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Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime

Titel: Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sie?»
    «Es ist eine ziemlich gewöhnliche Person, und sie drückt sich reichlich derb aus. Sie behauptet, etwas zu wissen, das dem Angeklagten helfen würde.»
    Sir Wilfrid seufzte. «Höchst unwahrscheinlich. Aber wir müssen leider nach jedem Strohhalm greifen. Bringen Sie sie also herein.»
    Die Frau, die Carter kurz darauf ins Zimmer führte, war ungefähr fünfunddreißig Jahre alt. Sie war billig und auffallend gekleidet und stark geschminkt. Blonde Haarsträhnen verdeckten eine Seite ihres Gesichts. Ihre Hände zuckten verräterisch. Sobald Carter den Raum verlassen hatte, blickte sie scharf von einem zum anderen. «Was? Zweie? Ich rede nicht mit zweien.»
    Sie wandte sich wieder zum Gehen. Aber Sir Wilfrid klärte sie flink auf: «Dies ist Mr. Mayhew, Leonard Voles Anwalt, und ich bin Sir Wilfrid Robarts, sein Verteidiger.»
    Die Frau blickte ihn prüfend an: «Ach ja, richtig, mein Schatz. Habe euch ohne Perücken nicht erkannt. Zum Anbeißen seht ihr alle darin aus. Ihr steckt wohl ein bißchen die Köpfe zusammen, wie? Na, vielleicht kann ich euch helfen, wenn für mich was dabei herausspringt.»
    «Wissen Sie, Miss – hm -»

    «Aber mein Teuerster, Namen sind doch ganz überflüssig. Ich könnte euch ja einen nennen, aber es wäre wahrscheinlich nicht der richtige.» Sie ging zu einem Sessel und ließ sich darin nieder.
    «Wie Sie wollen», erwiderte Sir Wilfrid. «Sie sind sich aber gewiß klar darüber, daß es Ihre Pflicht ist, als Zeugin aufzutreten, wenn Sie etwas wissen, ja?»
    «Ach, hören Sie auf damit. Ich hab' doch nicht gesagt, daß ich was weiß. Ich habe was. Das ist ein ganz anderer Vers.»
    «Was haben Sie denn in Ihrem Besitz, Madam?» fragte Mr. Mayhew.
    «Nicht so hastig! Ich war heute in der Verhandlung und habe die Aussage dieser – dieser Person gehört. Und so arrogant, wie die war! Das ist ńe Giftnudel. Eine richtige Jesabel!»
    «Ganz recht», stimmte Sir Wilfrid zu. «Aber wie wäre es, wenn wir zur Sache kämen?»
    Ihr Gesicht nahm einen verschlagenen Ausdruck an. «Ja, aber wie schneide ich dabei ab? Was ich hier habe, ist wertvoll. Sagen wir mal, hundert Pfund.»
    Hier legte sich Mr. Mayhew ins Mittel: «Ich fürchte, so hoch können wir uns nicht versteigen.
    Aber wenn Sie uns vielleicht Näheres über dieses geheimnisvolle Angebot verraten würden...»
    «Ich verstehe schon. Ihr wollt natürlich keine Katze im Sack kaufen. Aber ihr könnt ganz beruhigt sein. Ich habe schon das richtige ‹Material›.» Sie öffnete ihre schäbige Handtasche und zog ein Bündel Briefe hervor. «Hier ist es. Briefe.»
    «Briefe», fragte Sir Wilfrid, «die Romaine Vole dem Angeklagten geschrieben hat?»
    «Dem Angeklagten? Daß ich nicht lache. Den armseligen Schlucker hat sie ja richtig an der Nase herumgeführt.» Sie kniff ein Auge zu. «Ich habe was zu verkaufrn, mein Lieber, vergessen Sie das nicht»
    Mr. Mayhew schaltete sich diplomatisch ein: «Wenn wir einen Blick in die Briefe tun dürften, könnten wir Ihnen sagen, wieviel sie uns wert sind.»
    «Aalglatt, was? Aber wie gesagt, ihr sollt sie nicht unbesehen kaufen. Doch was dem einen recht ist, ist dem anderen billig. Wenn ihr den Jungen durch diese Briefe freikriegt und das ausländische Weibsbild dahin bringt, wo sie hingehört, dann heißt es hundert Pfund für mich herausrücken. Gemacht?»
    Mr. Mayhew nahm zehn Pfund aus seiner Brieftasche. «Wenn diese Briefe der Verteidigung von Nutzen sind, bin ich bereit, Ihnen zehn Pfund für Ihre Auslagen anzubieten.»
    Die Frau kreischte förmlich los: «Was? Zehn lumpige Pfund für solche Briefe! Kommt überhaupt nicht in Frage.»
    Sir Wilfrid ging zu Mayhew hinüber und nahm ihm die Brieftasche und das Geld aus der Hand. Dann wandte er sich wieder der Frau zu. «Wenn ein Brief darunter ist, der dazu beiträgt, die Unschuld meines Klienten zu beweisen, dann wären Ihre Unkosten mit zwanzig Pfund wohl nicht schlecht bezahlt.»
    Mit diesen Worten entnahm er derBrieftasche weitere zehn Pfund und reichte sie seinem Freunde leer wieder zurück
    «Fünfzig Pfund», erklärte die Frau, «und die Sache ist gemacht.»
    «Zwanzig Pfund und nicht einen Penny mehr.»
    Als er das Geld auf denTisch zählte, leckte sich die Frau die Lippen. Es war mehr, als sie erhofft hatte.
    «Na, meinetwegen, ihr Gauner. Da habt ihr sie. Ein ziemlicher Packen. Der oberste wird den Kram schon schmeißen.»
    Sie legte die Briefe auf den Tisch und wollte gerade das Geld einstecken. Aber Sir Wilfrid kam ihr

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