Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)
echt aufpassen. Wenn die sich gestört fühlen, dann greifen die sogar Menschen an.«
»Wobei gestört?«
»Wenn die Angst um ihr Nest haben zum Beispiel. Die picken den Menschen in die Augen.«
»Du übertreibst!«
»Gar nicht! Kannst ja deinen Vater fragen. Die sehen ihre Beute oder eine Gefahr auf hundert Meter Entfernung.«
Ich werde meinen Dad fragen. Das kann ich nicht glauben, dass so ein kleiner Waldkauz sich traut, Menschen anzugreifen.
»Das sah gut aus eben. Meinst du wirklich, ich kann das auch lernen?«
»Klar. Morgen üben wir weiter und dann heimlich in der Woche, und ich verspreche dir, bis zur Prüfung kannst du das.«
Ben strahlt. »Ich mag dich, Fritz.«
»Ich dich auch!«, sag ich sehr leise, und diesmal werde ich feuerrot.
Ich gucke auf meine Plastikkinderuhr und erschrecke gewaltig: Wir haben wohl im Babybecken rumgetrödelt. Mehr als eine Stunde ist vergangen, und wir müssen dringend zurück. Schließlich sollte ich besser meine dicken Haare trocken föhnen, bevor meine Eltern kommen.
Hose an, T-Shirt an, über die Wiese, durch den Zaun, durch den Wald, über den schmalenWeg, und dann stehen wir vor unserem Hauseingang. Nächstes Mal nehme ich eine Taschenlampe mit. Der Rückweg durch den Wald war echt dunkel, und wer weiß, ob die Geschichte mit dem Kauz doch stimmt.
Als meine Eltern kurze Zeit später die Wohnungstür aufschließen, sitzen Ben und ich gemütlich mit Limonade auf dem Sofa und gucken Harry Potter I. Natürlich habe ich den Film vorgespult, denn sonst hätten sie ja gemerkt, dass wir erst zehn Minuten gesehen haben.
Ben und ich hatten uns für dieses erste Mal Übernachten richtig tolle Heimlichkeiten vorgenommen: Kekse und Schokolade essen, Malefizspielen, einen Comic lesen, Bens Buch über Tiere anschauen, die Playmobilmännchen mit dem Spiderfahrzeug auf die Raumstation schicken, Bilder malen, uns verkleiden, eine Kissenschlacht ohne Lärm machen, den Mond mit meinem Geburtstagsfernglas beobachten, meine Fußballbilder anschauen und noch viel mehr.
Das wollten wir alles nach dem Zubettgehen machen.
Aber plötzlich sind wir sehr, sehr müde. Der Ausflug ins Schwimmbad war anstrengend. Undwährend meine Eltern in der Küche über den Kinofilm sprechen, sind wir einfach auf dem Sofa eingeschlafen.
»Wie zwei Kätzchen«, ruft meine Mutter, als sie uns findet. Wir schaffen es gerade noch ins Bett, um sofort weiterzuschlafen.
Keiner von uns denkt an die Kekse unterm Bett oder an die Kissenschlacht.
Am nächsten Morgen sprühen meine Eltern vor lauter Ideen, was sie alles unternehmen wollen. Wir einigen uns auf eine Fahrradtour am Rhein ufer entlang, mit Picknick auf einer Wiese.
Leider kommen die beiden am Abend nicht noch mal auf den Gedanken wegzugehen, stattdessen wollen sie unbedingt mit uns Monopoly spielen.
»Wir müssen das mit dem Waldbad verschieben«, flüstere ich.
»Macht nichts!«, antwortet Ben. »Ich spiele gern Monopoly.«
»Aber du willst doch schwimmen lernen«, sage ich.
»Ja, aber im Wald, das war mir unheimlich!«
»Dann musst du noch mal in die Wanne!«, stelle ich fest, und Ben kneift die Lippen aufeinander.
Meine Mutter hat ihre Zimmertür geschlossen und probiert gerade ihren neuesten Song. Sie singt. Ich klopfe. Sie singt weiter. Ich klopfe lauter. Nach einer Ewigkeit ruft sie: »Ja?«, und öffnet die Tür.
»Mama, können wir baden?«, frage ich.
»Once again?«, wundert sie sich. »Can you run the bath on your own?«
»Klar!«
»Okay! Aber bitte, Fritz, don’t mix up the bathroom with a swimmingpool!«
»Nein!«, rufe ich zurück und denke: Oh, Mama, wenn du wüsstest!
Es ist gut, dass sie nicht sehen kann, dass ich gar nicht ins Wasser gehe, sondern diesmal die Wanne ganz allein Ben überlasse.
Wir ziehen die Badezimmertür nur zu. Abschließen, das traue ich mich nicht.
Ich lasse Wasser einlaufen.
Als die Wanne ungefähr zwanzig Zentimeter voll ist, ruft Ben: »Es reicht!«
»Hä?«, frage ich.
»Mehr brauche ich nicht!«
Ich drehe den Hahn zu. »Dann lassen wir nachher noch was reinlaufen!«
Ben, in Badehose, steigt ins Wasser, und währendich mal kurz mein Gewicht auf der Waage prüfe, passiert das Unglaubliche: Ben legt sich in der Badewanne auf den Bauch. Mit den Händen stützt er sich auf dem Wannenboden ab. Seinen Kopf hält er weit in den Nacken und reckt das Kinn steif nach oben.
»Wie ist es?«, frage ich ihn.
»Cool!«, antwortet er und japst ein bisschen nach Luft.
»Mach mal
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