Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)
immer Angst, dass er eine Bronchitis bekommt.« Silke stellt die Tasse auf den Tisch.
Ben verdreht die Augen und legt die rechte Hand auf seinen Brustkorb. Er spielt Husten.
»Durchzug ist auch ganz schlecht«, fährt Silke fort, dann nippt sie wieder am Tee.
Ben nippt am Lufttee und bewegt den Kopf von links nach rechts, als flöge ein Durchzug vorbei.
»Und ihr wollt ja sicherlich nicht ins Schwimmbad gehen wie alle anderen Verrückten an einem heißen Wochenende. Du weißt ja, dass Ben nicht schwimmen kann. Und vor allem nicht schwimmen darf.«
Wir vergessen unsere Pantomime und gucken um die Ecke.
Silke schaut Ruby mit großen Augen an und wartet auf eine Antwort. Meine Mum starrt in den Pfefferminztee und denkt an irgendwas, dann nickt sie ganz eilig.
»Nein! Ich meine, ja, ich weiß, dass er nicht schwimmt. No problem. Wir machen andere Sachen, mit die Rad, oder wir gehen in die Zoo!«
Wir schleichen auf Zehenspitzen zurück in mein Zimmer und grölen wie zwei wild gewordene Indianer auf Kriegspfad. Es macht uns so irrsinnig viel Spaß, ein Geheimnis zu haben.
»Zum Glück ist morgen schon Freitag«, sagt Ben.
»Noch einmal schlafen!«, strahle ich.
Am nächsten Tag rasen Ben und ich nach dem letzten Klingeln als Erste aus dem Froschklassenraum. Für den Heimweg haben wir mit uns selbst eine Wette abgeschlossen. Eine schwierige Wette. Man muss eine Wette so schwer wie möglich machen, sonst gilt sie nicht richtig. Wir haben gesagt, wenn wir einen Lkw, zwei Fahrradfahrer, drei rote Autos und vier Hunde sehen, dann geschieht das Unfassbarwunderbare, und meine Eltern gehen wieder ins Kino.
Gerade als wir auf den Bürgersteig abbiegen,braust ein Kühltransporter an uns vorbei, bemalt mit Tausenden von grünen Erbsen und orangefarbenen Minimöhren. Das war schon mal Glück, denn so viele Lkw fahren hier nicht rum. Es folgt Fahrrad Nummer eins, dann ein rotes Auto, und an der Ampel stehen noch zwei rote Autos. Wir gehen extralangsam. Die Ampel schlägt um auf Grün, und unsere Ampelmännchen blinken rot.
Während wir warten, kommt eine Oma mit einem Dackel aus dem Hauseingang gegenüber. Wir grinsen uns an.
Bei Grün überqueren wir die Straße. An der nächsten Ecke beginnt schon unsere Siedlung. Wir brauchen noch mehr Hunde und ein Rad. Das wird knapp.
Vor dem Eckkiosk an unserer Straße steht ein Mann mit zwei Möpsen. Er kauft Bier und Zeitungen. Die Möpse gucken zu uns hoch, dabei müssen sie ihre kugelrunden Köpfe weit in ihre speckigen Nacken legen. Wir gucken runter.
Wie hässlich ihr seid, denke ich, und strecke den beiden die Zunge raus. Mops eins fängt sofort an zu bellen, und Mops zwei stimmt ein. Ich ziehe Ben weiter.
Wir setzen zwei Schritte auf jede Bodenplatte. Von Weitem sehen wir bestimmt aus wie Opas beim Spaziergang. Jede Schnecke ist schneller.
Hinter uns klingelt ein Fahrrad. Nike bremst genau an unseren Sandalenhaken.
»Hallo, Bruderherz, hallo, Fritz, habt ihr schon Pläne für das Wochenende?«
»Logo!«, sagen wir beide gleichzeitig.
»Und? Was macht ihr?«, will sie neugierig wissen.
»Och, wir gehen wohl mit meinen Eltern in den Zoo!«
»Bei dem schönen Wetter? In den stinkenden Zoo?«, sagt Nike. »Ihr Armen!«
Wir nicken.
»Und du?«, frage ich. »Bist du ganz alleine?«
Nike grinst. »Alleine? Nö! Galip kommt. Wir gucken DVDs und machen Köfte und so … Aber nichts Silke sagen!«, schiebt sie noch schnell hinterher. »Die weiß das nicht. Die denkt, ich schlaf bei Lili!«
Wir grinsen.
»Geht schon klar!«, antwortet Ben.
»Was ist Köfte?«, frage ich.
»Köfte sind türkische Hackbällchen«, sagt Nike. »Und warum sagst du dann nicht Frikadellen?«, frage ich nach.
»Weil es eben Köfte sind. Weil Galip sie macht, und die schmecken einfach anders. Irgendwie besser.«
»Türkischer bestimmt«, sagt Ben und lacht.
»Tschüss, kleiner Bruder. Tschüss, Freund vom kleinen Bruder!«, ruft Nike und verschwindet die Straße hinunter.
»Wir könnten die auch mal einen Abend lang beobachten!«, sage ich.
Ben hebt etwas vom Boden auf. Ein Fünfzigcentstück. Er hält es hoch und sagt: »Dafür kaufen wir morgen süße Sachen!«
»Wir brauchen noch einen Hund!«, stelle ich fest.
Ben schaut mich etwas verwirrt an: »Wozu?«
»Unsere Wette! Jetzt sind wir gleich am Haus. Sollen wir noch einmal die Straße rauf und runter?«
»Nee, mir ist zu heiß!«, antwortet Ben.
Gerade als ich geknickt den Schlüssel ins Schloss stecke, öffnet sich die
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