Die besten Freunde der Welt: Fritz und Ben (German Edition)
Schlittschuh laufen. Es war Februar und gerade Karneval, deshalb trugen alle Marsmännchen bunte Kostüme und lustige Helme. Sie sahen komisch aus.
Aber wir haben auch ernst gesprochen. Mein Vater hat mir erklärt, dass der Mars mit rotem Staub bedeckt ist und dass man viele Jahrzehnte geglaubt hat, dass dort Wesen leben. Aber kein Forscher konnte das beweisen.
Auf jeden Fall habe ich kapiert, dass da oben bestimmte Dinge anders ablaufen. Wenn man auf der Erde schreit, kann das jeder ungefähr 1,2 Kilometer weit hören. Auf dem Mars reicht ein Schrei nur 16 Meter weit. Keiner darf mich jetzt fragen, warum. Es hat etwas mit der Luft zu tun und war kompliziert. Wenn diese Marswesen mal sauer aufeinander sind und streiten, dann muss einer nur ungefähr 17 Meter weitergehen und schon hört er das Gebrülle von dem Ärgerlichen nicht mehr. Das finde ich wirklich praktisch.
Vielleicht entdecken die Russen oder Amerikaner mit ihren Raumschiffen irgendjemanden da oben. Würmer mit Riesenohren oder sprechende Schildkröten. Die würden bestimmt eine Sprache sprechen, die wir nicht verstehen. So ähnlich wie Türkisch oder Chinesisch.
Wenn Galip mit seiner
Anne
redet, dann fährt mein Kopf Karussell. Ich höre nur Üs und Ös und Ens.
Anne
ist übrigens kein Vorname, sondern heißt Mutter. Ein türkischer Junge würde nie seine Mutter mit ihrem Vornamen ansprechen.
Ben würde das bei seiner Mutter Silke auch nicht tun. Nur ich sage manchmal Ruby zu meiner Mum. Wenn ich sauer auf sie bin. Also fast nie.
Seit drei Wochen strahlt die Sonne vom Himmel, und es fällt kein Tropfen Regen. Man könnte jeden Tag ins Freibad gehen. Wenn man Zeit hätte.
Leider fehlen immer ein paar Grad für Hitzefrei, und so bleibt alles wie immer, außer dass Frau Specht netterweise keine Hausaufgaben aufgibt.
Der Wettbewerbs-Freitag nähert sich zuerst mit Babyschritten, und plötzlich geht es ganz schnell. Ich bin genauso nervös wie Ben und werde von Tag zu Tag nervöser. Natürlich möchte ich den Pokal gewinnen. Und ich habe gute Chancen. Schließlich war Ali Zweiter.
Plötzlich ist schon Donnerstag, und wir müssen noch alles planen.
Eigentlich muss ich zu Oma und Opa, weil meine Mutter Englisch unterrichtet. Ich sage meiner Mum aber, dass ich unbedingt ein Bild malen muss. Ben sagt seiner Mutter, dass er mir beim Rechnen hilft. So treffen wir uns nach dem Hort bei mir und überlegen genau, wie alles ablaufen soll.
Nach einer Stunde sind wir fertig, und es ist perfekt, perfekt, perfekt.
Als Ben abends nach Hause auf bricht, ist unsere Freude wie eine Zauberbohne gewachsen und die Angst klein wie ein Zwerg.
Die anderen werden gewaltig staunen. Ich freu mich auf ihre Gesichter.
Freitagmorgen, ich bin schon um halb sieben wach. Mein Dad geht gerade zum Dienst. Ich höre seinen Abschiedskuss auf Mamas Wange schmatzen. Es klingt so, als ob man den Reißverschluss von einem kleinen Campingzelt zuzieht. Dann fällt die Tür ins Schloss.
Mama singt ein neues Lied –
»… in a town at the seaside, where the storms reach the coast, a man loves a girl and he loves her most …«
– und kocht Wasser für meinen Tee.
Egal, welches Wetter, ich muss jeden Morgen etwas Warmes trinken. Das ist Gesetz bei uns. Im Sommer gibt es zumindest Pfefferminztee, den mag ich am liebsten. Kamille ist mein Albtraum, da werde ich krank, wenn ich den rieche.
»Today, my Darling, is an important day!«, trällert meine Mutter und nimmt mich in den Arm. »Wirst du the winner of the big cup?«, singt sie weiter.
»Ich hab gute Chancen auf den Pokal!«, sage ich.
»I’ll be proud of you, dear. But be sure, I’m always proud of you.«
Ich lächle. »Ich weiß, Mama! Ich auch auf dich!«, antworte ich.
Sie lacht und lässt mich los. Auf dem Tisch stehen Brötchen, ein Ei und frisch gepresster Orangensaft. Es sieht aus wie ein Geburtstagsfrühstück.
»This breakfast makes you strong and powerful!«, sagt sie und zeigt auf die leckeren Sachen.
»Ein Nicht-Geburtstagsfrühstück!«, strahle ich.
»Let’s celebrate the no-birthday. Today is even no-birthday«, sie lacht. »You remember Alice?«
»Yes!« Natürlich erinnere ich mich an
Alice in Wonderland
. Ich mag die Geschichte und ganz besonders mag ich den Film, und am meisten mag ich Wir-feiern-den-Nicht-Geburtstag, denn den kann man 364 Tage im Jahr feiern.
Um halb acht klingelt Ben. Bleich wie ein Vampir steht er vor der Tür. So weiß zu sein ist im Sommer eine
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