Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)
antworte ich.
»Aber nicht zu viel, ihr wisst, der Ben darf sich nicht so anstrengen!«
»Jajajaja! Das wissen wir sehr gut, Mama!«, sage ich. »Daran erinnert uns Silke jedes Mal.«
»Und ihr nehmt eine Wasser mit, das ist auch wichtig!«
Alle Mütter sind gleich, denke ich.
Eigentlich stimmt das nicht. Meine Mutter ist normalerweise überhaupt nicht so. Ich glaube, mit Angst ist es wie mit Schnupfen: Bens Eltern haben Mum angesteckt.
Solange sie nur Angst um Ben hat, ist mir das egal. Hauptsache, sie lässt mich in Ruhe. So wie früher.
Zwei Wasserflaschen, zwei Äpfel – »wegen die Vitamine«, sagt Mama –, und wir gehen runter auf die Straße. Die Garageneinfahrt der Nachbarn wird unser Tor.
Ben muss am Anfang erst mal ein Gefühl für den Ball bekommen, aber nach kurzer Zeit gelingen ihm schon ein paar fast mittelgute Schüsse. Abwechselnd stehen wir vor der Garage. Ben mit seinen dünnen Armen sieht mit meinen Torwarthandschuhenaus wie ein Streichholzmännchen. Die Handschuhe nützen nichts. Er hält keinen Schuss. In kurzen Abständen ballere ich den Ball gegen das Eisentor.
»Tor!« – »Tor!« – »Tor!«
»Kann es sein, dass ich verliere?«, fragt Ben.
»Nö, du hast noch eine Chance. Es steht doch erst sieben zu null.« Ich grinse.
»Na toll!«, sagt Ben und gibt mir gerade die Handschuhe, als meine Mutter auf dem Balkon auftaucht.
»Denkt ihr boys an die Wasser?«, ruft sie über die Straße.
»Ja!«, sagen wir gleichzeitig und gehen mal schnell zu unseren Flaschen, weil wir es natürlich vergessen haben.
So vergeht der Nachmittag, und ich gewinne 25 zu 2. Armer Ben!
Als wir die Treppe hochsteigen, beide verschwitzt von der Rennerei, sagt mein Freund: »Findest du auch, dass ich viel gelernt habe? Es klappt schon richtig gut mit dem Fußball.«
Was soll ich da antworten? Ben spielt wirklich sauschlecht. Ich war jedes Mal erstaunt, wenn er mit dem Fuß den Ball erwischt hat. Aber die Schüsse hatten keine Kraft, und einmal hat er sogar auf den Fußball draufgetreten.
Was hat daran jetzt gut geklappt, frage ich mich, aber ich will ihn nicht entmutigen.
»Für jemanden, der sonst nur Bücher liest, warst du echt gut«, antworte ich. Ich glaube, er spürt, dass ich seine Begeisterung nicht richtig teile.
Meine Mutter hat meistens gute Laune, aber heute strahlt sie und singt und lacht über alles und redet und verschwindet überhaupt nicht in ihrem Zimmer, und wenn jemand anruft, sagt sie: »Sorry, wir haben eine guest, ich hab keine Zeit!« Liegt das an Ben? Es macht mich fast ein bisschen nervös.
Wir sind keine fünf Minuten in der Wohnung, da kommt mir die genialste Idee überhaupt: Wir könnten doch die erste Nassübung in unserer Badewanne machen. Am Anfang wird meine Mum sicher das Wasser kontrollieren wollen, aber später lässt sie uns bestimmt in Ruhe, weil ihr das sicher peinlich ist, Ben nackt zu sehen.
»Ben«, flüstere ich ihm zu, »bist du bereit für die zweite Übung?«
Er nickt.
»Bist du auch dazu bereit, wenn es eine Nassübung ist?«
»Willst du jetzt schon ins Schwimmbad?«, flüstert er entsetzt zurück.
»Nein«, ich grinse, »in die Wanne.«
»O nein!«, ruft er aus.
»Komm, Ben, du musst doch im Schwimmbad auch ins Wasser.«
»Und deine Mutter?«
»Die überzeuge ich schon!«
»Aber wenn die reinkommt?«
»Na und?«
»Ich bade nur in Badehose«, sagt Ben.
»Okay!«, antworte ich.
»Mama?«, der Ruf schallt durch den Flur ins Wohnzimmer, wo meine Mutter gerade nachdenklichvor ihrer Plattensammlung steht. »Wir wollen baden!«
»Oh, yeah«, antwortet sie, »okay, fine.«
Ich sehe, dass sie mit ihren Gedanken ganz woanders ist.
»Ich lasse euch Wasser ein«, sagt sie. »Ich habe noch Schallplatten von T-Rex mit Autogramm!«
Ich habe keine Ahnung, von wem sie redet. T-Rex ist ein Dinosaurier, dachte ich bis gerade eben.
Kurze Zeit später riecht die ganze Wohnung nach Vanille und Rosen und duftendem Schaumbad, und meine Mutter ruft uns ins Badezimmer.
»Guten Swim!«, sagt sie und zieht die Tür zu.
Ben fällt vor Schreck die Badehose aus der Hand.
»Sie weiß nichts«, flüstere ich, »sie sagt das nur so. Aus Quatsch!«
Ich bin längst ausgezogen und stehe schon mit einem Bein im Wasser.
»Es ist nicht zu heiß. Komm!«
Ben zögert. Ben wartet. Ben fängt ganz langsam an, sich auszuziehen. Ben schiebt die Socken von links nach rechts. Ben zwirbelt am Bund seiner Unterhose.
Nach einer Ewigkeit steht er in
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