Die bestellte Braut
schnell und resolut schob sie die Zweifel beiseite. Seit sie mit ihrer Mutter damals ihre Farm hatte verlassen müssen, um in Boston in kleinen Mietswohnungen und Pensionen zu wohnen, hatte sie sich nach etwas Eigenem gesehnt. Etwas, das wirklich ihr gehörte und nicht anderen Leuten. Und nun hatte sie die Gelegenheit endlich wieder ein eigenes Haus mit allem, was dazu gehörte, zu haben und da bekam sie Angst? Nein, das war doch zu dumm! Sie sollte sich freuen, dass es ihr so gut gehen würde.
Der Kutscher lenkte den Wagen einen staubigen Weg entlang, der mitnichten auf die Haustür zuführte, sondern um die Scheunen und Hütten herum.
„Bring Sie gleich hinters Haus. Die Sullivans sind um die Zeit draußen“, murmelte er in seinen verfilzten Bart.
Und schon waren sie um die Ansammlung von Gebäuden herumgefahren und die Kutsche befand sich in einem gepflegten Innenhof. Etwas schmucklos, aber gepflegt. Und groß.
Noch bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte ihr Begleiter ihr schon aus dem Zweisitzer geholfen und ließ sie in einer Staubwolke stehen, als er die Kutsche wendete und davonfuhr.
Steffiney war noch so mit der Größe des Anwesens beschäftigt, dass sie für einige Minuten nicht bemerkte, dass sie mutterseelenallein vor einem fremden Haus stand. Mit offenem Mund drehte sie sich einmal um die eigene Achse und ließ den Blick über das großzügige Holzhaus mit seinem Balkon und der Terrasse gleiten. Die Scheunentore standen offen und durch sie konnte man einen Blick auf das im Zwielicht liegende Innere werfen, wo einzelne Sonnenstrahlen das dunkle Innere etwas aufhellten. Weiter wanderte ihr Blick über die freie Fläche zu den Bergen. Und davor, in einiger Entfernung, erspähte die junge Frau ihr etwas völlig Unbekanntes.
In einer seltsamen kleinen Umzäunung bockte, sprang und buckelte ein wunderschönes schwarzes Pferd. Und auf dessen Rücken saß, sich nur mit einer Hand festhaltend, ein Mann. Wie er sich dort oben hielt, war ihr völlig schleierhaft, aber dafür umso beeindruckender.
Fasziniert ging sie einige Schritte auf das seltsame Spektakel und auf die Männer zu, die um die Einzäunung herum standen. Ob sie alle zur Ranch gehörten?
Die vermutlichen Cowboys waren ausnahmslos schlank und wirkten kräftig. Sie trugen Hosen aus dunklem, derbem Stoff und schlichte Arbeitshemden. Und natürlich fehlte bei keinem der obligatorische flache Filzhut, den sie auch in der Stadt schon so oft gesehen hatte.
Im Fell des schwarzen Hengstes spiegelte sich die Sonne und noch einige Augenblicke länger rangen Reiter und Pferd um die Vorherrschaft, bis ein besonders harter Bocksprung den Mann im hohen Bogen durch die Luft wirbelte.
Es gab ein hohles Geräusch und eine immense Staubwolke, als der arme Kerl auf dem Boden aufschlug. Lauter war jedoch Miss O'Brians erschreckter Aufschrei, als der Fremde im Staub landete. Was ihr jetzt immerhin die volle Aufmerksamkeit der Männer sicherte, die sie bis eben wohl noch nicht bemerkt hatten.
Sie hatte nicht im Mindesten mit so etwas gerechnet und für ihr unerfahrenes Auge sah es mehr als lebensgefährlich aus, als der Cowboy unsanft auf der Erde landete. Instinktiv war sie einen Schritt zurückgewichen, doch ihr Schreck währte nicht lange. Fast im selben Augenblick rappelte sich der Mann auf, sammelte seinen Hut von der Erde und wandte seinen Kopf in die Richtung, in die auch alle anderen starrten. Bis seine Augen schließlich an einer kleinen Frau mit kastanienbraunen Haaren in einem dunkelgrünen Reisekleid hängen blieben.
Steffiney wurde sich mit einem Mal ihrer seltsamen Situation bewusst und lief unter den Blicken all der fremden Männer tiefrot an. Sie wirkten düster und nicht im Geringsten hilfsbereit, betrachteten sie mit einem abschätzenden Blick und wandten sich schließlich ab. Lediglich ein junger Bursche mit fast noch kindlichen Gesichtszügen, der rittlings auf der Umzäunung saß, schaute sie weiter unverwandt an und grinste beinahe etwas unverschämt.
Verunsichert sah sich Miss O'Brian nun nach allen Seiten um, sodass ihr entging wie der Cowboy die Umzäunung des Corrals überkletterte und auf sie zukam. Erst als er sie fast erreicht hatte, bemerkte sie ihn. Mit den Händen beschattete Steffiney ihre Augen, um etwas besser zu sehen. Ihr Blick arbeitete sich langsam von den schwarzen Stiefeln zu den langen Beinen empor, die in dunklen Hosen steckten. Und weiter über ein blaues Hemd zu einem äußerst kräftigen Kinn mit einem leichten
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