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Die Besteigung Des Rum Doodle

Die Besteigung Des Rum Doodle

Titel: Die Besteigung Des Rum Doodle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. E. Bowman
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diesem Tag mit gemischten Gefühlen.
    Es dauerte gar nicht lange, bis meine Gefühle noch viel gemischter waren. Wie üblich ließ ich So Lo voranklettern – es wäre ohnehin schwer gewesen, ihn daran zu hindern – undhatte sogleich »Binders süße Bohnen« im Kopf, nun zur Melodie von »Im Frühtau zu Berge« und zehnmal hartnäckiger als zuvor. Während ich gegen die Bohnen ankämpfte, versuchte ich außerdem, für die Zukunft zu planen, und ferner, ein Auge für Warpel und Halluzinationen offen zu halten und ein Ohr für Rülpser.
    Ich empfand neue und fürchterliche Schmerzen rund um die Hüften, und das Klettern wie das Atmen wurden immer beschwerlicher. Mein Denken geriet auf Abwege. Einmal hatte ich den Eindruck, meine Gefährten hätten ihre Bräute und Familien mitgebracht; irgendwo weiter unten befand sich eine lärmende Menge: Prone mit seiner giftigen Frau und seinen fürchterlichen Kindern, Burley mit seiner unglücklichen Braut, Constant und Travers, die gemeinsam Matrosenlieder sangen, Jungle und seine Heerscharen verloren gegangener Freundinnen und der arme Wish mit seiner Braut, an die er nicht so ganz glauben konnte. Sie alle waren meine lieben Freunde, selbst die Familie von Prone. Allein um ihretwillen, so redete ich mir ein, müsse ich mich anstrengen. »Komm schon, Binder!«, sagte ich zu mir. Das war aber leichter gesagt als getan. Es nützte nichts, mir einzureden, ich hätte keine Magenschmerzen. Mein Charakter, so musste ich einsehen, war durch die Lügen geschwächt worden, die ich mir beim gestrigen Aufstieg selbst erzählt hatte. Sich selbst zu täuschen war unsinnig und feige. Ich musste der Wahrheit ins Auge sehen und sie frohen Mutes annehmen. Die Wahrheit annehmen hieß, das Leben anzunehmen, und das Leben selbst würde mich belohnen.
    So begann ich mit meinen Magenschmerzen und versuchte, mich glücklich mit ihnen zu fühlen. Lasst meine Magenschmerzen, so sagte ich mir selbst, meine Opfergabe an das Leben und die Freundschaft sein. Pong zuliebe würde ich sie glücklich ertragen.
    Das klang sehr schön, funktionierte aber nicht, wenn ich Pong verdächtigte, mich ausgenutzt zu haben. Um der Expedition willen musste ich an Pong glauben. Schließlich, so sagte ich mir, wird Yogistani aus dem Magen gesprochen, und so waren die Rülpser vielleicht Yogistani für »Guten Morgen«.
    Ich schlug mir also die Verdächtigungen aus dem Kopf und versuchte, Pong und die anderen, meine Magenschmerzen und alle meine Sorgen in einer einzigen Ekstase zu bündeln. »Ich will leben!«, rief ich und fiel vornüber in den Schnee.
    Ich stand wieder auf und fügte meiner Ekstase eine schmerzende Nase hinzu. Freudig leidend schleppte ich mich immer weiter und höher. Und Schritt für Schritt wurde der Aufstieg leichter! Mich durchschauerte es, als ich bemerkte, dass ich kletterte, wie ich seit Tagen nicht mehr geklettert war. Hatte ich das Geheimnis des ewigen Lebens und der unerschöpflichen Kraft entdeckt? Der Anstieg schien kaum merklich, ja es war beinahe, als ob wir auf ebenem Grund schritten.
    Ich hob den Kopf und schaute um mich. Wir schritten auf ebenem Grund!
    Ich ging ein paar Schritte und prallte gegen So Lo, der stehen geblieben war. Ich hielt an, um Atem zu schöpfen, und blickte dann nach vorn, um zu sehen, welche Hindernisse vor uns lagen.
    Zu meiner völligen Verblüffung gab es keine Hindernisse.
    Wir waren auf dem Gipfel!
    Zum zweiten Mal während der Expedition zweifelte ich an meinem Verstand. Der Rum Doodle hat eine Höhe von 40 000 ½ Fuß. Sofern weder mein Barometer noch ich selbst verrückt spielten, befanden wir uns auf 35 000 Fuß. Was war geschehen?
    Dann sah ich es. Ostwärts erhob sich ein majestätischer Berg gen Himmel, sein glitzernder Gipfel lag 5000 Fuß über mir.
    Wir hatten den falschen Berg bestiegen
.

13
Geschafft!
    I ch fühlte mich sehr klein und einsam, wie ich da zitternd im beißenden Wind auf dem Gipfel des Nord- Doodle stand. Kaum mehr als eine Meile entfernt erhob sich der majestätische Gipfel des Rum Doodle über mir, aber zwischen uns klafften die furchtbaren Abgründe der Conundra-Schlucht.
    Meine Gedanken wanderten zu jenem Abend zurück, als wir auf dem Gipfel des Rankling La gestanden hatten, die Herzen voller Hoffnung, und wir danach lechzten, den Berg herauszufordern. Alle Anstrengungen, alle Leiden, alle Pläne waren umsonst gewesen. Wir hatten das Vertrauen derjenigen, die uns auserwählt hatten, enttäuscht. Wir waren Versager und

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