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Die Beste Zum Schluss

Titel: Die Beste Zum Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbæk
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Kinderzimmer, klappe den Laptop auf, schreibe ein paar Sätze, lösche sie, klappe den Laptop wieder zu und starre an die Wand. Gott, wenn nicht bald jemand mit mir redet, drehe ich durch.
    Ich krame mein Handy hervor, aber wozu? Die eine, die ich gerne anrufen würde, hat kein Handy mehr. Die andere schläft im Nebenzimmer. Oder nicht?
    Ich lausche. Das Haus ist still. Ich schleiche auf den Flur und werfe einen Blick ins Gästezimmer. Oscar liegt neben dem Bett auf einer Matratze mit Sulke, süß. Die Mädchen liegen im Bett. Lola liegt nicht auf ihrer Mama, sondern brav an ihrer Seite. Rene hebt eine Hand. Ich gehe wieder rüber und lege mich auf das Kinderbett. Wenig später kommt sie gähnend ins Zimmer.
    »Sorry, bin eingeschlafen.«
    Sie lässt sich neben mir aufs Bett fallen und gähnt noch mal ausführlich. Sie trägt nur Slip und T-Shirt, und als sie sich an mich kuschelt, verrutscht das Shirt. Automatisch schaue ich auf die Ansätze ihrer Brüste. Nichts zu sehen. Hm.
    »Du glotzt schon wieder, du Perverso«, sagt sie.
    »Na ja, ich dachte, man, äh, sieht was.«
    »Was soll man da sehen?«
    »Weiß nicht, aber du hattest doch eine Gewebeentnahme, oder nicht?«
    »Der Einstich war winzig, ich musste das Pflaster nur einen Tag drauflassen. Noch sehe ich aus wie eine normale Frau.«
    »Du bist eine normale Frau.«
    »Ja, noch«, sagt sie und gähnt noch mal. »Wie spät?«
    »Zehn. Wie lief es mit den Kindern?«
    »Gut. Oscar freut sich, dass er nicht in die Kita muss, und Lola wollte wissen, ob es auch ein Papakarzinom gibt.«
    Ich brauche einen Moment, bevor ich es auf die Reihe bekomme und loslache. Papakarzinom? Oh Mann! Mona-Lola, ich liebe dich.
    »Meine Tochter«, sagt Rene und gluckst, »findet es unfair, dass ich es bekommen habe und nicht Volker. Ist das groß, oder was?«
    »Oh ja, das ist riesig«, lache ich. »Und hat sie was über mich oder Evas Besuch gesagt?«
    Rene reibt sich ein Auge.
    »Ich glaube, sie sieht einen Zusammenhang zwischen Evas Besuch und meiner Krankheit.«
    Mir vergeht das Lachen.
    »Ach du Scheiße!«
    Ich richte mich auf. Rene winkt ab.
    »Sie weiß, dass du nicht ihr Vater bist, aber um sie herum gibt es nur Paarbeziehungen oder Alleinerziehende. In der Kita und bei ihren Freundinnen gibt es keine einzige Patchworkfamilie, wo die Erwachsenen nur befreundet sind, also vergleicht sie, okay? Lass ihr Zeit. Es war das erste Mal, dass sie dich mit einer anderen Frau gesehen hat. Sie muss das Ganze noch sortieren.« Sie schiebt die Füße unter meine Bettdecke und kratzt sich am Hals. »Und, wie lief es hier?«
    »Dein Vater hat mich gefragt, wieso wir nur Freunde sind.«
    »Und, wieso sind wir nur Freunde?«
    »Weil du mies im Bett bist.«
    Sie macht große Augen.
    »Das hast du nicht zu ihm gesagt!«
    »Natürlich nicht! Will ich morgen unter einer Lage Estrich aufwachen?«
    Sie atmet aus.
    »Jesus«, murmelt sie und gähnt mittendrin. »War das eine üble Nacht damals. Ich dachte, die endet nie.« Sie schnappt sich meinen rechten Arm und zieht ihn sich unter den Nacken. Ihr Kopf ist schwer und warm, ihr Haar kitzelt. »Schon merkwürdig, wie die Dinge laufen. Mit Volker klappte es wirklich gut im Bett, er roch gut, küsste gut, und es war ein echter Genuss, mit ihm einzuschlafen. Aber sonst war er zu nichts zu gebrauchen. Wieso ist bloß alles so beschissen kompliziert?«
    »Gute Frage.«
    Sie legt sich besser zurecht und starrt an die Decke.
    »Echt schade.«
    »Was?«
    »Letzten Monat habe ich Unterwäsche aus Paris bestellt. Eigentlich könnte ich sie wieder verkaufen. Ich habe sie gekauft, um ein paar Jungs um den Verstand zu bringen, aber es dauert jetzt wohl ein paar Jahre, bis jemand wieder meine Unterwäsche sehen will.«
    »Na ja«, versuche ich es, »der Letzte, der deine Unterwäsche sah, ist längst an Altersschwäche gestorben, so viel ändert sich also nicht.«
    Sie lacht nicht, sondern starrt an die Decke und hängt düsteren Gedanken nach.
    »Wieso weinst du eigentlich nie?«
    Sie schaut mich an und wirkt überrascht.
    »Ich meine, klar, ich weiß, dass deine Eltern eigentlich einen Jungen wollten, aber auch Jungs weinen mal, und ich habe dich noch nie weinen sehen, weder als wir uns mit dem Mofa von Jenne aufs Maul legten, weder bei der Beerdigung von deiner Mutter, und auch nicht jetzt, wo du selber krank bist, wieso weinst du nie?«
    Die Falten um ihre Augen vertiefen sich. Ihre Mundwinkel zucken.
    »Das fragst du mich jetzt?«
    »Hab mich bisher nicht

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