die Kinder schlafen, und Papa ist ja da.«
    Sie meint es ernst. Ich lächele.
    »Du willst in Aachen ausgehen? Wohin denn? Wir kennen hier keinen Laden mehr, wir haben keine Ahnung, wo ’ne Tanzfläche ist.«
    »Wir finden schon was.« Sie rollt sich aus dem Bett und springt auf die Beine. Die Traurigkeit von eben scheint von Partylust pulverisiert worden zu sein.
    »Na los!« Sie verpasst mir ihr Scheißegalgrinsen und zerrt an meiner Hand. Ihre Euphorie ist ansteckend. »Ziehen wir um die Häuser und feiern meine Versicherungspolice, heute geht alles auf mich!«
    Wir stehen vor einem Club in der Innenstadt. Früher war dies einer der coolsten Aachener Läden, mit einer großen Tanzfläche und perfektem Sound, meistens Funk oder Soul, stilvollem Personal und gut gekleideten Gästen zwischen zwanzig und vierzig. Die Zeiten ändern sich. Die Schlange vor der Tür ist fünfzig Meter lang und hat ein Durchschnittsalter von circa zweiundzwanzig. Wir werden begafft wie Außerirdische. So muss Knut sich gefühlt haben.
    Vor uns steht eine Gruppe blondierter Mädchen, Anfang zwanzig. Sie sind so aufgetakelt, dass sie abgetakelt wirken, werfen immer wieder Blicke nach hinten, stecken die Köpfe zusammen und kichern. Zu viel Schminke, bauchfreie Shirts und über dem Hosenbund die obligatorische Tätowierung. Die Arschgeweihten grüßen dich.
    »Wollen wir da wirklich rein?«, flüstere ich zum dritten Mal.
    Rene nickt, und ich gebe auf. Es ist ihr Abend. Mal schauen, wie lange, denn sie mustert die Tussen schon länger, die sich über uns amüsieren.
    »Was ist an uns so lustig?«, fragt sie die Mädchen, als die sich mal wieder umdrehen, um uns zu begaffen.
    Die Tussen bekommen einen kollektiven hysterischen Kicheranfall und drehen sich wieder nach vorne. Rene schaut mich an. Ich zucke mit den Schultern.
    »Frag mich nicht, ich habe vergessen, was Gekichere in dem Alter bedeutet.«
    Während ich die Arschgeweihe vergleiche und mir mit Such-den-Fehler die Wartezeit vertreibe, wird vor uns fröhlich weitergeprustet und gekichert, und ich meine, das Wort Gammelfleisch herauszuhören. Ich werfe Rene einen Blick zu. Sie mustert die Tussen mit leichtem Stirnrunzeln. Oh, oh …
    »Vielleicht lachen die gar nicht über uns«, schlage ich etwas lauter vor. »Vielleicht gucken die nach hinten, sehen ihr Arschgeweih und denken, ach schau, wir haben alle dasselbe Tattoo, Mist, ich dachte, das wäre total individuell.«
    Rene lacht nicht. Von allen Seiten permanent angeglotzt zu werden kann ganz schön auf die Laune schlagen. Die Tussen trippeln einen Schritt vor. Wir rücken nach. Ich schnappe unbekannte Wörter auf, vielleicht gelten sie uns.
    »Was zum Henker sind Pornflakes ?«
    »Keine Ahnung, wir müssen wohl mal unseren Wortschatz pimpen .« Ich zupfe sie am Ärmel. »Komm, wir finden einen anderen Laden. Ich meine, he, wir sind doppelt so alt wie die, verdienen unser Geld selber und haben heute noch kein Mal krass gesagt.«
    »Wir gehen da rein«, sagt sie.
    »Krass.«
    Die Tussen zahlen an der Kasse und verschwinden, nach einem letzten Blick, kichernd durch die Clubtür. Wir rücken vor zur Kasse. Ich nicke dem Türsteher zu, lege einen Zwanziger auf den Stehtisch, der als Kassenhaus dient, und lächele die Kassiererin an.
    »Wir wollen unsere Tochter abholen.«
    Sie mustert mich regungslos, nicht ganz sicher, ob ich scherze. Rene stößt mir den Ellbogen in die Seite.
    »Er ist bloß nervös, weil er in seinem Alter nicht mehr so oft ausgeht.« Sie blinzelt der Kassiererin zu. »Keine Angst, ich habe seine Patientenverfügung dabei.«
    Die Kassiererin mustert Rene, mich, Rene, dann zuckt sie mit den

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