Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)
gleich ins Würfelzimmer und bauen mit der Raumstation. Ben liebt Planeten.
»Fliegen wir heute zum Mars!«, sagt er.
»Was gibt es da?«, will ich wissen.
»Das siehst du, wenn wir landen!«
Die Raumschiffe müssen eine lange Reise zurücklegen. Sie fliegen über meinen orangeroten Teppich, durch das Wohnzimmer, vorbei an Stinkeblumen, über den Fernseher hinweg und entlang der Sofakante, durch die Küche über schwarze Herdplatten und gelangen endlich in die Nähe ihres Ziels. Der Planet Mars ist das zusammengeknuddelte Bettzeug meiner Eltern. Gerade als wir zum Landeanflug bereit sind, öffnet sich die Wohnungstür. Meine Eltern kommen mit bester Laune nach Hause. Die gute Laune erkenne ich an Mamas Gekicher. Sie hat bestimmt ein oder zwei oder drei Gläser Sekt getrunken,denn dann kichert sie immer in dieser bestimmten Weise. Bei Pfefferminztee macht sie das nie.
Leider müssen wir den Landeanflug abbrechen und ins Bett.
Als meine Mum die Tür zugezogen hat, flüstert Ben: »He, Fritz, heute im Schwimmbad war es super.«
»Du hättest ertrinken können!«, sage ich.
»Ja, ich weiß. Aber es ist toll, dass Güneş mich gerettet hat.«
»Aber sie hat dich doch auch ins Wasser geworfen!«
»Aus Versehen, weil sie mich vor Freude ablecken wollte. Aber es ist so toll, dass sie hinter mir hergesprungen ist, obwohl sie Wasser blöder findet als alles andere auf der Welt.«
»Ist das so?«
»Sie ist hundertprozent wasserscheu! Mehr als ich.«
»Und jetzt kannst du schwimmen, Ben.«
»Galip und du und Güneş, ihr seid die besten …« Bens letzte Worte werden immer leiser, und jetzt ist er mitten im Satz eingeschlafen.
Mist, ich wollte ihn doch noch fragen, was Galip ihm ins Ohr geflüstert hat.
Schwimmbadgedichte
Die Woche, nachdem Ben bei mir geschlafen hat, geht ganz schnell vorbei. Jetzt sind es nur noch zwei Wochen bis zum Schwimmwettbewerb und bis zur Seepferdchen-Prüfung.
Heute ist wieder Freitag. Ben hat mir verraten, dass er im Schwimmbad Gedichte schreibt. Jede Woche eins.
Über das Wasser, über die Sonne, über nackte Beine, über Badekappen.
Leute in Badekappen sehen immer aus wie Außerirdische. Außerdem fühlen sich Badekappen echt schrecklich an, weil sie sich an den Kopf ansaugen, und die Gedanken können nicht mehr umherschwirren. Die sind gefangen wie ein Vogel im Käfig. Ich glaube, wenn man eine Badekappe trägt, kann man nichts anderes mehr machen als Bahnen rauf- und Bahnen runterschwimmen.
Das Badekappen-Gedicht hat Ben mir vorgelesen.
Die Badekappe ist kein Hut. Sie schützt vor Wasser, nicht vor Flut.
Es gibt sie rot und grün und blau. Und meistens trägt sie eine Frau.
Die Badekappe ist echt gut, doch wer sie trägt, der braucht viel Mut.
Ich finde, dass Ben ein großer Dichter werden könnte.
Auf dem Weg zum Schwimmbad reden wir über den Pokal.
»Du musst den Pokal gewinnen!«, sagt Ben. »Du bist der beste Schwimmer!«
Ich fühle mich ein bisschen stolz, als er das sagt, und antworte: »Ja, aber Ali ist schneller als ich. Du weißt, er ist immer mit den Fährschiffen um die Wette gekrault.«
Wir grinsen.
»Na, dann streng dich halt an«, sagt Ben.
»Und du?«, frage ich ihn. »Schaffst du das Seepferdchen?«
»Logo! Wenn es losgeht, stelle ich mich neben Lina. Und wenn sie ins Wasser springt, springe ich mit.«
»Gute Idee!«
»Finde ich auch!«
»Und worüber machst du heute dein Gedicht?«
Ben überlegt. »Vielleicht über Busen!«
Ich werde knallrot.
»Du bist rot!«, sagt Ben und fügt hinzu: »Ich meine die Busen von den dicken Omas!«
Ich denke an Omabusen und Meerbusen und stelle fest, dass Busen ein Teekesselchen ist. Und plötzlich muss ich an Zara denke, obwohl die Mädchen in unserer Klasse noch gar keine Busen haben.
Busen, sagt mein Vater, wachsen erst nach der Grundschule.
Hoffentlich geht Zara mit mir zusammen auf ein Gymnasium. Das wünsche ich mir.
»Gibst du die Gedichte Frau Specht?«, frage ich meinen Freund.
»Wenn sie es unbedingt will!«
Das ist eine typische Ben-Antwort. Es ist ihm völlig egal.
An diesem Freitag im Hallenbad sind wir alle aufgeregt. Außer Ben. Er sitzt auf der Bank und schaut auf die Omas mit den bunten Plastikschlangen, die sie unter ihre Arme quetschen, damit sie nicht untergehen. Ich gucke auch zu den Omas rüber. Sie machen Übungen. Ihre Busenragen wirklich hoch aus dem Wasser. Das ist mir vorher nie aufgefallen. Ich bin gespannt auf Bens Gedicht.
Alle sollen heute
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