Die besten Crime-Stories.: Meistererzählungen der Queen of Crime
etwas zu glauben. Aber so war es. Es war vielleicht etwas kindisch. Aber ich hatte Spaß daran.»
Er machte auf einmal einen pathetischen Eindruck, als er hinzusetzte: «Ich habe dabei bestimmt nicht an Mord oder Erbschaft gedacht.»
«Dann war es also nur ein bemerkenswerter Zufall, daß Miss French wenige Tage später ermordet wurde und Ihnen ihr ganzes Vermögen hinterließ?»
«Ich versichere Ihnen nochmals, ich habe sie nicht getötet»
«Wie Sie hörten, sagte Mrs. Heilger aus, daß Sie nicht um fünfundzwanzig Minuten nach neun, sondern um zehn Minuten nach zehn nach Hause gekommen sind,...»
«Das ist nicht wahr!» rief der Angeklagte.
«... daß Ihr Anzug Blutflecke aufwies und daß Sie ihr gegenüber unumwunden zugegeben haben, Sie hätten Miss French umgebracht.»
Der Angeklagte schluckte krampfhaft und beteuerte dann wieder: «Es ist nicht wahr. Ich versichere es Ihnen. Kein Wort davon ist wahr!»
«Können Sie mir einen Grund nennen, warum diese junge Dame, die doch als Ihre Frau galt, eine derartig belastende Aussage gegen Sie gemacht haben sollte, wenn die Geschichte nicht wahr wäre?»
«Nein, das kann ich eben nicht. Das ist ja gerade das Furchtbare. Sie muß unter dem seelischen Druck verrückt geworden sein.»
«So? Auf mich machte sie einen außerordentlich klaren und beherrschten Eindruck. Ist Wahnsinn der einzige Grund, den Sie angeben können?»
Der Angeklagte rang die Hände. «Ich verstehe es einfach nicht. Mein Gott, was ist bloß passiert? Was ist in sie gefahren?»
«Sehr wirkungsvoll – diese Szene, Mr. Vole. Aber vor Gericht haben wir es nur mit Tatsachen zu tun. Wir haben lediglich Ihr Wort dafür, daß Sie um fünfundzwanzig Minuten nach neun zu Hause angelangt und nicht wieder fortgegangen sind.»
Der Angeklagte blickte wild umher. «Es muß mich doch jemand gesehen haben – auf der Straße oder als ich ins Haus ging.»
«Das sollte man eigentlich annehmen. Aber die einzige Person, die Sie an jenem Abend kommen sah, behauptete, es sei zehn Minuten nach zehn gewesen. Auch behauptet diese Person, daß Ihr Anzug Blutspuren aufgewiesen habe.»
«Ich hatte mich geschnitten.»
«Sehr einfach, sich eine Verletzung beizubringen für den Fall, daß später Fragen gestellt werden sollten.»
Hier brach der Angeklagte zusammen und schrie hysterisch in den Saal: «Sie verdrehen aber auch alles – alles, was ich sage. Sie stellen mich ganz anders hin, als ich in Wirklichkeit bin.»
«Sie haben sich den Schnitt absichtlich beigebracht.»
«Das habe ich nicht getan.»
«Sie sind um zehn Minuten nach zehn nach Hause gekommen.» Wie Hammerschläge prasselten die Anschuldigungen auf den Angeklagten herab.
«Das stimmt nicht. Sie müssen es mir glauben. Sie müssen es mir glauben!»
«Sie haben Emily French ermordet»
«Nein, nein, ich habe es nicht getan. Ich habe sie nicht umgebracht. Ich habe noch nie einen Menschen getötet. O Gott! Es ist wie ein Alpdruck – wie ein böser, schrecklicher Traum!»
Einem Nervenzusammenbruch nahe, wurde der Angeklagte abgeführt, und damit war der erste Verhandlungstag zu Ende.
Sir Wilfrid und Mr. Mayhew kehrten zu Fuß in Sir Wilfrids Büro zurück.
«Verdammter Nebel!» knurrte Sir Wilfrid, als er die Fenstervorhänge zuzog. «Da kommt man nun aus einem dumpfen Gerichtssaal und will ein bißchen frische Luft schnappen. Und was findet man – Nebel!»
«Aber der draußen ist nicht so dicht wie der, in den wir durch Mrs. Heilgers Schrullen geraten sind», erwiderte Mr. Mayhew. Sir Wilfrid pflichtete ihm aufrichtig bei. «Diese verflixte Frau! Vom ersten Moment an, als sie mir unter die Augen kam, habe ich Unheil gewittert. Ein durch und durch rachsüchtiges Weibsbild und viel zu gerissen für den einfältigen jungen Tropf auf der Anklagebank. Aber was führt sie im Schilde? Was will sie erreichen?»
«Daß Leonard Vole verurteilt wird, wie mir scheint.»
«Undankbare Kreaturen, die Frauen. Aber warum so gehässig? Wenn sie seiner überdrüssig war, brauchte sie ja nur das Feld zu räumen. Finanziell konnte er ihr sowieso nichts bieten.»
Greta erschien mit einem Tablett und stellte vor jeden eine Tasse hin. «Ich habe Ihnen Ihren Tee gebracht, Sir Wilfrid.»
«Tee? Wir brauchen ein stärkeres Getränk»
«Ohne Ihren Tee können Sie ja gar nicht leben, Sir. Wie ist es denn heute gegangen?»
«Schlecht.»
«O nein, hoffentlich nicht; denn er hat's bestimmt nicht getan.»
«Immer noch derselben Ansicht?» Er blickte sie
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